📢 Viele Frauen mit ADHS erhalten ihre Diagnose erst spät – häufig in der Perimenopause oder Menopause.
Sie kommen mit unerklärlicher Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Zyklusproblemen oder hormonellen Beschwerden in die Praxis. Oft wird ihnen gesagt: „Das sind die Wechseljahre“ oder „Das ist normal in Ihrem Alter.“ Doch was, wenn hinter diesen Symptomen ein unentdecktes ADHS steckt?
Gynäkologinnen und Hormonexpert:innen haben eine einzigartige Chance, ADHS früher zu erkennen – denn viele Patientinnen erhalten ihre Diagnose erst nach jahrelangen Fehldiagnosen wie Depression, Angststörung oder Burnout. Ein praxisnahes Screening kann helfen, betroffenen Frauen schneller die richtige Unterstützung zu ermöglichen.
ADHS bei Frauen sieht oft anders aus als bei Männern. Viele Betroffene kompensieren ihre Symptome jahrelang durch Perfektionismus, Struktur oder soziale Anpassung – bis es nicht mehr geht. Besonders hormonelle Übergangsphasen wie Pubertät, Schwangerschaft, die Perimenopause oder die Menopause können das Gleichgewicht kippen.
💡 Warum?Östrogen beeinflusst direkt das Dopamin- und Noradrenalin-System – also genau die Neurotransmitter, die für ADHS essenziell sind. Sinkt der Östrogenspiegel (z. B. in der Perimenopause), verschlechtern sich häufig auch ADHS-Symptome:
✅ Konzentrationsstörungen & „Brain Fog“✅ Emotionale Dysregulation & Reizbarkeit✅ Erschöpfung trotz normaler Blutwerte (oft als CFS oder Fibromyalgie fehldiagnostiziert)✅ Starke Stimmungsschwankungen über den Zyklus hinweg (z. B. PMS, PMDS)✅ Schwierigkeiten mit der Pille oder Hormontherapien✅ Wiederholte Depressionen oder Angststörungen ohne klare Ursache✅ Probleme mit Selbstorganisation, Zeitmanagement & Stressregulation✅ Polyzystische Ovarien (PCOS) oder andere hormonelle Dysbalancen✅ ADHS oder Verdacht auf ADHS bei Kindern oder anderen Familienmitgliedern
💬 Wer sollte gescreent werden?Besonders bei folgenden Patientinnen lohnt sich ein einfaches Screening:🔹 Frauen mit unerklärlicher chronischer Erschöpfung oder CFS/Fibromyalgie-Diagnose🔹 Frauen mit ausgeprägten PMS/PMDS-Symptomen oder zyklusabhängigen Stimmungsschwankungen🔹 Frauen mit wiederkehrenden Depressionen oder Burnout, trotz Therapie🔹 Frauen, die mit Hormonumstellungen Probleme haben (z. B. Pille, Menopause)🔹 Frauen mit PCOS oder anderen hormonellen Dysbalancen🔹 Frauen, die berichten, dass ihr Kopf nie abschaltet und sie sich permanent überfordert fühlen🔹 Frauen mit einem Kind oder anderen nahen Verwandten mit ADHS
„In den letzten sechs Monaten war es oft so, dass...“🔲 … ich ständig Dinge verliere oder vergesse (z. B. Schlüssel, Rechnungen).🔲 … ich mich extrem schlecht konzentrieren konnte, selbst bei wichtigen Dingen.🔲 … meine Stimmung und Energie über den Zyklus hinweg stark geschwankt sind.🔲 … ich mich oft überfordert und reizbar gefühlt habe – besonders vor der Periode.🔲 … ich meine To-Do-Liste nie wirklich abarbeiten konnte.🔲 … ich Schwierigkeiten hatte, meinen Alltag strukturiert zu organisieren.
👉 Wenn 3 oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, sollte ein vertiefendes Gespräch folgen.
Da Ă–strogen einen direkten Einfluss auf das dopaminerge System hat, kann eine gezielte Behandlung helfen:
✅ Individuelle Anpassung der Hormontherapie (HRT) – insbesondere für Frauen mit starken ADHS-Symptomen✅ Medikamentöse Behandlung von ADHS – z. B. Stimulanzien oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer✅ Spezialisierte ADHS-Coachings für Frauen in der Perimenopause✅ Psychoedukation & Selbsthilfe – Wissen über ADHS hilft, die Veränderungen im Gehirn zu verstehen und neue Strategien zu entwickeln✅ Optimierung von Schlaf, Ernährung & Bewegung – Dopamin- und Östrogenregulation gezielt unterstützen
âť— Wichtig: Eine Hormontherapie allein reicht oft nicht aus, wenn eine zugrunde liegende ADHS-Problematik besteht.
➡ Ein oft ĂĽbersehener Faktor bei neurodivergenten Frauen mit ADHS sind Kreislaufprobleme wie POTS.Â
Frauenärzt:innen und Hormonexpert:innen begleiten ihre Patientinnen oft über Jahre hinweg und erleben deren Veränderungen in verschiedenen Lebensphasen. Das eröffnet eine enorme Chance, ADHS frühzeitig zu erkennen – bevor jahrelange Fehldiagnosen entstehen.
💡 Praktische Vorteile eines Screenings in der gynäkologischen Praxis:✅ Frühzeitige Erkennung statt jahrelanger Fehldiagnosen✅ Gezielte Unterstützung durch interdisziplinäre Zusammenarbeit✅ Bessere Lebensqualität für betroffene Frauen durch individuell angepasste Therapieansätze
👉 Unser Wunsch an die  Fachgesellschaften: Gynäkolog:innen und Hormonexpert:innen sollten eine aktivere Rolle bei der Erkennung von ADHS spielen. Viele Frauen haben jahrzehntelang nicht die richtigen Antworten auf ihre Symptome erhalten – es ist an der Zeit, das zu ändern.Mehr zum Thema ADHS in meinem Newsletter zu ADHS und Neurodivergenz