Nach Diagnose und Heilung entschied sie sich zur Tat: Ulla Ohlms schloss sich mit anderen Brustkrebs-Patientinnen zusammen. Gemeinsam gründeten sie die erste Frischgewebe-Biobank für die Krebsforschung. Mehr als 10.000 Frauen haben bisher ihr Gewebe gespendet.
Für die Grundlagenforschung für Mammakarzinome fehlte eines: frisches Gewebe: „In einer Klinik schneidet man das Tumorgewebe heraus, in einer anderen friert man es ein, und es herrscht untereinander immer Konkurrenz“, sagt Ulla Ohlms, Gründungs- und Vorstandsmitglied der Stiftung Patients’ Tumor Bank of Hope (PATH). „Da sagten wir: Dann gründen wir doch eine Biobank. Und dann haben wir das gemacht.“ 15 Jahre sind seitdem vergangen, mittlerweile haben mehr als 10.000 Frauen ihr Gewebe für die Biobank gespendet. Heute dient es Forschergruppen aus Wissenschaft und Industrie aus aller Welt, die verschiedenen Tumore besser zu verstehen und nach Heilungsmöglichkeiten zu suchen. Aktive Hilfe gegen Brustkrebs: Ulla Ohlms ist Mitbegründerin der Biobank für frisches Gewebe. „Bis wir die Biobank tatsächlich aufgebaut hatten, war es ein langer Weg“, sagt Ohlms. Ein Weg, der für sie wie für viele ihrer Mitstreiterinnen mit dem Schock der eigenen Erkrankung begann: „Ich war 50 Jahre alt, als ich die Diagnose Brustkrebs bekam. Nach Chemotherapie, Bestrahlung und Operation stieß ich auf Mamazone, ein Verein für Frauen mit Brustkrebs, den die sehr engagierte Journalistin Ursula Goldmann-Posch gegründet hatte.“ Hier fand Ohlms andere Frauen mit ähnlichen Geschichten wie der ihren und begann später, die Biobank aufzubauen. „Ich engagiere mich auch, weil ich denke, dass ich einfach Glück gehabt habe. Denn es ist ja reiner Zufall, welche Tumor-Biologie man hat. Ich hatte eine ganz gute, es hätte mich auch anders treffen können. Dafür bin ich bis heute dankbar. Durch das Engagement gebe ich ein bisschen von dem Glück zurück, was mich unverhofft im Unglück getroffen hat“, sagt sie.
Mit der Idee für die Biobank begann ein langer Weg durch die Institutionen. Es galt, Gynäkologen zu finden und Kooperationspartner in den Pathologien. „Wir mussten Verträge aufsetzen, Standorte finden, Sponsoren akquirieren. Allein die Kühltruhen, Behälter mit flüssigem Stickstoff, kosten pro Stück mehr als 20.000 Euro. Wir haben ein paar Jahre richtig hart gearbeitet“, so Ohlms. Die Stiftung arbeitet heute mit sieben Kooperationskliniken zusammen, unter anderem in Marburg, Kassel und Bonn. Der Ablauf ist immer gleich: Eine Frau mit Brustkrebs kommt an einen der Standorte, wird aufgeklärt und unterschreibt eine Einverständniserklärung. Damit gibt sie die Erlaubnis, die zweite Probe in die Forschungs-Bank zu geben. „Heute werden die Tumore immer kleiner“, erklärt Ohlms, „deshalb kann es sein, dass es keinen zweite Probe gibt. Trotzdem bleibt der erste Teil des Gewebes für die Frau aufbewahrt, für den Fall, dass sie einmal irgendetwas mit diesem Material machen möchte.“
Die Proben werden von Pathologen nach genau definierten Standards eingefroren und gelagert. All dies werde genau dokumentiert, die Frauen würden alle zwei Jahre kontaktiert und nach ihrem Gesundheitszustand befragt. „Die Datenbank ist bei alldem das Gerüst“, sagt Ohlms. Mittlerweile sei die Biobank eine zentrale Anlaufstelle für Forscher aus aller Welt: „Sie stellen Anträge auf Herausgabe von Proben und pseudonymisierte Daten, die wir von Experten prüfen lassen. Wenn sie einverstanden sind, geben wir die Proben ab. Unser Ziel war immer die Unterstützung der Krebsforschung – das ist uns geglückt.“