Professionelle Musiker leiden fast viermal häufiger an Hörschäden und tragen ein um 57 % erhöhtes Risiko einer Tinnituserkrankung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Das belegt eine aktuelle Studie.
Die Studie entstand in Kooperation zwischen dem Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (Dr. Tania Schink, Prof. Dr. Wolfgang Ahrens, Prof. Dr. Iris Pigeot-Kübler), dem Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Prof. Dr. Gunter Kreutz) und dem Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Bremen (Prof. Dr. Veronika Busch). Für die Studie analysierten die Wissenschaftler die Krankenversicherungsdaten von sieben Millionen Deutschen. „Hörschäden treten verstärkt in höheren Lebensaltern auf, doch selbst nach Berücksichtigung dieser und anderer Einflussgrößen, wie etwa Geschlecht und Populationsdichte, waren Profimusiker immer noch häufiger davon betroffen“, erklären die Autoren. Gängige medizinische Studien legen nahe, dass Musik bei Hörschäden durch Industrielärm als Therapieform positive Effekte erzielen kann und die Hörsensitivität erhöht. Jedoch nicht bei Berufsmusikern. „Unsere Daten lassen vermuten, dass die positiven Effekte, die bei dieser Therapieform auftreten, bei professionellen Musikern – wenn sie unter einem lärminduzierten Hörschaden leiden – nicht stattfinden und die Risiken die potenzielle Vorteile überwiegen”, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Ahrens. Angesichts der Zahl der betroffenen Musiker und der Schwere des Problems, das zu Berufsunfähigkeit und starkem Verlust von Lebensqualität führen könne, stellten Hörschäden eine besondere Herausforderung an das öffentliche Gesundheitssystem dar. Originalpublikation: Incidence and relative risk of hearing disorders in professional musicians Wolfgang Ahrens et al.; Occupational & Environmental Medicine, doi: 10.1136/oemed-2014-102172; 2014