Mit einem neuen Smartphone-Tool will ein Startup aus den USA die Blutdiagnostik für jedermann nach Hause holen. Das könnte vor allem Krebspatienten helfen. Veränderungen im Blutbild lassen sich so schneller nachweisen als bei unregelmäßigen Kontrolluntersuchungen.
Bereits im Alter von 17 Jahren gründete Tanay Tandon aus dem kalifornischen Cupertino ein Startup-Unternehmen, um Technologien für Smartphones zu entwickeln. Seine ursprüngliche Idee war, über Apps Malaria-Infektionen nachzuweisen. Jetzt hat Tandon zusammen mit seiner Kollegin Deepika Bodapati Athelas vorgestellt: eine Hardware-Komponente zur Blutdiagnostik. Die beiden Entwickler haben schon 3,62 Millionen US-Dollar Seed Capital eingesammelt.
Ihre Idee ist, dass Ärzte ihren Patienten ein Gerät mitgeben, um engmaschige Kontrollen von Laborparametern durchzuführen. Bislang beschränken sich solche Messungen bei ambulanten Patienten auf einzelne Messungen pro Woche. Das könnte sich mit einer leicht zu bedienenden Hardware-Komponente inklusive App bald ändern. Das Gerät funktioniert nicht nach dem Prinzip der Durchflusszytometrie, die normalerweise zur Blutdiagnostik herangezogen wird, sondern mit Bildgebungstechnologien und mit Prinzipien des maschinellen Lernens. Über einen Teststreifen bringen User Blutproben in das Gerät ein. Es übernimmt dabei, basierend auf den Auswertungsdaten von Experten, das Zählen und Klassifizieren der einzelnen Zellen. Nach 50 bis 60 Sekunden liegt bereits das Ergebnis auf der Athleas-App vor und kann mit dem Arzt geteilt werden. Mit Athelas können momentan in erster Linie Leukozyten und Thrombozyten gemessen werden. Für Mediziner im ambulanten Bereich liegt der Vorteil auf der Hand, da sie Veränderungen weitaus schneller bemerken als bei unregelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Momentan eignet sich die Technologie vor allem für Onkologen. Sie könnten den Verlauf von Therapien besser verfolgen, aber auch Neutropenien früher bemerken. In Zukunft könnte das Gerät Anwendern helfen, bakterielle von viralen Infekten zu unterscheiden oder anhand von Biomarkern einen drohenden Herzinfarkt vorhersagen.
Um die Leistungsfähigkeit ihres Geräts zu demonstrieren, haben Tandon und Bodapati etliche Daten veröffentlicht. Im Experiment schnitt Athelas ähnlich gut ab wie der Goldstandard, das Durchflusszytometer Sysmex 5000. Deshalb planen die Entwickler, bei der US Food and Drug Administration den Status „Medizinprodukt Klasse 2“ zu beantragen. Momentan liegt eine Zulassung in Klasse 1 vor. Die Frage ist, ob Ärzte sich tatsächlich auf das neue Tool verlassen können und wollen.