Seitdem die Apothekenbetriebsordnung überarbeitet worden ist, müssen Inhaber ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) aufbauen. Sie beklagen den hohen Aufwand. Manche sehen aber durchaus einen Mehrwert, um Pharmakotherapien sicherer zu machen.
Ein kurzer Rückblick: Seit Mitte 2012 gilt die stark überarbeitete Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO). Der Gesetzgeber verpflichtete Inhaber, spätestens ab Mitte 2014 ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) aufzusetzen. Selbstinspektionen reichen dabei aus. Der Gesetzgeber fordert keine externe Zertifizierung. Mehrere Jahre nach dieser einschneidenden Änderung hat das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln jetzt mehr als 200 Apothekenleiter nach ihren Erfahrungen befragt.
Zuerst ein Blick auf verschiedene QMS-Formen: Besonders hoch im Kurs steht das interne QMS-Handbuch ohne Zertifikat (46,3 Prozent). 2014 waren es noch 33,7 Prozent. Aufwändigere DIN-Zertifikate (23,8 versus 34,7 Prozent) verloren im gleichen Zeitraum an Bedeutung. Bei Kammerhandbüchern (23,8 versus 25,6 Prozent) gab es keine großen Veränderungen. Andere QMS fielen mit 6,1 versus 6,0 Prozent nicht ins Gewicht. Bleibt zu klären, welchen Mehrwert das QMS tatsächlich für die Praxis bringt.
Insgesamt sind die befragten Kollegen von ihrem QMS angetan. 78,7 Prozent bestätigten, dass es gelinge Fehler zu vermeiden und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern (2015: 72,9 Prozent). Weitere 67,9 Prozent schätzen, ihre Kundenberatung oder –betreuung zu verbessern (2014: 61,5 Prozent). Beim Aspekt, interne Prozesse zu verbessern, waren 57,2 Prozent mit ihrem QMS zufrieden (2014: 53,9 Prozent). Nicht zuletzt sahen 55,3 Prozent Vorteile bei ihrer Außendarstellung (2014: 51,2 Prozent). Seitdem Qualitätsmanagementsysteme zur Pflicht wurden, zeigt sich in vielen, wenn auch nicht in allen Bereichen ein steigender Mehrwert für die Praxis. Dennoch steht der dazugehörige Aufwand deutlich in der Kritik.
45,8 Prozent bestätigten, Kosten und Aufwand eines QMS entsprächen nicht dessen Nutzen (2014: 46,9 Prozent). Weitere 31,3 Prozent stimmten dem Statement zumindest teilweise zu (2014: 30,0 Prozent). An der Frage, ob das QMS tatsächlich zu besseren Informationsflüssen führt, scheiden sich die Geister. Befürworter und Gegner liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dass Apotheken zu diesem Schritt gezwungen werden, finden nur 38,4 Prozent in Ordnung (2014: 34,7 Prozent). Stärkere Kontrollen als bisher können sich allerdings nur 17,4 Prozent vorstellen (2014: 18,4 Prozent). Dazu gehören Besuche des Pharmazierats oder des Amtsapothekers inklusive QMS-Revision. Das Fazit aller Befragten bleibt zwiespältig. 64,8 Prozent bewerten die Umsetzung eines QMS als „große Herausforderung“. Dem gegenüber sehen 36,2 Prozent einen stetig steigenden Nutzen.