Das Studentenleben ist mitunter nicht ganz einfach. Kaum zu Hause ausgezogen und in "Freiheit", schockt der Blick ins leere Portemonnaie. Was ist, wenn das elterliche Budget oder BAföG für den Lebensunterhalt nicht ausreichen? Diese Nebenjobs lassen Eure Kasse wieder klingeln.
Die typischen Studentenjobs, wie Kellnern, Aushilfstätigkeiten in der Eisdiele, am Marktstand, im Laden oder als Werkstudent in einem großen Unternehmen, werden Euch sicherlich aus Eurem Nicht-Medizinstudenten-Bekanntenkreis bekannt vorkommen. Doch als Medizinstudent bleibt - aufgrund des doch voll gestopften Stundenplans - selten die Zeit durch diese Beschäftigungen den Kontostand aufzubessern. Fragt sich, wie man sonst das doch sehr teure Studium und die Lebenshaltungskosten finanzieren soll. Wir geben Euch eine Übersicht über alternative Nebenjobs, die allesamt den Vorteil haben, dass sie etwas mit Eurem Studium zu tun haben und sich somit nicht nur gut in Eurem Lebenslauf machen, sondern auch Euer medizinisches Wissen erweitern.
Krankenschwester – anstrengend, aber es lohnt sich
Es ist Samstagmorgen, 5 Uhr. Melanies Wecker klingelt. Müde tastet sie im Dunkeln nach der Ausstelltaste. Ein Blick in den Kalender zeigt, dass heute keine Uni ist und sie nicht noch eine Runde weiterschlafen kann sondern aufstehen muss. Schnell zieht sie sich an, schnappt sich ihre Tasche und hetzt im Dunkeln zur U-Bahn. Um kurz vor sechs taucht sie auf Station auf und holt sich erstmal einen Kaffee, um die Müdigkeit zu vertreiben. Punkt sechs Uhr beginnt die Patientenübergabe. Melanie Wegler, 28 Jahre, arbeitet als Krankenschwester in einem Münchener Krankenhaus. Und das neben dem Medizinstudium. Viele denken sich jetzt bestimmt, dass es doch unmöglich ist, neben dem fordernden Medizinstudium auch noch im Schichtdienst zu arbeiten. Aber Melanie ist ein gutes Beispiel dafür, dass vieles möglich ist, wenn man denn möchte. "Klar ist es eine Zusatzbelastung, im Krankenhaus zu arbeiten. Aber ich brauche das Geld, um meine Wohnung bezahlen zu können. Außerdem arbeite ich im Schnitt nur jedes zweite Wochenende und zur Not manchmal im Nachtdienst unter der Woche." Auf die Frage, wie das denn mit dem Lernen vereinbar sei, antwortet sie: "Ich spreche mich mit den anderen Schwestern ab. Die Wochenenden vor wichtigen Klausuren bekomme ich dann meistens frei."
Melanie hat vor dem Studium eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht – keine Seltenheit bei den Studenten, die über die Warteliste ins Studium kommen. Es werden für den Dienst im Krankenhaus aber auch Aushilfen genommen, die schon das Physikum in der Tasche haben. Tätigkeiten sind unter anderem die Patientenpflege und –versorgung. "Auch, wenn es oftmals anstrengend ist, mache ich meinen Job echt gerne. Ich verstehe mich gut mit den anderen Schwestern und es gibt oft Tage, an denen ich wirklich das Gefühl habe, etwas erreicht zu haben. Abgesehen davon, dass man Geld verdient, hat die Arbeit im Krankenhaus auch den Vorteil, dass ich mir viel medizinisches Wissen aneigne, auf das ich dann im Studium zurückgreifen kann."
Präpassi – Futter für's Portemonnaie
Ein anderer Nebenjob, der sich für Medizinstudenten anbietet, sobald sie die Anatomie hinter sich gelassen haben, ist der des Präpassistenten - an einigen Unis auch als "Bremser" bezeichnet. Dieser Klassiker der Vorklinik ist nicht nur wegen des Geldes so beliebt, sondern auch, weil man noch mal eine gute Gelegenheit bekommt, nebenbei für das eigene Physikum zu lernen. Der Lohn ist von Uni zu Uni verschieden, liegt aber meistens zwischen sieben bis neun Euro pro Stunde. Nachdem man sich bei der anatomischen Anstalt beworben hat, bekommt man seinen frisch gewaschenen, grünen Präparierkittel und darf sofort sein Geschick beim Präparieren der Leiche unter Beweis stellen.
"Was ich an dem Job des Präpassistenten so cool finde, ist, dass man nicht nur noch einmal alle wichtigen anatomischen Strukturen wiederholt, sondern auch als Mentor für die frisch gebackenen Erstis bereit steht", meint Moritz K. aus München. "Man hilft ihnen beim Vorbereiten der Testate, aber auch in allen anderen Fragen des Studiums und feiert mit ihnen nach bestandener Prüfung". Wer den Formalin-Geruch und das teils langwierige Präparieren an den Leichen nicht als unangenehm empfindet sowie gute Kenntnisse in der Anatomie vorweisen kann, ist hier sicherlich nicht fehl am Platz.
Studentische Hilfskraft – für jeden was dabei
Eine weitere Uni-Tätigkeit, die das Sparschwein erfreut, ist das Arbeiten als studentische Hilfskraft. Mit diesem Job kann so gut wie jeder etwas anfangen, da es viele mögliche unterschiedliche Aufgaben gibt – je nach Lehrstuhl bzw. Institut. Da gibt es zum Beispiel die klassischen Büroarbeiten, bei denen man sich um Kopierdienste, das Schreiben von Rundmails und das Einordnen von Dokumenten kümmert. Es gibt aber auch spannendere Jobs, die Euch neben solchen Standardaufgaben zum Beispiel die Möglichkeit bieten, beim Aufbau von Lernplattformen und Internetseiten mitzuhelfen oder die Wissenschaftler im Labor bei interessanten Forschungsarbeiten zu unterstützen. Oft dürft Ihr sogar - nach einer gewissen Einarbeitungszeit - selbstständig Praktika betreuen und durchführen.
Solche Jobs findet man in der Regel über die Aushänge in der Uni oder auf der Internetseite des jeweiligen Lehrstuhls. Oft kommt man aber auch über Praktika, die man selbst dort absolviert hat, an die begehrten HiWi-Tätigkeiten. Arbeits- und Anwesenheitszeiten werden direkt mit dem jeweiligen Institut abgesprochen und sind in der Regel relativ flexibel, teilweise könnt Ihr auch von zu Hause aus arbeiten. Das macht diese Nebenjobs natürlich gerade bei Medizinstudenten sehr beliebt, da diese - durch den dicht gepackten Stundenplan - häufig nicht lange Zeit am Stück arbeiten können. Einen entscheidenden Vorteil bringen zudem die guten Kontakte, die man durch seine studentische Tätigkeit am Lehrstuhl knüpfen kann. Gerade im Hinblick auf die spätere Doktorarbeit oder einen Famulaturplatz ist das sicherlich nicht zu vernachlässigen.
Eine Übersicht, wie viel Geld man im Durchschnitt in den verschiedenen Bundesländern als studentische Hilfskraft verdient, findet ihr hier.
Tutor – flexibel und gut bezahlt
Für ziemlich viele Fächer in der Vorklinik, aber auch in der Klinik, gibt es Tutorien. Sei es zur Wiederholung von Lehrstoff für die anstehende Klausur oder als ergänzende Veranstaltung für die Studenten, um das bereits Gelernte zu vertiefen. Wer Spaß daran hat, anderen Menschen etwas zu erklären und schon immer gerne vor vielen Leuten Referate gehalten hat, liegt hier goldrichtig. Eure Begeisterung für das Fachgebiet solltet Ihr an kleine Studentengruppen gezielt weitergeben können. Im Allgemeinen laufen die Tutorien so ab, dass Ihr Euch einem speziellen Themenbereich aus einem vorgegebenen Fach widmet und zusammen mit Eurem Kurs dann genau dieses Thema erarbeitet und vertieft.
An der Ludwig-Maximilians-Universität in München gibt es beispielsweise eine ganze Palette von unterschiedlichen Tutorien. Hier werden einerseits Wiederholungen für einzelne Klausuren, z.B. im Fach Chemie oder Physik angeboten, die für viele Studenten erfahrungsgemäß ein großes Hindernis darstellen. Es gibt aber auch Tutorien in Anatomie (Abkürzung: TinA), die den Erstsemestern den doch sehr umfangreichen Stoff des Präparierkurses genauer erläutern sollen und die ihnen den Raum geben, Fragen loszuwerden, die man an den Dozenten vielleicht nicht richten konnte. Zudem gibt es noch das sogenannte "KlinEx"-Tutorium, das ältere Medizinstudenten für ein kleines Budget leiten. Hierbei werden verschiedene klinische Aspekte schon in der Vorklinik mit den Studenten erarbeitet, wie beispielsweise Tutorien über die Multiple Sklerose, Organtransplantationen oder Asthma.
Als Tutor verdient man nicht nur nebenbei ein gutes Taschengeld, sondern kann auch selbst viel lernen und den Stoff für Klausuren wiederholen. Außerdem gibt es für den Tutor grundlegend keine fest vorgeschriebenen Arbeitszeiten. In den meisten Fällen darf er selbst entscheiden, an welchen Tutorien er mitwirken und wie viele Stunden er insgesamt geben möchte. Vergütet wird nicht nur die Zeit des Tutoriums, sondern auch die Arbeitszeiten für die Vorbereitung der Tutorien sowie die Vor- und Nachbesprechungen mit dem Tutorenteam. Je nach Universität ist der Stundenlohn sehr unterschiedlich, allerdings gibt es in der Regel zwischen sieben und neun Euro. Eine durchaus lukrative und angenehme Arbeit also.
Im Schlaflabor – keine falsche Müdigkeit
Eine andere Art, sich etwas zum Medizinstudium dazu zu verdienen, hat Peter Groß aus Heidelberg für sich entdeckt. Von 20:30 bis 6:00 Uhr morgens, wenn viele andere Studenten schlafen, ist er aktiv. Peter arbeitet nämlich in einem Schlaflabor. Die Arbeit hier bietet, neben dem brauchbaren Verdienst, auch einen Einblick in einen hochinteressanten, neuen Bereich der Medizin, der im Studium nicht so ausführlich zur Sprache kommt. "Meine Hauptaufgabe besteht primär darin, Patienten, die Schlafstörungen haben, zu verkabeln und sie nachts mittels Monitor und den entsprechenden Ableitungen zu überwachen", erläutert Peter. Dazu lernt er, Schritt für Schritt - unter Anleitung eines erfahrenen Assistenten - Schlafstadien zu analysieren, Apo- und Hypopnoen zu erkennen, unterschiedliche Therapien der nächtlichen Maskenbeatmung von Patienten einzustellen und allgemein alle Zeichen zu beobachten, die zur Diagnose einer bestimmten Krankheit beisteuern können.
"Es ist nicht gerade der üblichste Nebenjob, den ein Medizinstudent haben kann, aber dennoch einer, der mit ganz viel Spaß und vielen interessanten, neuen Erfahrungen verbunden ist. Man muss sich zwar erst an die Nachtarbeit gewöhnen, aber ist die Müdigkeit einmal vertrieben, lässt sich dieser spannende Job ganz angenehm durchführen. Denn wenn wenig zu tun ist, bleibt viel Zeit zum Lernen für's Studium übrig." Außerdem lernt man hier Dinge, die einem für die spätere ärztliche Tätigkeit viel Nutzen bringen können.
Hier gibt's weitere Infos zum Thema Schlaflabor.
"Hakenhalter" – OP, ich komme!
Ein letzter Job, den ich Euch noch vorstellen möchte, ist ein weiterer Klassiker im Medizinstudium und wird von vielen umgangssprachlich nur als "Hakenhalter" bezeichnet. Hierbei assistieren Medizinstudenten, die vorzugsweise aus den klinischen Semestern kommen, den Klinikärzten im OP. Sprich, sie halten die Operationshaken und Greifer, damit der Operateur einen guten Blick ins OP-Gebiet hat. Neben einer flexiblen zeitlichen Verfügbarkeit von mindestens zwei Tagen in zwei Wochen sind häufig gestellte Anforderungen, dass man sich für das Fachgebiet der Operateure interessiert und - wenn möglich - schon etwas OP-Erfahrung mitbringt.
Diese Arbeit kann bei langen OPs durch das permanente Stehen sehr anstrengend werden, doch wird diese Tatsache durch das breite Wissen, das man sich hier aneignet, mehr als nur kompensiert. Wo hat man schon die Möglichkeit, die Ärzte direkt nach ihren Operationsmethoden zu befragen und ihnen bei ihrer Arbeit so nahe zu sein und über die Schulter zu schauen? Außerdem ist der Verdienst – je nach Krankenhaus – sehr gut. Wer also mehr über chirurgische Eingriffe lernen und dabei noch Geld verdienen möchte, sollte diesen Nebenjob nicht außer Acht lassen.
Ohne Moos nix los
Ihr seht, es gibt mehr als genug Möglichkeiten, die eigene Kasse klingeln zu lassen. Besonders geeignet sind natürlich die Jobs, bei denen man nicht nur seine eigene finanzielle Lage aufbessert, sondern gleichzeitig noch etwas für sein Studium lernt. Eine hervorragende Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Natürlich gibt es neben den hier genannten Nebenjobs noch weitere Alternativen, das Budget eines Medizinstudenten aufzubessern. Hier seien nur noch die Möglichkeit zur Blut- und Plasmaspende oder die Tätigkeit als Arzthelfer, Physiotherapeut, Rettungssanitäter, Aufwachraumbetreuer oder medizinische Schreibkraft exemplarisch genannt.
So ist der Geldbeutel am Ende des Monats dann hoffentlich doch noch nicht leer und sponsort gelegentlich auch die eine oder andere Freizeitaktivität. Und ohne Geldsorgen lebt es sich doch gleich viel entspannter.
Übrigens...
Im Durchschnitt jobben 66 Prozent aller deutschen Studenten 13,5 Stunden pro Woche. Von den Medizinstudenten arbeitet dagegen nur jeder Zweite durchschnittlich 5-8 Stunden pro Woche. Über die Hälfte jobbt in der Klinik oder an der Universität – wie eine Sozialerhebung des deutschen Studentenwerks von 2009 zeigt. Somit stellt das eigentliche Fachgebiet für Medizinstudenten die meisten Jobs bereit.
Weitere Infos zum Thema findet Ihr hier: Doppelbelastung - Studium und Nebenjob Jobben, Steuern und Sozialversicherungspflicht Blut, Schweiß und Plasma