Zwei verschiedene Gesundheitssysteme während des Studiums kennenlernen klingt interessant? Dann schaut euch das Konzept der medizinischen Fakultät in Oldenburg an: Dort nimmt zum kommenden Wintersemester ein neuer Modellstudiengang seinen Lehrbetrieb auf.
Internationalisierung wird auch im Medizinstudium immer größer geschrieben: Seien es "Medical English"-Kurse, also Englischkurse, die auf die medizinische Fachsprache bezogen sind, oder auch die Möglichkeit, ein Semester im Ausland zu verbringen. Die Universität Oldenburg geht nun noch einen Schritt weiter, denn dort startet zum Wintersemester 2012/13 ein neuer Modellstudiengang, bei dem die Studierenden sowohl in Deutschland wie auch in den Niederlanden ausgebildet werden.
Studierende werden dabei erstmals sowohl im deutschen wie auch im niederländischen System der Krankenversorgung ausgebildet. Dabei kooperiert die Uni Oldenburg mit der niederländischen "Rijksuniversiteit" in Groningen. Für die Studierenden ergibt sich daraus die Chance und Verpflichtung, ein komplettes Jahr ihres Medizinstudiums im 140 km entfernten Groningen zu verbringen. Das Gemeinschaftsprojekt, "European Medical School Oldenburg-Groningen" genannt, bietet darüber hinaus für die Studierenden die Möglichkeit, ihren berufsqualifizierenden Abschluß zu wählen.
Früher Patientenkontakt
Das heißt, dass das Studium entweder mit dem deutschen Staatsexamen und der daraus resultierenden Approbation als Arzt oder dem Master-Abschluß in "Geneeskunde" in den Niederlanden abgeschlossen werden kann. Unter gewissen Voraussetzungen ist auch eine Teilanerkennung des Studiums in Form eines niederländischen Bachelor-Abschlusses in "Human Life Sciences" möglich.
Der Ablauf des Studiums orientiert sich dabei nicht am "klassischen" Studienverlauf mit vorklinischem und klinischem Abschnitt, sondern ist eher modellstudiengangartig. Das heißt, die Studierenden kommen schon früh im Studium mit Patienten in Kontakt. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Verknüpfung von vorklinischen und klinischen Inhalten. Zusätzlich sollen die Studenten früh erste praktische Erfahrungen in den vertraglichen Lehrpraxen der Universität sammeln. Generell ist der Studienablauf so organisiert, dass zu Beginn größere Theorieeinheiten enthalten sind, die nach und nach in der Anzahl abnehmen und durch klinisch-praktische Einheiten ersetzt werden.
Blick über den Tellerrand
Man mag sich vielleicht fragen, wo die klinische Ausbildung auf deutschem Gebiet absolviert werden soll, existiert doch derzeit in Oldenburg und Umgebung kein Universitätsklinikum. Deshalb sollen zukünftig verschiedene Kliniken mit dem neugegründeten Fachbereich Medizin in Oldenburg zusammenarbeiten, um die klinische Ausbildung zu gewährleisten.
Ein interessanter Ansatz ist das Modell der Uni Oldenburg auf jeden Fall. Wie es sich in der Praxis schlägt, bleibt abzuwarten. Die Idee, Studierende schon früh über den Tellerrand des deutschen Gesundheitssystems blicken zu lassen, ist allgemein zu begrüßen. So bietet sich hierdurch ein Einblick in die Vor- und Nachteile sowie die Unterschiede zum vielgescholtenen deutschen System.
Was ist Eure Meinung zum künftigen Modellstudiengang der Universitäten Oldenburg und Groningen? Diskutiert in den Kommentaren!