Forscher zeigen nun, dass das Metastasierungsrisiko bei einem Mammakarzinom mit einem Multi-Gen-Test gemessen werden kann. So könnte nicht-gefährdeten Patienten eine belastende Therapie erspart werden.
In Österreich sind pro Jahr ca. 1.500 postmenopausale Patientinnen, also nach dem Wechsel, von Brustkrebs im Stadium II betroffen. Das heißt, dass bei diesen Frauen bereits Tumorzellen in den Lymphknoten nachgewiesen werden können und dass das Risiko, dass im weiteren Krankheitsverlauf Metastasen auftreten deutlich erhöht ist. Betroffene Patientinnen, werden auch in Österreich meist - vor allem in den USA aber auch in vielen anderen Ländern praktisch immer - mit einer manchmal nebenwirkungsreichen Chemotherapie behandelt, die der Metastasierung vorbeugen soll.
Eine weltweite Studie unter der Leitung von Michael Gnant, stellvertretender Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie und Leiter des Brustgesundheitszentrums (bgz) des Comprehensive Cancer Center Vienna (CCC) und der MedUni Wien, sowie Präsident der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) zeigt nun, dass es innerhalb dieser Hochrisikogruppe Subgruppen gibt, deren Risiko, Metastasen zu entwickeln, sehr gering ist, und dass diese Untergruppen mittels eines Multi-Gen-Tests (PAM50) ermittelt werden können. Beim PAM50 Gentest werden 58 Gene untersucht und analysiert. Die Ergebnisse werden mit Hilfe des „Risk of Recurrence (ROR) Score“, einem Bewertungsschema, das die verschiedenen Krankheitsparameter einbezieht, abgeglichen und anschließend das Risiko individuell bewertet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden am ASCO, dem weltweit bedeutendsten onkologischen Kongress, von Gnant präsentiert. Der Experte dazu: „Wir können mit dieser Methode jene PatientInnen, und das sind immerhin mehr als 30 Prozent, identifizieren, die ein ganz geringes 10-Jahres-Risiko der Metastasierung haben und ihnen die belastende Chemotherapie ersparen. Mit dem PAM50-Test können wir die Therapie in Zukunft noch spezifischer einsetzen. Vor allem in Ländern, in denen Chemotherapien breit zur Anwendung kommen, könnte das den grundsätzlichen Zugang zu den Behandlungsstrategien im Sinne von mehr Patientinnenfreundlichkeit verändern.“
Ein zweiter Aspekt, der die Studie auszeichnet, ist das große Patientinnen-Kollektiv, das beobachtet wurde. Um zu einem aussagekräftigen Sample zu kommen, wurden die Daten der weltweiten ATAC-Studiengruppe mit denen der ABCSG gepoolt. Gnant abschließend: „Die weltweite Studie unter unserer Führung und die Ehre, über die Ergebnisse am ASCO berichten zu können, zeigt, welcher wissenschaftlicher Benefit aus einer Kooperation erwachsen kann. Vor diesem Hintergrund kann man den Sinn der Bildung von Kompetenzzentren wie es sie an der MedUni Wien zum Beispiel in Form des bgz und des CCC gibt, nur unterstützen und vorantreiben. Zum Nutzen aller müssen die Kräfte bestehender Einheiten gebündelt werden.“ Originalpublikation: Identifying clinically relevant prognostic subgroups in node-positive postmenopausal HR+ early breast cancer patients treated with endocrine therapy: A combined analysis of 2,485 patients from ABCSG-8 and ATAC using the PAM50 risk of recurrence (ROR) score and intrinsic subtype. M. Gnant et al; ASCO 2013, Oral Abstract #506, 2013