Spezielle Antikörper gegen einen entzündungsfördernden Signalstoff (Anti-TNF-Antikörper) gelten als wirkungsvolle Therapiemöglichkeit bei Morbus Crohn. Bisher konnte nicht vorhergesagt werden, wie wirkungsvoll die Antikörper im Einzelfall sind, was Forschern nun gelang.
Einem internationalen Forscherteam unter Federführung der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Universitätsklinikums Erlangen ist es nun weltweit erstmals gelungen, die Bindung eines auf die Darmschleimhaut aufgesprühten fluoreszenz-markierten Anti-TNF-Antikörpers während einer Darmspiegelung mit einem konfokalen Laser-Endomikroskop (CLE) darzustellen. Dadurch konnte der Therapieerfolg einer nachfolgend durchgeführten Behandlung mit dem Anti-TNF-Antikörper bei Morbus Crohn-Patienten mit hoher Sicherheit vorhergesagt werden. Jetzt hoffen die Erlanger Wissenschaftler Prof. Dr. Markus F. Neurath und Prof. Raja Atreya, dass sich auf der Basis ihrer Forschungsergebnisse eine individualisierte Therapie bei Morbus Crohn-Patienten umsetzen lässt. Der Tumornekrosefaktor (TNF) ist ein multifunktionaler Signalstoff (Zytokin) des Immunsystems, der an lokalen und systemischen Entzündungen beteiligt ist. TNF spielt eine entscheidende Rolle im Entzündungsprozess bei Morbus Crohn, der durch eine zunehmende, zerstörerische chronische Entzündung im Magen-Darm-Trakt charakterisiert ist. Dementsprechend hat sich mittlerweile die Behandlung des Morbus Crohn mit einem Anti-TNF-Antikörper bei einer Vielzahl von Patienten in der klinischen Praxis bewährt. Bisher fehlte ein zuverlässiger Biomarker, um die individuelle Wirksamkeit auf eine Anti-TNF-Antikörper-Therapie bei Morbus Crohn-Patienten vorherzusagen. Da Anti-TNF-Antikörper über das membranständige TNF (mTNF) wirken, vermuteten die Forscher, dass die mTNF-Expression in der Darmschleimhaut eine Vorhersagekraft für den therapeutischen Erfolg hat. Diese Vermutung wurde im Rahmen einer ersten Patientenstudie nun überprüft und bestätigt.
Im Rahmen des translationalen Vorgehens wurde der fluoreszenz-markierte Antikörper in der klinischen Studie weltweit erstmalig eingesetzt. Die fluoreszenz-endoskopische Bewertung der einzelnen Zielstrukturen erfolgte dabei im Darm des Patienten durch die konfokale Laser-Endomikroskopie (CLE). Bei diesem endoskopischen Untersuchungsverfahren entsteht ein optischer Querschnitt des Gewebes mit einer Eindringtiefe von 250 μm und einer 1.000-fachen Vergrößerung. Kombiniert mit dem Einsatz des fluoreszenz-markierten Antikörpers konnten Darmzellen, die die spezifischen mTNF-Oberflächenmoleküle tragen, endoskopisch sichtbar gemacht werden. Die molekulare Bildgebung nutzt somit die molekulare Signatur der zellulären Strukturen des erkrankten Gewebes zur Darstellung krankheitsspezifischer Veränderungen. „Unsere Ergebnisse der klinischen Studie zeigen eindrucksvoll, dass die molekulare Bildgebung mit fluoreszenz-markierten Antikörpern den therapeutischen Erfolg der Anti-TNF-Antikörper-Therapie bei Morbus Crohn-Patienten vorhersagen lässt“, erläutern Prof. Atreya und Prof. Neurath. Jetzt hoffen die Wissenschaftler, dass sich auf der Basis ihrer Forschungsergebnisse die therapeutischen Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung des Morbus Crohn verbessern lassen. Originalpublikation: In vivo imaging using fluorescent antibodies to tumor necrosis factor predicts therapeutic response in Crohn‘s disease Markus F. Neurath et al.; Nat Med, doi: 10.1038/nm.3462; 2014