Seit Jahren wird ein Zusammenhang zwischen einem TSH-Mangel und Demenz vermutet. Eine groß angelegte Metastudie zeigt den Einfluss von Schilddrüsenhormonen auf die Vergesslichkeit im Alter. Das Geschlecht spielt dabei eine besondere Rolle.
Während Alzheimer zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein eher seltenes Phänomen war, erkrankt mittlerweile weltweit alle 7 Sekunden ein Mensch daran. Alzheimer ist die häufigste Ursache der primären Demenzerkrankung. Seit einigen Jahren werden jedoch auch andere Ursachen kontrovers diskutiert. So soll der Mangel an Schilddrüsenhormonen, insbesondere Thyrotropin (TSH) Demenz fördern.
Der thyreotrope Regelkreis. Die Endprodukte T4 und T3 hemmen sowohl die TRH- als auch die TSH-Bildung. © Armin Kübelbeck Im Jahr 2005 berichteten Wissenschaftler erstmals von einem Zusammenhang zwischen niedrigem Serum-TSH und Vergesslichkeit. Die Arbeit erregte die Aufmerksamkeit der Fachwelt und führte zu zahlreichen Folgestudien, die den Zusammenhang zwischen Schilddrüsenhormonen und Demenz untersuchten. Während große, prospektive Studien große Mengen an freiem T4 mit Demenz assoziierten, kamen andere Studien nicht zu diesem Ergebnis. Eine neu veröffentlichte Metaanalyse hat 11 Studien von 2003 bis 2016 mit insgesamt 24.952 Teilnehmern, inklusive 1.526 Patienten mit einer Demenzerkrankung analysiert. Drei der Studien waren Fall-Kontroll-Studien, 8 Kohortenstudien.
Das Ergebnis: Menschen mit einer erhöhten Serumkonzentration an freiem T4, sowie Menschen mit erniedrigtem TSH haben offenbar ein höheres Risiko an Demenz zu erkranken. Bereits frühere Studien deuteten darauf hin, dass Frauen für den TSH-Effekt empfänglicher sind als Männer. Auch die vorliegende Metastudie bestätigte diesen Effekt: Bei Männern gibt es offenbar keinen Zusammenhang zwischen dem TSH-Level und dem Demenz-Risiko. Als Schlussfolgerung ihrer Metastudie raten die Wissenschaftler, eine T4-Ersatztherapie nur vorsichtig durchzuführen, da die betreffenden Patienten zu niedrigen oder gar nicht mehr messbaren TSH-Konzentrationen neigen könnten, die wiederum ein erhöhtes Risiko für eine Demenz nach sich ziehen. Um die kausalen Zusammenhänge lückenlos aufzuklären, seien noch zusätzliche groß angelegte, prospektive Kohortenstudien notwendig.