Teure Säfte, Smoothies und Detox-Tees versprechen einen Neustart für den Körper. Warum das eher geschicktes Marketing als eine Hilfe ist.
Detox-Mittel versprechen, den Körper von „Schlacken“ und Giftstoffen zu befreien. Das erste Problem daran ist bereits, dass es im Körper keine Schlacken gibt. Dieses Prinzip der bösen Schlacken im Körper haben sich die Anhänger der Pseudomedizin ausgedacht, um ihre Entschlackungskuren zu verkaufen.
Der Begriff „Schlacke“ stammt ursprünglich aus der Metallindustrie und bezeichnet dort Abfallprodukte, die bei der Verarbeitung von Metallen anfallen. Es handelt sich also um feste Rückstände, die aus dem Material entfernt werden müssen. In der Medizin hat dieser Begriff keine wissenschaftliche Grundlage.
Was die Giftstoffe betrifft, ist es natürlich realistisch, dass man immer mal wieder Giftstoffe aufnimmt, aber ob etwas ein Gift ist oder nicht, entscheidet letztendlich die Dosis. Der berühmte Satz „Die Dosis macht das Gift“ geht auf Paracelsus zurück. Paracelsus, der mit vollem Namen Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim hieß, lebte im 16. Jahrhundert in der Schweiz und war Arzt, Alchemist, Naturforscher und Philosoph.
Obwohl einige seiner Lehren, wie die Signaturenlehre – die annimmt, dass die äußeren Merkmale von Pflanzen, Tieren und Mineralien ihre heilenden Eigenschaften anzeigen – Unsinn waren, verstand er zumindest den wichtigen Zusammenhang zwischen der Menge einer Substanz und ihrer toxischen Wirkung auf den Körper. In hohen Dosen können selbst als harmlos betrachtete Substanzen giftig wirken, während geringe Mengen giftiger Substanzen oft keine schädlichen Wirkungen haben.
Beispiel Wasser: Keiner, wahrscheinlich noch nicht mal ein Anhänger der Pseudomedizin, wird abstreiten, dass Wasser lebensnotwendig ist. Trinkt man aber extrem große Mengen davon, kann man sterben.
Der Grund dafür ist, dass durch zu viel Wasser der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht gerät und es zu einer sogenannten Wasservergiftung (Hyponatriämie) kommt. Dabei sinkt der Natriumspiegel im Blut gefährlich ab, was zu Hirnschwellung, Krampfanfällen und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.
Nimmt man ein Arzneimittel ein, dann wirkt es erst, nachdem es die minimale effektive Konzentration überschritten hat. Das heißt, es muss erst eine bestimmte Menge des Arzneimittels im Blut vorliegen, bevor es die gewünschte Wirkung auslösen kann. Es gibt aber auch eine minimale toxische Konzentration. Wird diese überschritten, kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen.
Wichtig: Nicht alle Substanzen haben eine therapeutische Wirkung, aber in der Regel haben alle Substanzen irgendwann eine toxische Wirkung.
Ein gutes Beispiel ist Paracetamol, das gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt wird: Paracetamol ist in normalen, therapeutischen Dosen gut verträglich, aber giftig in zu hohen Konzentrationen. Bei der Verstoffwechselung von Paracetamol entsteht ein giftiges Abbauprodukt, das N-Acetylchinonimin, auch als N-Acetyl-p-benzochinonimin bezeichnet, das vom Körper durch Glutathion entgiftet wird. Nimmt man jedoch eine zu hohe Dosis Paracetamol ein, ist nicht mehr genügend Glutathion zum Entgiften des N-Acetylchinonimins da. Das führt dazu, dass das N-Acetylchinonimin an Leberzellen bindet und so zu deren Absterben führt, was tödlich enden kann.
Der Körper ist also grundsätzlich in der Lage, potenziell schädliche Stoffe problemlos zu verarbeiten und auszuscheiden, solange sie eben unter ihrer minimalen toxischen Konzentration liegen.
Die Leber baut Giftstoffe wie Alkohol, bestimmte Arzneimittel und Schadstoffe aus der Nahrung ab und wandelt sie in weniger schädliche Substanzen um. Diese werden dann über die Nieren, den Darm oder die Lunge ausgeschieden. Es gibt also keine Notwendigkeit für irgendwelche Detox-Mittel, um Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen, denn der Körper entgiftet sich selbst.
Detox-Mittel, die versprechen, den Körper von irgendwelchen, in der Regel noch nicht einmal genannten Giften oder eben Schlacken zu befreien, sind daher überflüssig und basieren auf einem Missverständnis der biochemischen Prozesse im Körper oder eben primär darauf, Geld verdienen zu wollen.
Es gibt – und das überrascht nicht – keine Studien, die den gesundheitlichen Nutzen von Detox-Mittel nachweisen, egal, welcher Art. Trotzdem gibt es Detox-Mittel in zahlreichen Formen, von Getränken über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu speziellen Kuren und Produkten.
Hier sind einige Beispiele:
Diese Säfte bestehen meist aus Obst- und Gemüsemischungen und werden oft als „Reiniger“ für den Körper beworben. Die Idee dahinter ist, dass der Körper durch das Trinken dieser nährstoffreichen Flüssigkeiten mit Vitaminen und Antioxidantien versorgt wird. Häufig werden Zutaten wie Zitrone, Ingwer, Spinat oder Grünkohl verwendet, die angeblich den Stoffwechsel ankurbeln oder das Entgiften unterstützen sollen.
Warum das nicht funktioniert: Während Obst und Gemüse natürlich gesunde Bestandteile einer guten Ernährung sind, gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass sie Giftstoffe im Körper binden oder ausleiten können.
Die kurzfristigen positiven Effekte solcher Säfte sind größtenteils auf den Flüssigkeitsverlust und den Verzicht auf feste Nahrung zurückzuführen, nicht auf eine tatsächliche Entgiftung.
Aktivkohle wird oft sogenannten „Black Detox“-Produkten zugegeben oder als Nahrungsergänzungsmittel verwendet. Sie soll schädliche Stoffe im Verdauungstrakt binden und dadurch den Körper entgiften. Ja, Aktivkohle kann tatsächlich Toxine im Magen-Darm-Trakt binden, bevor sie ins Blut gelangen und wird daher bei akuten Vergiftungen eingesetzt.
Warum das dennoch nicht funktioniert: Aktivkohle unterscheidet nicht, was sie bindet, sie bindet auch Nährstoffe, Mineralien und Arzneimittel, was langfristig zu Mangelerscheinungen führen kann. Bei häufiger Anwendung besteht das Risiko, dass der Körper wichtige Nährstoffe nicht mehr in ausreichender Menge aufnimmt, was langfristig zu Mangelerscheinungen führen kann. Deshalb ist die langfristige Verwendung von Aktivkohle als Detox-Mittel nicht sinnvoll und kann sogar gesundheitliche Risiken bergen.
Detox-Tees enthalten oft entwässernde und abführende Inhaltsstoffe wie Brennnessel, Löwenzahn, Senna oder Mate. Sie sollen den Körper entgiften, indem sie über den Urin oder den Stuhlgang Schadstoffe ausscheiden. Es wird behauptet, dass durch häufiges Wasserlassen oder abführende Wirkung Giftstoffe schneller ausgeschieden werden.
Warum das nicht funktioniert: Solche Tees fördern vor allem den Wasserverlust und haben eine abführende Wirkung, was kurzfristig zu einem geringeren Gewicht führen kann. Das Gewicht, das dabei verloren wird, ist hauptsächlich Wasser, nicht Fett oder Giftstoffe. Zudem können sie den Elektrolythaushalt stören und den Körper entwässern, was auf Dauer schädlich ist. Langfristige Anwendung kann auch die Darmflora beeinträchtigen.
Diese Algenprodukte werden oft als Entgiftungsmittel verkauft, da sie angeblich Schwermetalle und andere Schadstoffe im Körper binden und ausleiten sollen. Sie sollen außerdem das Immunsystem stärken und den Körper mit Nährstoffen versorgen.
Warum das nicht funktioniert: Es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege, dass Chlorella oder Spirulina in der Lage sind, Schwermetalle oder andere Giftstoffe effektiv aus dem Körper zu entfernen. Während sie eine Quelle von Proteinen und Nährstoffen sein können, ist ihre entgiftende Wirkung nicht nachgewiesen.
Diese Produkte werden oft als Entgiftungsmittel verkauft, da sie angeblich Schwermetalle und andere Schadstoffe im Körper binden und ausleiten sollen. Sie sollen zudem das Immunsystem stärken und den Körper mit Nährstoffen versorgen.
Warum das nicht funktioniert: Zeolith und Bentonit haben tatsächlich eine bindende Wirkung auf bestimmte Stoffe, doch es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass sie im menschlichen Körper in der Lage sind, toxische Substanzen gezielt und wirksam zu binden. Zudem können sie, wie auch die Aktivkohle, Nährstoffe und Mineralien binden, was auf Dauer zu Mangelerscheinungen führen kann. Es gibt auch Berichte über Schwermetallbelastungen in einigen Zeolith-Produkten, was dann genau den gegenteiligen Effekt davon hat, den man sich von dem Zeug verspricht.Der kurzfristige Gewichtsverlust, den solche Kuren zum Teil bewirken, ist meist auf die reduzierte Kalorienzufuhr und den damit verbundenen Verlust von Wasser und Muskelmasse zurückzuführen, nicht auf eine tatsächliche Entgiftung des Körpers.
Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf ist weit effektiver, um die Gesundheit zu fördern, als teure und unnötige Detox-Produkte.
Bildquelle: Alex Lvrs, Unsplash