Mit einer bakteriellen Vaginose haben viele Frauen immer wieder zu kämpfen. Könnte die Behandlung des Partners die Lösung sein?
Und wieder sitzt Frau T. im Wartezimmer ihrer Gynäkologin. Als sie aufgerufen wird, erklärt sie ihrer Ärztin nur: „Es geht wieder los.“ Mittlerweile ist sie geübt darin, die Veränderung in Geruch, Konsistenz und Farbe ihres Ausflusses zu erkennen – die Anzeichen für eine bakterielle Vaginose. Es ist bereits das dritte Mal und da Frau T. keine Lust auf eine weitere Vaginitis hat, hat sie sofort bei ihrer Ärztin angerufen. „Kann man da nicht was machen, dass es endlich aufhört?“
Bei der bakteriellen Vaginose (BV) finden sich untypisch viele anaerobe Bakterien in der Vaginalflora, während die Anzahl der Laktobazillen reduziert ist. Diese Dysbiose kann zu einer Vaginitis führen und das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten (STD) wie HIV, Chlamydien oder Gonorrhö um das Doppelte erhöhen – die BV selbst gilt aber nicht als STD. Was genau eine BV auslöst, ist bis heute nicht geklärt.
Die Behandlung erfolgt laut Leitlinie mit oralem oder topischem Clindamycin oder Metronidazol. Bei Rezidiven kann auch das Metronidazol topisch aufgetragen werden, außerdem werden Probiotika empfohlen. Und Rezidive sind häufig – bei etwa der Hälfte der betroffenen Frauen kommt es innerhalb von drei Monaten zu einem Rückfall. Woran diese hohe Rate liegt, ist noch nicht völlig verstanden. Es gibt jedoch Hinweise, dass BV sexuell übertragen wird – also eigentlich eine STD ist. Ein möglicher Ansatz, die hohe Rückfallrate zu reduzieren, könnte darin bestehen, den Sexualpartner mitzubehandeln. Auch in der Leitlinie wird diese Option bereits erwähnt: „Bei chronisch rezidivierenden Verläufen kann eine Partnerbehandlung erwogen werden, wobei die Evidenz hierzu begrenzt ist.“ Diese mangelnde Evidenz will eine aktuelle Studie nun aufstocken.
Für ihre Studie haben australische Forscher 164 monogame heterosexuelle Paare rekrutiert, bei denen die Frau prämenopausal war und mit BV diagnostiziert wurde. Die Paare wurden zufällig entweder in die Partnerbehandlungsgruppe (n = 81) oder die Kontrollgruppe (n = 83) eingeteilt. Frauen erhielten die Standardtherapie mit Clindamycin und Metronidazol in beiden Gruppen. In der Partnerbehandlungsgruppe erhielten die Männer zusätzlich orales Metronidazol und eine Clindamycin-Creme, die sie für sieben Tage zweimal täglich auf ihrem Penis auftragen sollten. In der Kontrollgruppe blieben die Partner unbehandelt. Auf ein Placebo wurde verzichtet, da die Sorge bestand, dass auch eine Placebo-Creme das Mikrobiom des Penis verändern würde. Dementsprechend wussten sowohl die Teilnehmer als auch die behandelnden Ärzte, wer in welcher Gruppe war; lediglich das Laborpersonal blieb im Unklaren.
Das primäre Ziel war ein Rückfall von BV innerhalb von zwölf Wochen nach den Amsel-Kriterien und dem Nugent-Score. Nachdem 150 Paare die zwölf Wochen durchlaufen hatten, wurde die Studie allerdings vorzeitig beendet, denn die Ergebnisse waren so eindeutig, dass das Vorenthalten einer offenbar wirksamen Therapie nicht länger ethisch vertretbar war.
Damit lag die absolute Risikoreduktion bei -2,6 Rezidiven pro Personenjahr, wenn der Partner mitbehandelt wurde. Zudem verlängerte sich auch die Dauer bis zum Rückfall signifikant: Von durchschnittlich 55 Tagen in der Kontrollgruppe zu 74 Tagen in der Partnerbehandlungsgruppe.
Behandelte Männer berichteten von eher milden Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder auch ein metallischer Geschmack im Mund. Bei vier Personen kam es zu leichten Hautirritationen am Penis. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten nicht auf. Es muss aber erwähnt werden, dass die Studie nicht verblindet war und kein Placebo genutzt wurde – wie groß der Placeboeffekt war, lässt sich also schwer abschätzen.
Zudem wurden die rekrutierten Pärchen zwar gebeten, während der Studiendauer nur mit ihrem angegebenen Partner zu schlafen, neun Pärchen gaben aber an, sich nicht daran gehalten zu haben – und das sind nur die, die es zugegeben haben. Wie sich der Kontakt mit anderen Genitalmikrobiomen ausgewirkt haben könnte, ist mit den vorhandenen Daten schwer zu sagen.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine Mitbehandlung des Sexualpartners bei BV eine effektive Maßnahme sei, um Rezidive vorzubeugen. Zudem liefere ihre Studie einen weiteren Hinweis, dass es sich bei BV um eine STD handelt – und als solche behandelt werden muss. Auch die Infektiologin Dr. Nazifa Qurishi kommentiert gegenüber DocCheck: „Es ist naheliegend, dass auch die bakterielle Vaginose zu den sexuell übertragbaren Krankheiten gehört, da sie nur bei sexuell aktiven Frauen auftritt.“
Zudem lägen bei BV die gleichen Risikofaktoren wie bei anderen Geschlechtskrankheiten vor. So erhöhe beispielsweise der Verzicht auf Kondome beim Geschlechtsverkehr oder häufig wechselnde Sexualpartner das Risiko für eine BV. Auch eine Mitbehandlung des Partners erachtet sie als sinnvoll, um Rezidive vorzubeugen, „da es sonst nicht nur wie in der Studie beschrieben, sondern auch wie in unserem klinischen Alltag [zu beobachten] zu erneuten Symptomen bei der Frau kommen kann.“
Bildquelle: Pablo Merchán Montes, Unsplash