Vitamin-D-Mangel betrifft eine Vielzahl von Patienten und das längst nicht mehr nur in den dunklen Wintermonaten. Doch wer bislang dachte, Vitamin D2 und D3 wirken gleich gut, irrt gewaltig. Eine aktuelle Studie stellt die bisherige Lehrmeinung in Frage.
Obgleich Vitamin D3 aus tierischen Quellen stammt und Vitamin D2 vor allem pflanzlichen Ursprungs ist, nahm man dennoch bisher an, dass beide Vitaminformen den körpereigenen Vitamin-D-Haushalt gleich gut wieder anheben können. Das trifft offensichtlich nicht zu. Ernährungswissenschaftler der University of Surrey untersuchten jeweils in zwei aufeinanderfolgenden Wintern die Vitamin-D-Konzentrationen im Blut von 335 asiatischen und europäischen Frauen. Die Teilnehmerinnen wurden für die Studie in fünf Gruppen eingeteilt und erhielten dementsprechend: 1) Placebo, 2) Fruchtsaft mit Vitamin D2, 3) Fruchtsaft mit Vitamin D3, 4) mit Vitamin D2 angereichertes Gebäck sowie 5) mit Vitamin D3 angereichertes Gebäck.
Vitamin D3 steigerte innerhalb der 12-wöchigen Versuchsdauer ungefähr doppelt so erfolgreich wie Vitamin D2 die Vitamin-D-Konzentration im Blut der Frauen. So nahm der Vitamin-D-Wert bei den Frauen, welche Fruchtsaft oder Gebäck mit Vitamin D3 bekommen hatten, um 75 % beim Trinken des Fruchtsafts bzw. 74 % beim Verzehr des Gebäcks zu. Bei denjenigen Frauen, die Vitamin D2 erhalten hatten, stieg der gemessene Blutwert lediglich um 33 % bzw. 34 % an. Zum Vergleich dazu sank bei den Frauen, die Placebo eingenommen hatten, der Vitamin-D-Wert im Blut um bis zu 25 % ab. Bereits seit Jahren setzen Hersteller beispielsweise Fruchtsäften Vitamin D2 hinzu, damit die Bevölkerung eine Möglichkeit hat, ihren Vitamin-D-Bedarf ausreichend zu decken. Hier muss zukünftig wohl ein Umdenken erfolgen, denn Vitamin D2 ist längst nicht so erfolgreich wie Vitamin D3, um die Serumkonzentrationen für das Vitamin D in nennenswertem Umfang zu erhöhen.
Diese in Großbritannien durchgeführte Studie wird allerdings wohl keine großen Veränderungen in Deutschland mit sich bringen. Hierzulande wird anders als im Vereinigten Königreich schon routinemäßig Vitamin D3, meist in Kapselform, verschrieben, um einen Vitamin-D-Mangel bei Patienten auszugleichen. Relevant könnten die Studienergebnisse aber vor allem für Vegetarier und Veganer sein, die nur das in den Pflanzen vorkommende Vitamin D2 aufnehmen, woraus sich ein weiterer Beratungsbedarf in der Praxis ergibt. Quelle: Daily supplementation with 15 μg vitamin D2 compared with vitamin D3 to increase wintertime 25-hydroxyvitamin D status in healthy South Asian and white European women: a 12-wk randomized, placebo-controlled food-fortification trial. Laura Tripkovic et al., American Journal of Clinical Nutrition, doi: 10.3945/ajcn.116.138693; 2017