Als HNO-Arzt hat man es mit einer Vielzahl von aspirierten, verschluckten und sonst wie eingelochten Fremdkörpern zu tun. Hier einige Fälle, die dem Mediziner Dr. Rolf Klüsener als besonders interessant erscheinen.
Egal ob Praxis oder Klinik – an Fremdkörpern in Öffnungen der oberen und unteren Luft- und Speiswege kommt man als HNO-Arzt nicht vorbei. Es findet sich so Einiges, was dort nicht hingehört: Von Knöpfen und Perlen über Münzen bis hin zu Spielsachen, Schmuck und abgebrochenen Zahnprothesenteilen. Hier 5 besonders interessante Fälle: 1. Im Nachtdienst erschien ein mittelalter Patient, er lallte und wies auf seine geöffnete Mundhöhle hin, was zunächst den Eindruck erhöhten C2H5OH-Genusses (übermäßiger Alkoholkonsum) erweckte. Bei Inspektion der Mundhöhle fand sich ein quersitzendes Holzstäbchen, eingespießt in beide Tonsillen. Wie sich herausstelle, die Folge eines hastigen Rollmopsverzehrs. Um eine weitere Verletzung der Schleimhaut zu vermeiden wurde das Spießchen mittig frakturiert und die beiden Anteile aus der jeweiligen Tonsille extrahiert. 2. Die 10-jährige Tochter eines Kollegen spielte mit einer Freundin. Man warf sich die Sondermünzprägung einer Fußball-WM zu, die dabei den direkten Weg in den Kehlkopf der 10-Jährigen fand. Die Münze saß längs in der Stimmritze zwischen Stimm-und Taschenbändern. Furchterregender Stridor und Atemnot waren die Folge. Hier half ein schneller Transport, Rückenlage und Fixierung, sodann Stellung wie bei Intubation mit dem Intubationslaryngoskop, Aufladung der Zunge und Entfernung des Fremdkörpers mit gebogener großer Zange. 3. Ein schon älteres Kind litt unter therapieresistentem Husten und wanderte von Pontius zu Pilatus um Heilung zu finden – ohne Erfolg. Auch eine Röntgenaufnahme erbrachte nichts Neues. Schließlich landete das Kind in der HNO-Abteilung. Ein diskreter Stridor, bei klarer Stimme, war hörbar. Die Auskultation erbrachte einen deutlichen Seitenunterschied der Beatmung. Der Groschen fiel, hier musste es sich mit großer Wahrscheinlichkeit umeinen aspirierten Fremdkörper handeln. Die Bronchoskopie war angezeigt: Barbiturat – Curarin, Eingehen mit dem starren Rohr bei erhöhtem Halothan-Flow. Erstaunlicher Befund: Ein kleines Plastikpüppchen, dem röntgenologisch nicht beizukommen war, saß rittlings auf der Bifurcation der Trachea! Extraktion vor dem Rohr mit der Hechtmaulzange. // var dcmv = new DcMediaViewer(); dcmv.embed({"slider": "pJTaSvbijYkKVIz3iuSLxA", "view": "max", "tooltips": false }); // 4. Eine Patientin, über 80, erschien mit retrosternalen Druckbeschwerden und Atemnot. Internistischerseits Verdacht auf globale pulmo-cardiale Insuffizienz. Da die übrigen Parameter aber nicht so recht passten, Vorstellung zum HNO–Konsil. Vorgeschichte und Beschwerdebild ergaben Verdacht auf Fremdkörper im Ösophagus. Ein Kontrastmittelschluck zeigte eine Passagehemmung und unklare Metallschatten. In Intubationsnarkose erfolgte mit dem starren Ösophagoskop mittlerer Weite die endokopische Untersuchung der Speiseröhre. Es zeigte sich ein festsitzender, verschluckter Anteil einer abgebrochenen Zahnprothese als Ursache der Beschwerden. Nach Wendung vor dem Rohr, zur Vermeidung einer Perforation, Extraktion. 5. Ähnliches Bild bei einer ca. 45-jährigen Frau: Es bestand Schmerzmittel–Abhängigkeit. Schmerzmittel wurden zu dieser Zeit noch in Glas- oder Blechröhrchen abgegeben. Die Thoraxröntgenaufnahme zeigte nebenbefundlich den metallischen Schraubverschluss eines solchen Röhrchens im unteren retrosternalen Bereich. Extraktion mit dem starren Rohr durch Ösophagoskopie in Intubationsnarkose. Die wichtigsten Hinweise für den Ernstfall: Bei Kindern mit Fremdkörpern in Nase und Ohren
Bei Erwachsenen mit verschluckten oder aspirierten Fremdkörpern