ADHS wird oft mit zappeligen Kindern in Verbindung gebracht – dabei begleitet die Diagnose Betroffene oft ein Leben lang. Eine Studie zeigt jetzt: ADHS beeinflusst neben der Konzentration und Impulsivität auch die Lebenserwartung.
Um herauszufinden, wie sich ADHS auf die Lebensdauer auswirkt, analysierten Forscher die Daten von über 30.000 Erwachsenen mit ADHS und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe. Dabei lag der Fokus auf Sterblichkeitsraten, Begleiterkrankungen und möglichen Ursachen für eine verkürzte Lebensspanne.
Die Forscher analysierten Daten von 30.039 Erwachsenen mit einer ADHS-Diagnose und verglichen diese mit einer alters- und geschlechtsangepassten Kontrollgruppe von 300.390 Personen ohne ADHS. Die Analyse zeigt: Männer mit einer Diagnose leben im Durchschnitt 6,78 Jahre kürzer als Männer ohne ADHS; bei Frauen beträgt die Differenz 8,64 Jahre. Neben einem erhöhten Risiko für psychiatrische Erkrankungen weisen Betroffene eine höhere Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und Substanzmissbrauch auf.
Dabei ist die reduzierte Lebenserwartung nicht direkt auf ADHS zurückzuführen, sondern auf unzureichende medizinische Versorgung, gesundheitliche Risikofaktoren und soziale Belastungen. Unbehandelte Begleiterkrankungen und ungesunde Verhaltensweisen spielen eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig fällt es vielen Betroffenen schwer, regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen oder Behandlungsempfehlungen einzuhalten.
Die erhöhte Sterblichkeit bei ADHS-Patienten ist multifaktoriell bedingt. Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zählen:
Die Zahlen zeigen, dass ADHS mehr ist als eine Konzentrationsstörung: Betroffene kämpfen mit strukturellen Hürden – sei es in der Gesundheitsversorgung, im Berufsleben oder im sozialen Umfeld. Stress, finanzielle Unsicherheit und fehlende medizinische Unterstützung verschärfen die Situation; die Versorgungslage für Erwachsene mit ADHS ist lückenhaft.
Eine verkürzte Lebenserwartung von bis zu neun Jahren ist ein alarmierendes Signal für Ärzte, Forschung und Gesundheitspolitik, dringend bessere Versorgungsstrukturen und präventive Maßnahmen zu etablieren. Eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit und bessere medizinische Betreuung könnten Betroffenen letztlich nicht nur Lebensqualität, sondern auch Lebensjahre schenken.
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