Es tut sich was: In Hörsälen tauchen iPads zwischen College-Blöcken und mitgeschleppten Lehrbüchern auf. Apple verkündet jüngst die Revolution des Schulbuchs und setzt auf multimediale Fachbücher. Aber was genau sind und können eBooks bereits? Wir bringen Euch auf Stand!
Wir beleuchten in einer vierteiligen Spezialreihe: Was darf von einem eBook erwartet werden? Welche mobilen Lesegeräte unterscheidet man? Lohnt sich die Investition oder kann sogar gespart werden? Welche Vorteile hat eigentlich die digitale Verfügbarkeit von Fachbüchern? Mit welchen Einschränkungen muss gerechnet werden? Und wie genau sehen die eBook-Versionen medizinischer Standardwerke aus?
Als Student ist man es trotz online gestellter Handouts und Skripte nach wie vor gewohnt, sich mit dicken Wälzern abzukämpfen. Dank Smartphone ist die schnelle Recherche im Internet zwar hilfreich, um die Vertiefung anhand von Lehrbüchern kommt man aber trotzdem nicht herum. Hier stellt sich immer häufiger die Frage, ob man auf die Printausgabe zurückgreift oder sich für ein ständig verfügbares, digitales Exemplar entscheidet.
Was ist nun aber ein eBook? Natürlich geht es auch beim eBook im Kern um die Vermittlung von Wissen in Wort und Bild - nur eben in digitaler Form. Und somit: Kein Papier, kein Umschlag, kein Geruch, keine Eselsohren. Ein eBook ist also auf ein Ausgabegerät angewiesen, sprich auf einen eBook-Reader, ein Tablet, ein Smartphone oder einen Computer, egal ob Windows-PC oder Mac.
Welches eBook-Lesegerät?
Zum Lesen von eBooks eignen sich Tablets besonders gut. Im Vergleich zu reinen eBook-Readern, wie z.B. dem v.a. für reine Texte beliebten und preiswerteren Kindle, ermöglichen Tablets visuelle Darstellungen. Dazu zählen Videos, Animationen und interaktive Elemente, welche in Fachbüchern einen großen Stellenwert einnehmen können. Können daher, weil es derzeit noch nicht viele eBooks auf dem Markt gibt, die hiervon auch wirklich sinnvoll Gebrauch machen. Den Marktführer in Sachen Tablets stellt nach wie vor Apple mit seinem iPad, welches derzeit ab ca. 480,- Euro zu haben ist. Dichter Verfolger ist Erzkonkurrent Samsung mit dem Galaxy Tab 10.1, das mittlerweile schon ab 420,- Euro ergattert werden kann. Jedes dieser Geräte wird mit eReader-Software ausgeliefert, bietet jedoch ebenfalls die Möglichkeit, zusätzliche eReader-Apps zu installieren.
Auch auf Smartphones, egal ob iPhone oder Android-Gerät, können eBooks - zumindest aus technischer Sicht - genauso problemlos genutzt werden. Allerdings ist die Lesbarkeit nicht optimal, v.a. wenn man mit langen Texten arbeitet. Aufgrund der kleinen Bildschirme werden eBooks hier eher nur als durchaus praktische Nachschlagewerke verwendet. Auch auf Laptops und PCs können eBooks dank kleiner Plugins für den Browser oder kostenfreier eBook-Reader-Software (z.B. Kindle für PC oder Adobe Digital Editions für PC und Mac) durchstöbert werden. Nachteil: nicht so einfach zu transportieren, von entspannter Lesehaltung ganz zu schweigen. Deshalb eignen sich die normalen Computer eher für kurzes Schmökern vor dem Kauf bzw. Download eines eBooks.
Es gibt auch Zwischenlösungen, wie das Asus Transformer Eee Pad. Vom Aufbau her einem Laptop nachempfunden, lässt sich jedoch das Display abnehmen so dass man ein eigenständiges Tablet hat. Ein Vergleich zwischen iPad 2, zwei Android Tablets und der „Laptop-Hybridlösung“ von Asus findet sich hier.
Welches eBook-Format?
eBooks sind in unterschiedlichen Dateiformaten erhältlich. Zwei Formate haben sich etabliert: Das altbekannte, aus dem Print-Bereich stammende PDF (Abkürzung für „Portable Document Format“), welches einen Quasi-Standard für formatierte Dateien darstellt. Mithilfe dieses Formats stehen digitale Buchkopien zur Verfügung, was sich dank der Vergleichbarkeit mit der Print-Ausgabe v.a. bei Fachbüchern durchgesetzt hat. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Zitierbarkeit von Textstellen in PDF-Dateien, da es ein statisches Layout mit festen Seitenzahlen gibt.
Durch die Verbreitung von Smartphones wurde aufgrund der kleineren Bildschirme ein flexibleres Format als PDF notwendig. Hier ist EPUB (aus dem Englischen „Electronic Publication“) das gängigste Format. Es ermöglicht die dynamische Anpassung des Textes an die jeweilige Größe des Ausgabebildschirms. Der Unterschied: in PDF-eBooks werden Buchseiten in der statischen Originalgröße und -formatierung ausgegeben, was bei kleineren Bildschirmen zu einer benutzerunfreundlichen Handhabung und vielem Hin- und Herscrollen führt. EPUB verwendet zum Strukturieren von Inhalten wie Texten und Bildern HTML, dieselbe Programmiersprache, mit der auch Webseiten erstellt werden. Dank HTML5 – einer Weiterentwicklung – werden eBooks in Zukunft interaktiver und dadurch herkömmlichen Printmedien vermutlich überlegen sein. HTML5 erlaubt die Einbindung von Audio- und Videoelementen und Verweise auf Online-Enzyklopädien, welche zwar online geladen werden, jedoch auch offline funktionieren. Mehr dazu in Teil 4 dieser eBook-Serie.
Erstes Fazit
So rasch anfänglich die Unterschiede zum Printbuch auffallen, so schnell gewöhnt man sich an die neuen Umstände. Am meisten sticht die unschlagbare Flexibilität sowie die unmittelbare Verfügbarkeit ins Auge. Da nun nicht mehr an Papier gebunden, kann ein eBook meist auf sämtlichen anderen zur Verfügung stehenden Geräten genutzt werden. Einmal gekauft kann ein eBook also auch mehrfach verwendet werden. Die große Hürde der örtlichen Gebundenheit, die Bücher mit sich bringen, scheint bewältigt zu sein. Auch können auf digitalem Wege nahezu endlos viele Bücher transportiert werden. Das lästige Suchen nach „der richtigen Stelle“ ist dank Volltextsuche Geschichte: Innerhalb eines eBooks sind in Windeseile sämtliche Seiten mit dem Suchbegriff aufgelistet und verlinkt. Intelligente Bibliotheken durchsuchen gar sämtliche verfügbaren Inhalte.
In einem ersten Resümee sind eBooks also in der Lage, sowohl Platz als auch Zeit zu sparen. Wer jedoch auf eine deutlich günstigere Alternative gehofft hat, wird meist enttäuscht. Was die Anschaffungskosten betrifft, so stehen eBooks in der Regel den gedruckten Büchern in nichts nach. Nur selten wird unter dem regulären Buchpreis angeboten. Einzig wenn an mehreren Orten ein Exemplar benötigt wird oder der kapitelweise Kauf in Frage kommt, lohnt sich die digitale Variante auch finanziell.
Ob sich die Digitalbuchwelt in der Praxis behaupten kann, welche Chancen und Hürden sich im Medizinalltag auftun und welche Medizin-eBooks den Kauf lohnen, das wird in den nächsten Teilen dieser Serie beleuchtet.
Vorschau: Teil 2: Medizin-eBooks im Vergleich - eine Auswahl Teil 3: Medizin-eBooks in der Praxis - ein Bericht Teil 4: Medizin-eBooks der Zukunft - ein Ausblick