Die Masern sind zurück – dabei galten sie in den USA als ausgerottet. Warum die Fallzahlen auch in Deutschland wieder steigen und in welcher Verantwortung Ärzte jetzt stehen.
In den USA wird derzeit ein besorgniserregender Anstieg von Masernfällen verzeichnet. Bereits sechs Ausbrüche wurden in diesem Jahr gemeldet, insgesamt sind 712 Menschen an Masern erkrankt. Rund 11 % mussten hospitalisiert werden und tragischerweise starben drei Kinder an den Folgen der Infektion. Diese Zahlen sind alarmierend – vor allem, da Masern durch eine Impfung effektiv vermeidbar sind.
Nach Angaben der CDC waren nur 2 % der Erkrankten zweifach geimpft, 1 % einmalig. Bei 98 % lagen entweder gar kein Impfschutz vor oder der Impfstatus konnte nicht erhoben werden. Diese Entwicklung wirft auch für Deutschland wichtige Fragen auf: Wie ist die aktuelle epidemiologische Lage hierzulande? Wie steht es um die Impfquoten? Und warum ist die Masernimpfung eigentlich so essenziell?
Auch in Deutschland stiegen die Masernfälle bereits vor der COVID-19-Pandemie deutlich an – in manchen Jahren auf über 500 Fälle. Während der Pandemiejahre 2020 bis 2022 gingen die Fallzahlen infolge der Hygienemaßnahmen stark zurück; im Jahr 2021 wurden lediglich acht Fälle gemeldet. Seit der Aufhebung der Schutzmaßnahmen steigen die Zahlen jedoch wieder: 2024 wurden bisher 94 Fälle registriert – das präpandemische Niveau ist damit noch nicht erreicht, die Entwicklung bleibt aber wachsam zu beobachten.
Die Masernimpfung wurde 1963 eingeführt und bietet mit einer Wirksamkeit von etwa 98 % einen sehr hohen Schutz. Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) gelten folgende Empfehlungen:
Auswertungen vom RKI aus dem Jahr 2023 zu den Impfquoten zeigen, dass die erste MMR-Impfung im Jahr 2023 bei 87 % der Kinder verabreicht wurde, während die zweite Dosis jedoch nur bei 77 % der Kinder zum empfohlenen Zeitpunkt vorlag.
Die Erkrankung verläuft in drei Phasen:
Verläuft die Infektion unkompliziert, hinterlässt sie eine lebenslange Immunität. In etwa 30 % der Masernfälle treten jedoch Komplikationen auf. Besonders problematisch ist die durch das Masernvirus verursachte langanhaltende Immunsuppression, die das Risiko für zusätzliche Infektionen deutlich erhöht. Am häufigsten kommt es dabei zu gastrointestinalen Infekten, aber auch Bakteriämien, Lungenentzündungen (Pneumonien) und Mittelohrentzündungen (Otitis media) sind häufige Folgeerkrankungen.
Das Spektrum der sekundären Erreger ist breit: Sowohl virale als auch bakterielle Infektionen treten auf – unter anderem mit Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Streptococcus pyogenes. Auch Fälle von Tuberkuloseinfektionen im Anschluss an eine Maserninfektion sind dokumentiert.
Aufgrund der anhaltenden Immunsuppression ist die Sterblichkeit in den ersten drei Jahren nach einer Maserninfektion erhöht. Ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe und Komplikationen tragen Personen mit einer bestehenden Immunschwäche, Schwangere, Kinder mit Vitamin-A-Mangel oder unzureichendem Ernährungsstatus sowie Säuglinge und ältere Menschen.
Eine der gefürchtetsten Spätkomplikationen ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) – eine seltene, aber immer tödlich verlaufende Hirnentzündung, die 7 bis 10 Jahre nach einer Maserninfektion auftreten kann.
Da es keine spezifische antivirale Therapie gegen das Masernvirus gibt, ist die Behandlung rein symptomatisch und richtet sich bei Komplikationen nach dem jeweiligen Erreger und Infektionsort. Der wirksamste Schutz bleibt die Impfung – sie rettet Leben und verhindert schwerwiegende Krankheitsverläufe.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen – national wie international – ist es wichtiger denn je, Patienten über Impfstatus und Vorsorgemaßnahmen aufzuklären und Impfungen konsequent durchzuführen.
Measles Cases and Outbreaks. 2025. https://www.cdc.gov/measles/data-research/index.html
STIKO Impfempfehlungen: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=9
Bildquelle: Fanette G, Unsplash