Nachdem Ihr in den letzten News erfahren habt, auf was man zu Studiumsbeginn achten muss und was es mit so manchem Klischee zum Medizinstudium auf sich hat, durchforsten wir nun weiter das Dickicht des Medizinstudiums, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Wie sehen eigentlich die älteren Medizinsemester Euch Studienanfänger? "Wer schon seit längerer Zeit Student ist, fühlt sich bereits wie ein alter Hase und lächelt nur müde über die Erstsemester, die mit hochrotem Kopf zu spät in die Vorlesung kommen und deren Blick fest am Boden haftet", berichtet Jonas Sommer, ein Heidelberger Student im achten Semester, spontan, als ich ihn nach seiner Ansicht frage.
Ganz anderer Meinung ist da die Münchner Medizinstudentin Britta Salwig im dritten Semester: "Ich kann mich noch gut an meine Zeit als Erstie erinnern - wie verunsichert und eingeschüchtert ich war und die 1000 Fragen, die mir auf der Zunge lagen. Ich helfe den Studienanfängern immer gerne, wenn sie nach dem Weg zum Hörsaal fragen oder wissen wollen, wo man hier richtig feiern gehen kann!"
Zum Glück gibt es auch an vielen Unis ein gut organisiertes Tutorenprogramm, bei dem die jüngeren Semester von Anfang an von hilfsbereiten älteren Studenten begleitet werden und diesen Löcher in den Bauch fragen können. "Meine ESI-Tutoren haben mir damals den Einstieg ins Studium deutlich erleichtert", berichtet Britta über ihr erstes Semester, "sie haben mich durch die Uni geführt, eine Stadtralley veranstaltet und waren auch während des Semesters immer für mich da, wenn ich Hilfe brauchte. So konnte ich sie fragen, welche Bücher ich mir kaufen soll, wie ich die stressigen Klausurenphasen überstehe oder mit ihnen beispielsweise über meine Erfahrungen im Präpkurs sprechen."
Spiel mir das Lied vom Tod
Die wohl gruseligste und einprägsamste Erfahrung im Leben eines jungen Medizinstudenten ist die Begegnung mit den Toten. Der Präparierkurs findet, je nach Uni, gleich im ersten oder erst im vierten Semester statt. Und je nachdem, wie sanft man von seinem Dozenten an die Leiche herangeführt wird, geht man damit in der Folge um.
"Am Anfang fanden wir den aufgedeckten Toten alle ziemlich eklig", erzählt Bernd Huber, ein Münchner Student, als ich ihn nach seinen Erfahrungen frage. "Keiner von uns wollte die Leiche berühren, aber nachdem einige Zeit verstrichen war, gab es doch einen ersten Mutigen, der das Skalpell zur Hand nahm und den ersten Schnitt setzte. Mit der Zeit lernten wir dann, den Körper zusammen mit seinem Blut, dem Fett, den Organen, etc. als etwas völlig Normales und zum Menschen gehörendes zu betrachten."
Unmittelbare Beschäftigung mit dem Körper
"Meiner Meinung nach ist der Präpkurs enorm wichtig, da er eine unmittelbare Beschäftigung mit dem menschlichen Körper darstellt und man, sollte man später als Chirurg tätig werden, auch nicht einfach vor dem aufgeschnittenen Patienten flüchten kann", so Bernd. Ihr seht also, dass man auch diesen Teil des Studiums meistern kann, selbst wenn man anfangs Bedenken hat, wie man damit umgehen soll. Einen schönen, ausführlichen Erfahrungsbericht zum Präparierkurs gibt es übrigens hier. Einen Einblick in die "Leichensektion" gibt Euch folgendes Video:
Die großen Fächer, die Euch in der Vorklinik - neben der Anatomie - erwarten, sind Histologie (Gewebekunde), Biochemie und Physiologie. Ansonsten begegnen euch auch noch kleinere Fächer wie Chemie, Biologie, Terminologie (Latein), Medizinische Psychologie, Soziologie und Physik.
Skelett als Kleiderstange
Zum Schluss noch ein beliebtes Erstie-Thema: Was muss ich mir alles für's Studium besorgen? In Panik fangen viele Ersties schon vor dem eigentlichen Studium damit an, wie wild Anatomie-Atlanten, weiße Kittel, Präparierbesteck, Stethoskope und so weiter in den heimischen vier Wänden zu horten. Sogar ganze Plastikskelette lassen sich manche so einiges kosten, wobei die knochigen Mitbewohner dann die ersten zwei Semester häufig doch nur als Kleiderstange herhalten müssen.
Am besten, Ihr wartet ab, welche Lehrbücher Eure Professoren in den Vorlesungen empfehlen, bevor Ihr Euch in den Kaufrausch stürzt. An vielen Unis bekommt man dann auch den Kittel, das Präparierbesteck und sonstige Arbeitsmaterialien gestellt. Alles weitere erfahrt Ihr zudem von Euren Tutoren und Kommilitonen.
Blick in die Zukunft
Lohnenswert ist es aber dennoch, schon einmal eine Buchhandlung oder die Unibibliothek aufzusuchen und sich verschiedene Fachpublikationen anzusehen. Ihr könnt beispielsweise testen, mit welchem Anatomieatlas Ihr besser zurecht kommt - "Sobotta" oder "Prometheus" - und so zudem schon einen kleinen Einblick in das erhalten, was Euch in Zukunft erwartet.
Und für all diejenigen, die es kaum noch erwarten können, die Abenteuer des Medizinstudiums zu ergründen, kann ich zusätzlich folgende Lektüre empfehlen.
Als kleiner Tipp: Wenn Ihr schon lange vor Studienbeginn an Eurem Unistandort seid, dann schaut doch schon mal in der anatomischen Anstalt vorbei. Meist findet man dort viele Studenten, die einem gerne etwas über das Medizinstudium erzählen und einen schon ein bisschen auf dem Unicampus herumführen.
Check-up!
Eine kleine Ersti-Checkliste:
Um was muss ich mich zu Studienbeginn kümmern?
Was muss ich in meiner ersten Woche an der Uni beachten?
Wie soll ich mich gegenüber den älteren Semestern verhalten?