Bei Gleichgewichtsstörungen infolge eines Schlaganfalls ist die Physiotherapie wirksam - doch manchmal nur solange sie gemacht wird. Der Schwäche einer Körperhälfte und den damit verbundenen Gleichgewichtsstörungen lässt sich möglicherweise mit Schuheinlagen begegnen.
Der Schlaganfall ist in den Industrienationen eine Hauptursache für schwere Langzeitbehinderungen. In den USA erleiden jährlich annähernd 800.000 Menschen einen Schlaganfall, etwa die Hälfte überlebt. In Deutschland kommt eine Untersuchung des Kompetenznetzwerks Schlaganfall zu dem Ergebnis, dass sich jährlich 195.000 Erst- und 66.000 wiederholte Schlaganfälle ereignen. 63.000 Todesfälle pro Jahr sorgten 2008 für den dritten Patz der Todesursachenstatistik. Patienten mit Hemiparese weisen Asymmetrien in statischen Positionen und bei funktioneller Belastung auf. Nachweisbar sind motorische Schwäche, asymmerischer Muskeltonus und somatosensorische Defizite. Folgen der Instabilität können gefährliche Stürze sein, die Betroffene anschließend zusätzlich einschränken. Schuheinlagen für die gesunde Seite Verschiedene Behandlungsansätze der Rehabilitation zur Verbesserung des Gleichgewichts basieren auf willkürlichen Verlagerungen des Körpergewichts auf die geschwächte Seite. Aber sie helfen nicht jedem Patienten langfristig. Forscher der Universität Illinois fanden nun eine relativ einfache und zudem kostengünstige Möglichkeit, das Gleichgewicht nachhaltig zu verbessern: Schuheinlagen, die das Gehirn trainieren und zur Verlagerung des Körpergewichts zwingen. Die Behandlung namens „Compelled Body Weight Shifts“ (CBWS) besteht aus Einlagen, die den Körper anheben und das Gewicht zur beeinträchtigen Körperseite kippen lassen, sodass die Balance wieder hergestellt ist. Vorteil der Methode ist, dass der Patient über den Vorgang nicht nachdenken muss. Experimentell vs. konventionell Die Wirksamkeit der Einlagen untersuchten Alexander Aruin und Mitarbeiter an zwei kleinen Patientengruppen. Elf Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 49 Jahren, die durchschnittlich vor 15 Tagen einen ersten Schlaganfall erlitten hatten, wurden ransomisiert einer experimentellen Gruppe- oder Kontrollgruppe zugeteilt. In der experimentellen Gruppe erhielten die Patienten zwei Wochen lang sechsmal wöchentlich 90 Minuten lang eine konventionelle Physiotherapie kombiniert mit CBWS. Kontrollpatienten nahmen nur an der konventionellen Rehabilitation teil. Die konventionelle Therapie bestand aus einer Physiotherapie mit verschiedenen Interventionen wie therapeutischen Bewegungsübungen, Widerstandübungen mit dem Thera-Band, motorische Umschulung und Gehtraining. Shift zum Langzeiterfolg Die Anfertigung der Einlagen beruhte auf einem rein biomechanischen Ansatz. Die gesunde Seite wurde mechanisch angehoben, was eine Anhebung der Schuhinnensohle erforderte. Die Gewichtsverteilung beider Körperhälften sollte 50/50 erreichen. Diesem biomechanische Ansatz steht ein anderer bekannter Ansatz der Fußeinlagenbehandlung gegenüber: Sogenannte propiozeptive Schuheinlagen sollen helfen über gezielte Druckimpulse den Muskeltonus zu regulieren. Untersuchungen vor und nach der experimentellen Zeit offenbarten, dass die Gewichtsbelastung auf der betroffenen Seite sich bei Patienten der experimentellen Gruppe erhöht hatte, während sie in der Kontrollgruppe abnahm. Die Gehgeschwindigkeit nahm in beiden Gruppen signifikant zu, in der Gruppe mit Einlagen jedoch stärker. Nachgehakt Drei Monate nach der Beendigung der Testzeit der Einlagen untersuchten die Forscher erneut die Fähigkeit die Balance zu halten. Es zeigte sich, dass beide Gruppe von der Physiotherapie profitierten, die ehemaligen Einlagenträger jedoch einige Vorteile aufwiesen. Ihre Körpergewichtsverteilung war symmetrischer und mehr Gewicht lag auf der beeinträchtigten Seite. Die Studie ist klein und die Autoren hoffen, möglichst viele Therapeuten versuchen bei Schlaganfallen eine zusätzliche Behandlung mit den Einlagen. Möglicherweise wären auch Erfolge zu verzeichnen, wenn der Schlaganfall bereits länger zurückliege.