Pädiater verschreiben Babys aufgrund der guten Wirkung und Verträglichkeit häufig Makrolid-Antibiotika. Säuglinge nehmen Pharmaka auch über die Muttermilch auf. Jetzt zeigt eine Studie, dass kleine Patienten danach häufig unter Pylorusstenosen leiden.
Kinderärzte setzen Makrolid-Antibiotika gern bei Infektionen des Atemtrakts ein. In diese Wirkstoffklasse gehören beispielsweise Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin oder Roxithromycin. Entsprechende Pharmaka hemmen die bakterielle Proteinbiosynthese. Sie gelten als gut verträglich und wirksam – Erythromycin kommt sogar während der Schwangerschaft zum Einsatz. Die Folgen sind dänischen Forschern zufolge teilweise fatal.
Jetzt hat Marie Lund, Kopenhagen, Ergebnisse einer Studie mit 999.378 lebend geborenen Kindern veröffentlicht, von denen 6.591 mit Makrolid-Antibiotika behandelt wurden. Falls sie entsprechende Arzneistoffe in den ersten 13 Tagen ihres Lebens bekommen hatten, erkrankten sie um den Faktor 30 häufiger an hypertrophischen Pylorusstenosen. Fand eine Pharmakotherapie zwischen dem 14. und dem 120. Lebenstag statt, war ihr Risiko immerhin noch dreimal höher als bei der Vergleichsgruppe.
In der Kohorte befanden sich auch 21.557 Frauen, die nach ihrer Niederkunft mit Makroliden behandelt wurden. Dänische Mütter stillen Lund zufolge sehr häufig, und entsprechende Wirkstoffe gehen in die Muttermilch über. Hier verwundert nicht wirklich, dass Babys, deren Mütter zwischen der Geburt und Tag 13 Makrolid-Antibiotika einnahmen, 3,5-mal häufiger eine Pylorusstenose erlitten. Bei späteren Verordnungen bestand jedoch kein Zusammenhang mehr.
Wie es zur Pylorusstenose kommt, haben Wissenschaftler noch nicht vollständig geklärt. Sie vermuten, Makrolide fungieren als Agonisten am Motilin-Rezeptor, und die Magenaktivität erhöht sich. Als Folge könnte es zu einer Hypertrophie der Muskulatur kommen. Kleine Patienten leiden unter starkem Erbrechen. In vielen Fällen muss der Ringmuskel längs gespalten werden. Um es gar nicht soweit kommen zu lassen, sollten Ärzte Kindern in den ersten Lebenswochen keine Makrolide verordnen, schreiben die Autoren. Stillende Mütter sollten direkt nach der Niederkunft ebenfalls andere Präparate bekommen.