Weiche Kontaktlinsen sind sehr beliebt, aber gerade diese bergen Risiken. Wer sich nicht an die Hygieneregeln hält, riskiert gefährliche Pilzinfektionen am Auge. Mithilfe eines neuen Registers soll nun analysiert werden, welche Therapien besonders erfolgreich sind.
Wer die Hygieneregeln im Umgang mit weichen Kontaktlinsen nicht beachtet, nimmt eine große Gefahr in Kauf: Schimmelpilze können die Linsen kontaminieren und die Hornhaut des Auges infizieren. Die Betroffenen bemerken das meist durch eine starke Rötung des Auges, teils erhebliche Schmerzen und eine Sehverschlechterung. Die Kontamination der Kontaktlinsen kann z.B. durch folgende Verhaltensweisen gefördert werden:
„Anders als bei vielen anderen Pilzinfektionen sind hier oft junge, gesunde Patienten betroffen“, sagt Professor Oliver Kurzai, der an der Universität Würzburg den deutschlandweit einzigen Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie innehat. Die Therapie einer solchen Infektion am Auge gestalte sich schwierig, denn oft seien die Pilze resistent gegen die verfügbaren Medikamente. Die Folgen können dramatisch sein: Sehr häufig sind Hornhaut-Transplantationen nötig. In schlimmen Fällen besteht der letzte Ausweg darin, das infizierte Auge operativ zu entfernen und durch ein Glasauge zu ersetzen. Pilzinfektion der Hornhaut bei einem Kontaktlinsenträger. Hier droht der Verlust des kompletten Auge. © Universitätsklinikum Düsseldorf
Erstmals liegen jetzt für Deutschland Daten über Hornhaut-Infektionen durch Pilze vor. Kurzais Team hat sie Ende Juli 2017 mit Partnern aus ganz Deutschland im Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht. Ein klares Ergebnis daraus: „Der wichtigste Risikofaktor ist das Tragen weicher Kontaktlinsen“, so der Würzburger Professor. Für die Studie wurden insgesamt 22 Fälle analysiert, die von Augenärzten an das Nationale Register für mykotische Keratitiden gemeldet wurden. Das Register gibt es erst seit Anfang 2016, eingerichtet wurde es vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen und der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf. Bei ihren Analysen haben die Fachleute verschiedene Schimmelpilze der Gattung Fusarium als Verursacher der Infektionen identifiziert. „15 der 22 Fälle waren ganz klar Infektionen mit diesen Schimmelpilzen“, sagt Kurzai. Bei neun Patienten waren Hornhaut-Transplantationen nötig, bei dreien musste das Auge operativ entfernt werden. Bei den übrigen sieben der 22 Patienten wurden die Beschwerden entweder durch bakterielle Infektionen oder andere, harmlosere Ursachen ausgelöst.
Aus statistischer Sicht sind 22 Fälle eine ungenügende Datenbasis. „Wir appellieren darum an alle Augenärzte, möglichst viele Proben von Verdachtsfällen ans Register für mykotische Keratitiden zu schicken, damit die Datenbasis immer besser wird“, so Kurzai. „Mithilfe des Registers wollen wir unter anderem analysieren, welche Therapien besonders erfolgreich sind und mit welchen Erregern wir es überhaupt zu tun haben.“ Den Appell an die Augenärzte lancieren die Mediziner anlässlich der erstmals ausgerufenen „Woche der Pilzerkrankungen“ (Fungal Disease Awareness Week) vom 14. bis 18. August 2017. Mit dieser Woche möchten die Centers for Disease Control (CDC) mit Sitz in Atlanta (USA) die internationale Aufmerksamkeit für schwere Pilzinfektionen erhöhen. Die CDC weisen darauf hin, dass weltweit viele Pilzinfektionen zu spät oder gar nicht erkannt werden. Gleichzeitig verändern sich die Erreger der Infektionen, und die Entwicklung von Resistenzen erschwert in immer mehr Fällen eine effiziente Behandlung. Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Quelle: Fusarium Keratitis in Germany. Grit Walther et al., Journal of Clinical Microbiology, doi: 10.1016/j.celrep.2016.11.018; 2017