Seit nicht mal zwei Jahren sind hierzulande RSV-Impfstoffe zugelassen. Doch nun verunsichert eine FDA-Warnung: Haben die Vakzine mehr Nebenwirkungen als ursprünglich angenommen?
Die FDA hat eine Warnung für die RSV-Impfstoffe von Pfizer (Abrysvo®) und GlaxoSmithKline Biologicals (Arexvy®) herausgegeben. Hintergrund ist eine Studie, die ein erhöhtes Risiko für das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) innerhalb von 42 Tagen nach der Impfung festgestellt hat.
In der retrospektiven Studie wurden Medicare-Daten von Patienten über 65-Jahre, die zwischen Mai 2023 und Juli 2024 eine RSV-Impfung erhielten, analysiert. Dabei zeigte sich, dass geimpfte Personen etwas häufiger ein GBS entwickelten:
Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine seltene neurologische Erkrankung mit unklarer Ätiologie. Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Immunsystem die peripheren Nerven angreift, was zu Muskelschwäche und in einigen Fällen zu Lähmungen führen kann.
Die genaue Ursache von GBS ist nicht vollständig geklärt. Es wurde aber mit verschiedenen Infektionen mit Erregern wie Campylobacter jejuni oder Herpesviren in Verbindung gebracht. Dazu wurde es mit einigen Impfungen, wie der Tetanus-, Polio-, Influenza- oder Tollwut-Impfung assoziiert. Auch verschiedene COVID-Impfungen stehen im Verdacht, das Risiko für GBS zu erhöhen (z. B. hier und hier).
„Obwohl diese Daten auf ein erhöhtes Risiko hindeuten, reichen sie nicht aus, um einen kausalen Zusammenhang zwischen den Impfstoffen und GBS eindeutig zu bestätigen“, betont die Infektiologin Dr. Nazifa Qurishi auf Anfrage von uns. Sie weist aber auch darauf hin, dass durch die EMA in Europa bereits auf GBS als seltene, aber schwere Nebenwirkung in der Packungsbeilage der RSV-Impfstoffe hingewiesen wird. Ein „Rote-Hand-Brief“ existiert aber noch nicht.
Trotzdem ruft sie medizinisches Personal dazu auf, wachsam zu bleiben, um mögliche Symptome von GBS frühzeitig erkennen und entsprechend handeln zu können. Zu den typischen ersten Symptomen zählen Parästhesien an Händen und Füßen sowie Schmerzen im Rücken oder auch den Beinen. Dazu sollten Patienten über mögliche Risiken informiert werden: „Jede Impfung sollte nach einer entsprechenden Aufklärung stattfinden, was bei uns in der Praxis seit der Coronapandemie zu Routine geworden ist.“
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