Wir stellen euch diese Woche wieder eine seltene Krankheit vor, die den Patienten regelrecht an die Haut geht: die „Fischschuppen-Krankheiten“. Es verliert nicht nur die Haut ihre Schutzfunktion, auch die Seele ist betroffen.
Die Haut ist ein Spiegel der Seele. Denn obgleich wir ihre geniale Schutzfunktion kaum wahrnehmen, kann sie sich bei Schäden und Störungen negativ auf unser Wohlbefinden auswirken. Weicht das Hautbild schließlich sogar stark von gesellschaftlichen Schönheitsidealen ab, haben Betroffene häufig mit Stigmatisierung und Vorurteilen zu kämpfen. Ein gutes Beispiel für Krankheiten, die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen, sind die sogenannten Ichthyosen, die früher auch als „Fischschuppen-Erkrankungen“ bezeichnet wurden. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von genetisch bedingten Stoffwechselerkrankungen der Haut, die sich im klinischen Bild vor allem durch eine starke Schuppung mit leichter Ähnlichkeit zur Fischhaut auszeichnen. Aufgrund einer Entwicklungsstörung der Epidermis, die mit starker Verhornung einhergeht, leiden die Patienten unter Trockenheit. Die häufigste Form ist die Ichthyosis vulgaris, die über einen autosomal-dominanten Erbgang an folgende Generationen weitergegeben wird.
Es juckt und schuppt
Betroffene Neugeborene zeigen zunächst keine Symptome und werden etwa im 3. Lebensmonat durch schuppige Haut klinisch auffällig. Die Häufigkeit von Ichthyosen wird auf etwa 1:250 geschätzt, wobei beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind. Leitsymptom aller Ichthyosen ist eine sehr trockene Haut, die vor allem durch weißlich-graue Schuppen imponiert. Meist sind die Streckseiten der Extremitäten betroffen und auch im Gesicht lassen sich entsprechende Hautveränderungen nachweisen. Gelenkbeugen, Leisten und Achseln bleiben dagegen meist ausgespart. Ein weiteres Symptom ist ein penetranter Juckreiz, der in der Regel vielfältige Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und auch der Lebensqualität mit sich bringt. Besonders bei Kleinkindern kann ein ständiger Kratz-Impuls zu einem ernsten Problem werden, weil sich die aufgekratzten Hautstellen schnell entzünden können.
Hautpflege ist das A und O!
Da es sich bei den Ichthyosen um chronische Erkrankungen handelt, liegt der Behandlungsschwerpunkt auf einer gründlichen und vor allem regelmäßigen Hautpflege. So kommen sowohl gegen den Juckreiz als auch gegen die trockene Schuppung verschiede Cremes und Salben zum Einsatz. Ein weiterer Therapiebaustein sind Bäder mit unterschiedlichen Wirkstoffen, die unter anderem die Feuchtigkeit der oberen Hautschichten verbessern können. Wurden betroffene Hautareale im Rahmen eines solchen Bades aufgeweicht, werden zum Teil auch verhornte Stellen abgetragen. Schließlich kommen bei besonders schwer betroffenen Patienten auch Medikamente mit Retinoiden zum Einsatz, die die Verhornung auf Dauer reduzieren können.
Rote Karte für Vorurteile
Ganz klar: Beim Anblick solcher Hautkrankheiten bekommt man in der Vorlesung schon mal unfreiwillig eine Gänsehaut. Ekelgefühle sind aber absolut unangebracht, da Ichthyosen nicht ansteckend sind. Weil aber viele Menschen aufgrund von Unkenntnis den Kontakt zu Betroffenen z. B. in der Straßenbahn meiden, haben sich psychische Störungen wie Angsterkrankungen und Depressionen als ernst zu nehmende Komorbiditäten etabliert. Um diesem negativen Trend wirkungsvoll entgegen zu treten, ist sicher eine breite Aufklärung über Hautkrankheiten und ihre Ursachen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.