Die Getreidenutzpflanze Mais ist Nahrungsmittel, Tierfutter und Brennstoff. Inhaltsstoffe verschiedener Sorten beeinflussen offenbar den Stoffwechsel. Während eine Sorte nephroprotektiv wirkt, wurde einer anderen unlängst eine krebsfördernde Ursache nachgesagt.
Die diabetische Nephropathie ist häufige Ursache einer Niereninsuffizienz. Verschiedene Therapien wie eine optimale Blutzuckereinstellung, Blutdrucksenkung, Flüssigkeitszufuhr und Proteinrestriktion sollen helfen, diese Komplikation zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern. Unterstützung könnten Patienten laut koreanischen Forschern möglicherweise zusätzlich durch eine bestimmte Sorte Mais erfahren, die gleich über mehrere verschiedene Stoffwechselwege nephroprotektiv wirkt.
Mais ist Quelle von Flavonoiden
Blauer Mais wächst ausschließlich in Südamerika mit seinem komplexen Klima. Der Mais ist reich an Anthocyanen (PCA), die zu den Flavonoiden gehören. Diesen wird eine antidiabetische Wirksamkeit nachgesagt. In einer zweiteiligen Studie untersuchten Min-Kyung Kang und Mitarbeiter der Hallym Universität die zelluläre und molekulare Aktivität der PCA. In einer in Vitro-Untersuchung wiesen sie die Wirkung der PCA zunächst auf humane endotheliale Zellen nach, die unter hyperglykämischen Bedingungen kultiviert wurden. Die Zellen wurden sechs Stunden lang 1 bis 20 µg/ml PCA exponiert und mit Kontrollzellen ohne Exposition verglichen.
Wirkung am Nierengewebe zeigen
In einer in vivo-Studie an diabetischen Mäusen konnten die Forscher die Wirkung dann direkt am Nierengewebe zeigen. Diabetische Mäuse und Kontrollmäuse erhielten acht Wochen lang 10 mg/kg PCA. Die Wissenschaftler bestimmten die anschließenden Veränderungen des Nierengewebes und führten immunhistochemische Analysen durch. Unter anderem bestimmten sie die Menge inflammatorischer Chemokine, die für die Entwicklung der diabetischen Nephropathie bedeutsam sind.
Schutz vor entzündlichen Gewebeveränderungen
Die in Vitro-Studie ergab, dass PCA die Induktion endothelialer Adhäsionsmoleküle und damit die Zell-zu-Zell-Adhäsion in den Glomeruli dosisabhängig herabsetzten sowie zelluläre Signalwege beeinflussen. Daneben zeigten sich Veränderungen der Leukozyten-Rekrutierung und der Adhäsion an glomeruläre endotheliale Zellen. Bei den diabetischen Mäusen verlangsamte die PCA-Exposition die mesangiale Expansion und unterbrach zelluläre Signalwege, die für die Glomerulosklerose verantwortlich sind. Im Nierengewebe waren Entzündungsproteine reduziert.
Den blauen Mais vermarkten
Die Forscher vermuten, dass PCA vor einer mesangialen Aktivierung von Monozyten und der Infiltration von Makrophagen in die Glomeruli schützen. Beide sind Hauptverantwortliche für die diabetische Nephropathie. Eine Behandlung mit PCA könnte eine spezifische Therapie für Patienten mit Diabetes Typ 2 darstellen und der Entstehung der Nephropathie vorbeugen. Der südamerikanische Mais wird auch hierzulande bereits für die Lebensmittelindustrie vermarktet. Die Firma Tropextrakt etwa wirbt mit dem lila Strunk als Farbstoff für die Getränkeindustrie. Sie bietet Konzentrat, Pulver und ein Extrakt an.
Genmais unter Krebsverdacht
Einer ganz anderen Wirkung von Mais sind französisch-italienische Forscher auf der Spur. Der in Europa für die Lebensmittelherstellung, jedoch nicht für den Anbau zugelassene Genmais der Sorte NK 603 soll bei Ratten Tumore und Organschäden ausgelöst haben (Food and Chemical Toxicology 2012). Gilles Eric Sértalini und Kollegen hatten zehn Gruppen von Ratten mit je fünf männlichen und weiblichen Tieren mit dem Genmais mit oder ohne ein Herbizid (Roundup, Glyphosat) oder normal gefüttert. 50 Prozent der männlichen und 70 Prozent der weiblichen der mit Genmais und Herbizid gefütterten Tiere starben frühzeitig. Der frühe Tod ereilte aber nur 30 bzw. 20 Prozent der normal ernährten Tiere. Zwei-bis dreimal häufiger erkrankten Tiere mit Genmais- oder Herbizidfütterung.
Kritik an der Studie
Der Veröffentlichung der Ergebnisse im September folgte großes mediales Interesse. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezog deshalb Stellung zu der Studie. Demnach sieht das Institut weder einen Anlass zur Neubewertung der Maissorte noch des Herbizids. Die Studie zeige Schwächen im Design und in der statistischen Analyse der Daten. So wäre etwa die Anzahl der Versuchstiere zu gering gewesen, um eine Langzeitwirkung zu untersuchen. Zudem betrage die Lebenserwartung der Tiere kaum länger als die Untersuchungsperiode. Die Schlussfolgerungen der Autoren der Studie zweifelt das Institut deshalb an. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kritisiert die Studie in ähnlicher Weise.
Dagegen hält Greenpeace, dass die methodologischen Mängel nicht ausreichen, um die Ergebnisse zu widerlegen. Es läge an der Industrie, Beweise für die Unbedenklichkeit gentechnisch veränderter Pflanzen zu erbringen. Mögliche Langzeitfolgen für Umwelt und Gesundheit würden bislang ignoriert.