Im Studium begegnet Euch so mancher bekannter Ärztename - meist als Bezeichnung für Geräte, Krankheiten oder Skalen. Doch wer sind die Menschen, die dahinter stecken, und was haben Sie wichtiges erreicht? Erratet, welcher "Promi" sich hier heute vorstellt!
Ich bin bzw. war eine Frau. Und das war nicht ganz gewöhnlich in meinem Beruf, in der Zeit, in der ich lebte. Ich war nämlich Chirurgin und Anästhesistin und gehörte 1933 zu den ersten Frauen, die an der Columbia University College of Physicians and Surgeons in New York ihr Examen absolvierten. Zudem war ich die erste Frau, die an dieser Universität im Jahre 1937 eine Professur erlangte.
Geboren bin ich am 07. Juni 1909 in Westfield, New Jersey. Nach der High School habe ich einen Bachelor in Zoologie gemacht und ab 1929 mein Medizinstudium an der Columbia University begonnen.
Nach meinem Examen begann ich im Presbyterian Hospital meine Ausbildung zur Assistenzärztin. Ohne angeben zu wollen, muss ich sagen, dass ich damals sehr begabt war und dass ich schon in den ersten zwei Jahren über hundert Operationen erfolgreich durchführte. Trotzdem hat mir mein Mentor, Dr. Allen Wipple, von dem Fach abgeraten. Es war damals sehr schwer als Chirurgin seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wipple empfahl mir die Anästhesie. Er fand, dass in dieser Fachrichtung, die bisher noch nicht als medizinische Spezialdisziplin galt und von Pflegekräften durchgeführt wurde, viele Veränderungen und Fortschritte benötigt wurden. Nachdem ich Anästhesie an der University of Wisconsin-Madison und im Bellevue Hospital in New York erlernte, kehrte ich an die Columbia University zurück.
Fachrichtung in den Kinderschuhen
Dort leitete ich die Abteilung der Anästhesie, wobei es sich nicht als einfach erwies, Ärzte für diese Abteilung zu rekrutieren, da die Fachrichtung noch nicht anerkannt war. Wir Anästhesisten wurden noch nicht respektiert, unsere Arbeit wurde von den Chirurgen nicht als gleichwertig angesehen und die Bezahlung war schlecht. Erst ab 1946 wurde die Anästhesie als eigene Fachrichtung angesehen. Als 1949 die Forschung in der Anästhesie akademisch anerkannt wurde, ernannte man mich zur ersten weiblichen Voll-Professorin an der Columbia University. Ich habe mich in der Folge auf die Anästhesie in der Geburtshilfe spezialisiert. Unter anderem habe ich erforscht, welche Auswirkungen die Narkosemittel auf das ungeborene Kind haben könnten. Wenn ich jetzt erzähle, dass ich damals einen Score zur Evaluation des Wohlbefindens von Neugeborenen entwickelte, der nach mir benannt wurde und heute noch in der Geburtshilfe genutzt wird, wisst Ihr vielleicht, wer ich bin.
In meinem Score werden fünf Parameter betrachtet: Atmung, Puls, Grundtonus (Muskeltonus), Aussehen (Hautfarbe) und Reflexauslösbarkeit. Es können pro Parameter jeweils 0 bis 2 Punkte und somit insgesamt maximal 10 Punkte vergeben werden. Diese Werte werden 1, 5 und 10 Minuten nach der Geburt erhoben. Früher wurden die Neugeborenen nach der Geburt von den Hebammen in Tücher gewickelt und erst auf der Station untersucht. Durch den Score wurden vorher noch nicht diagnostizierte pränatale Schäden, oder auch Schäden in Folge der Geburt, sofort erkannt. Ich war bei insgesamt ca. 17.000 Geburten anwesend. Mir war stets bewusst, dass die Geburt der gefährlichste Zeitpunkt des Lebens ist und dass Neugeborene deshalb rasch angeschaut und beurteilt werden müssen, um auftretende Krankheitssymptome sofort zu diagnostizieren und dann schnell therapeutische Maßnahmen, wie z.B. eine Reanimation, einleiten zu können.
Spezialistin in der Prävention von Geburtsschäden
1959 machte ich einen Master in Public Health an der Johns Hopkins University. Ich beschloss mich danach weiter der Prävention von Geburtsschäden zu widmen. Ich wurde Direktorin der Abteilung für kongenitale Defekte bei der National Foundation for Infantile Paralysis (heute: March of Dimes). Meine Arbeit wurde sehr geschätzt und ich bekam mehrere Preise.
Geschwächt durch eine Lebererkrankung musste ich 1973 meine Arbeit einschränken und starb 1974 in New York City an Leberversagen. Es wäre mir eine Ehre, wenn der ein oder andere an mich und meine Arbeit denken würde, wenn er bei einer Geburt anwesend ist und mein Score genutzt wird...
Habt Ihr erraten, welche berühmte Ärztin wir suchen? Postet Euren Tipp in den Kommentaren!