Wer häufig sein Essen nachsalzt, schadet nicht nur seinem Gefäßsystem – sondern vielleicht auch seiner Psyche. Inwiefern unser Salzkonsum ein möglicher Risikofaktor für eine Depression ist, hat jetzt eine Studie untersucht.
Psychische Erkrankungen wie Depression und Angststörungen gehören zu den häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Einschränkungen weltweit. Gleichzeitig zählt übermäßiger Salzkonsum zu den etablierten Risikofaktoren für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen. Ob jedoch eine direkte Verbindung zwischen salzreichem Ernährungsverhalten und psychischer Gesundheit besteht, wurde bislang kaum erforscht. Eine neue prospektive Kohortenstudie, veröffentlicht im Journal of Affective Disorders, liefert nun umfassende Daten zur Häufigkeit des Nachsalzens (Frequency of Adding Salt to Food, FASF) und deren potenziellen Auswirkungen auf Depression, Angststörungen und das biologische Altern.
Die Analyse basiert auf Daten von 439.412 Teilnehmern aus der UK Biobank. Die Häufigkeit des Nachsalzens wurde über Selbstauskünfte in vier Kategorien erfasst: „nie/selten“, „manchmal“, „meistens“ und „immer“. Zusätzlich wurden zwei etablierte Maße für das biologische Alter berechnet: das Klemera-Doubal-Modell (KDM-BA) und die PhenoAge. Ziel war es, sowohl den direkten Zusammenhang zwischen Nachsalzen und psychischen Erkrankungen als auch die Rolle des beschleunigten biologischen Alterns als vermittelnden Faktor zu untersuchen.
Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12,7 Jahren wurden 18.678 Fälle von Depression und 22.017 Fälle von Angststörungen dokumentiert. Im Vergleich zur Referenzgruppe („nie/selten“) war das Risiko für Depression bei „manchmal“, „meistens“ und „immer“ Nachsalzenden um 8 %, 16 % bzw. 37 % erhöht. Für Angststörungen lagen die Hazard Ratios bei 1,05, 1,05 bzw. 1,27.
Zudem zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Nachsalzen und beschleunigtem biologischem Altern. Teilnehmer, die häufiger Salz verwendeten, wiesen im Schnitt ein höheres biologisches Alter auf – was wiederum mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen assoziiert war. Mediation-Analysen ergaben, dass etwa 2–3 % des Effekts des Nachsalzens auf Depression und Angststörung durch beschleunigtes Altern vermittelt wurden.
Die Autoren diskutieren verschiedene biologische Pfade: Eine salzreiche Ernährung könnte über eine Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, die Störung dopaminerger und serotonerger Systeme sowie durch proinflammatorische Prozesse zur Entstehung affektiver Störungen beitragen. Zudem wird angenommen, dass übermäßiger Salzkonsum oxidativen Stress und immunologische Veränderungen induziert, die das biologische Altern beschleunigen und so als Risikofaktor für psychische Erkrankungen fungieren.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass ein häufiger Zusatz von Salz zu Speisen ein modifizierbarer Risikofaktor für Depression und Angststörungen sein könnte. Besonders relevant ist dies für Personen mit bereits beschleunigtem biologischem Alterungsprozess. Maßnahmen zur Reduktion des Salzkonsums könnten somit nicht nur der körperlichen, sondern auch der psychischen Gesundheit dienen.
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können jedoch keine kausalen Schlüsse gezogen werden. Die Erhebung des Salzkonsums basiert auf Selbstauskünften und erfasst nicht die absolute Natriumaufnahme. Künftige Studien sollten prospektiv erhobene Biomarker sowie randomisierte Studiendesigns einsetzen, um kausale Zusammenhänge zu prüfen.
Diese groß angelegte Kohortenstudie zeigt, dass häufiges Nachsalzen in einem signifikanten Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Depression und Angststörungen steht. Biologisches Altern wirkt dabei als vermittelnder und verstärkender Faktor. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines maßvollen Salzkonsums nicht nur für die körperliche, sondern auch für die seelische Gesundheit.
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