Wissenschaftler haben mit miR181b einen potenziellen Biomarker für den Naturstoff Curcumin gefunden. In mehreren Versuchen haben sie nachgewiesen, dass Curcumin die Bildung von Tochtergeschwulsten beim Brust- und Prostatakrebs bremsen kann.
Soll ein Medikament in die Therapie einer Krankheit einziehen, braucht es sogenannte Biomarker. Idealerweise sind das bestimmte Moleküle, deren Aktivität der Wirkstoff beeinflusst und die sich möglichst leicht nachweisen lassen. „Die Biomarker zeigen uns an, ob die Therapie erfolgreich ist“, sagt Privatdozentin Dr. Beatrice Bachmeier vom Institut für Laboratoriumsmedizin des Klinikums der Universität München. Sie hat jetzt entsprechende Biomarker für den Naturstoff Curcumin gefunden und patentieren lassen. Und im Zuge ihrer Arbeiten von einem Sponsor finanzielle Unterstützung für die kommenden fünf Jahre in Aussicht gestellt bekommen, um Curcumin für den Einsatz in der Therapie und Vorbeugung von Brust- und Prostatakrebs zu testen. Schon seit 5000 Jahren wird der Stoff aus dem Curry-Gewürz (Gelbwurzel, lat. Curcuma longa) in der ayurvedischen Medizin Asiens eingesetzt, vorzugsweise gegen Entzündungen in den Gelenken beispielsweise oder im Darm. „Mit beachtlichen Erfolgen“, wie Bachmeier unterstreicht. Naturheilkundler nutzen das Mittel auch in der Tumorbehandlung. „Wir wissen heute, dass viele Krebsarten mit chronischen Entzündungen einhergehen, die das Tumorwachstum fördern.“ In mehreren Versuchen hat das Team um Bachmeier nachgewiesen, dass Curcumin die Bildung von Tochtergeschwulsten beim Brust- und Prostatakrebs bremsen kann.
Grundsätzlich reguliert eine Zelle ihr Wachstum und ihre Vermehrung über verschiedene Moleküle, die wiederum andere Moleküle und Aktivitäten von Genen steuern. Und zwar in einem haarfein austarierten Signalsystem. In Tumorzellen ist dieses System gestört: Manche Moleküle finden sich im Übermaß, andere dagegen sind ausgeschaltet. Das Ergebnis: bösartiges Tumorwachstum. Entsprechend sollen moderne Medikamente in den gestörten Prozess eingreifen. Curcumin blockiert in Brust- und Prostatatumorzellen ein Molekül namens NFkappaB. Dadurch wird, wie Bachmeiers Team herausfand, die Produktion der Entzündungsmoleküle CXCL1 und CXCL2 gehemmt, was zu einer verminderten Bildung von Tochtergeschwulsten führt. Bei Mäusen, beobachtete das Forscherteam, ist die Metastasierung in die Lungen deutlich gehemmt. Als Biomarker taugen NFkappaB und die CXCL-Moleküle aber nicht, weil sie zu unspezifisch sind. Andere Moleküle, die sogenannten MicroRNAs, könnten sich besser eignen, mutmaßte Bachmeier. Sie ging davon aus, dass Curcumin auf bestimmte MicroRNAs einwirkt. In einer Serie von Experimenten mit Curcumin-behandelten und unbehandelten Tumorzellen zeigte sich: Curcumin verändert spezifisch die Synthese einiger MicroRNAs, darunter „miR181b“, das wiederum die Produktion von CXCL-1 und -2 reguliert. Die Konzentration von bestimmten MicroRNAs beziehungsweise deren Änderung – etwa im Blut von Patienten – könnte demnach verraten, ob Curcumin seine gewünschte Wirkung entfaltet. „Deshalb ist miR181b ein potenzieller Biomarker, den es nun zu validieren gilt“, erklärt Bachmeier.
In Zukunft will sie weitere Biomarker suchen und testen, inwieweit Curcumin sich zusammen mit gängigen Krebsmedikamenten einsetzen lässt. Um zu sehen, „ob man die Dosis jener Substanzen verringern kann und somit auch deren Nebenwirkungen – bei gleicher Effektivität“. Curcumin alleine könnte aber schon jetzt für eine vorbeugende Behandlung eingesetzt werden. Als Zielgruppe kämen Männer mit gutartiger Prostatavergrößerung in Frage, die später zu Prostatakrebs entarten kann. Auch Frauen mit familiär hohem Brustkrebsrisiko könnten Curcumin präventiv einnehmen. Originalpublikation: miR181b is induced by the chemopreventive polyphenol curcumin and inhibits breast cancer metastasis via down-regulation of the inflammatory cytokines CXCL1 and -2 Emanuel Kronski et al.; Molecular Oncology, doi:10.1016/j.molonc.2014.01.005; 2014