Kein Sonnenschutz im Sommer bedeutet ein höheres Risiko, an malignen Tumoren der Haut zu erkranken. Virologen entschlüsselten einen bisher unbekannten Mechanismus, der die Erkrankung fördern kann. Dabei spielen Haut-Papillomaviren eine zentrale Rolle.
Ohne Sonnenschutz setzt man seine Haut UV-Strahlung aus, die Hautkrebs verursachen kann. Forschern der Saar-Uni um Prof. Sigrun Smola ist es gelungen, einen bisher unbekannten Mechanismus zu entschlüsseln, der Hautkrebs fördern kann. Haut-Papillomaviren spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Sie unterbrechen den natürlichen Schutzmechanismus der Haut. Beobachten konnten die Experten dies bei Patienten, die an der seltenen Hautkrankheit Epidermodysplasia verruciformis leiden und besonders anfällig für Hautkrebs sind.
Die Rolle humaner Papillomaviren ist bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs gut erforscht. Auch bei Hautkrebs wird schon seit längerem vermutet, dass bestimmte Haut-Papillomviren eine Rolle spielen und die krebsfördernde Wirkung von UV-Licht begünstigen können. Bei gesunden Menschen dämmen bestimmte Moleküle wie zum Beispiel der Faktor C/EBPα die schädliche Wirkung von UV-Licht auf die Haut ein. Die Virologen stellten fest, dass die Papillomaviren in den befallenen Hautpartien diesen Schutzmechanismus unterbrechen können. Hierfür reichte in Experimenten mit organotypischen Hautkulturen ein einziges virales Protein, das so genannte HPV8 E6 Onkoprotein, aus. Als Folge wird die Arbeit einer bestimmten microRNA-203 gestört, die Stammzellen in Schach hält. Der Einfluss des viralen Onkoproteins führte daher dazu, dass diese „Bremse“ gelöst wurde und sich Hautzellen mit Stammzellcharakter besser vermehren konnten. Viele Tumorarten haben ihren Ursprung in Stammzellen, die sich dann – wie im Falle des Hautkrebses durch zu viel UV-Licht – in Tumoren verändern können.
Beobachten konnten die Wissenschaftler diese Ereigniskette an Patienten, die an der seltenen Erkrankung Epidermodysplasia verruciformis leiden. Menschen, die diesen Gendefekt tragen, sind an den betroffenen Hautpartien sehr anfällig für bestimmte Haut-Papillomaviren und erkranken infolgedessen vermehrt an Hautkrebs. Das Team arbeitete mit Gewebeproben der Erkrankten und konnten an diesen den unterbrochenen Wirkmechanismus nachweisen. „Dieser Zusammenhang war bisher nicht bekannt. Interessant wird es sein, ob dieser Mechanismus auch für die Entstehung von Tumoren in anderen Gewebearten verantwortlich sein kann“, erklärt Smola. „Außerdem eröffnet unsere Studie neue Möglichkeiten für die pharmazeutische Forschung an Medikamenten, die diesen Mechanismus wieder herstellen können.“ Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität des Saarlandes. Quelle: Identification of C/EBPα as a novel target of the HPV8 E6 protein regulating miR-203 in human keratinocytes Anna M. Marthaler et al.; PLOS Pathogens, doi: 10.1371/journal.ppat.1006406; 2017