Er war schon damals in der Schule Klassenbester und sitz in jeder Vorlesung in der ersten Reihe. Sein Haar ist fettig und sein Modestil fragwürdig. Ganz klar: So richtig beliebt ist der Streber nicht. Trotzdem lohnt sich ein freundlicher Umgang. Spätestens, wenn die nächste Prüfung naht.
Sein Aussehen: eine Blickdiagnose!
Bereits in der Einführungswoche im ersten Semester fällt der prototypische Streber sofort aus der Reihe. Obgleich er mindestens 18 oder 19 Jahre zählen sollte, wirkt er auf den ersten Blick nicht viel älter als 15 und trägt manchmal sogar noch einen alten Schulranzen unterm Arm. Weitere Erkennungsmerkmale sind vielfach getragene Karohemden, eingelaufene „Karottenhosen“ und ein eher unsportlicher Habitus. Schon damals im Sportunterricht wurde er immer als Letzter in die Fußballmannschaft gewählt und am liebsten auf die Bank verfrachtet. Dass er als strebsamer Student primär den inneren Werten Beachtung schenkt, fällt auch bei der Auswahl seines Schuhwerks ins Auge. Manch ein Kommilitone hat sich daher sicher schon mal die Frage gestellt, ob der Streber die alten Sachen seines Vaters aufträgt.
Sein Markenzeichen: Vorlesungen als Lebensinhalt
Während der klassische Student lieber etwas länger schläft, als zur ersten freiwilligen Anatomie-Vorlesung zu gehen, steht der Streber bereits um acht Uhr morgens topfit auf der Matte. Wie selbstverständlich setzt er sich in die erste Reihe und hat alle online verfügbaren Lernmaterialien bereits ausgedruckt auf seinem Klapptisch liegen. Noch bevor der übernächtigte Assistenzarzt mit seinem Vortrag über die Morphologie des menschlichen Verdauungsapparates beginnt, hat der Streber seine Bleistifte gespitzt und notiert sich meist blind und in Steno die wichtigsten Zitate des Dozenten. Er ist verblüffender Weise von der ersten bis zur letzten Stunde dauerhaft hoch konzentriert und weiß auf jede Nachfrage seiner kurzzeitig eingenickten Banknachbarn eine schnelle und vor allem korrekte Antwort.
Sein Auftreten: Einzelgänger oder mit Gleichgesinnten
Da der Streber – wie gesagt – meist in der ersten Reihe sitzt und Zwischengespräche während einer Vorlesung streng vermeidet, tritt er meist als Einzelgänger auf. Obgleich viele Kommilitonen ihn aufgrund seines reichhaltigen Wissens im Rahmen von Gruppenarbeiten schätzen, macht er sich durch viele Fragen an Dozenten regelmäßig unbeliebt. So initiiert er sehr gern auch mal eine umfangreiche Diskussion in der Schlussphase des Nachmittagsseminars, wodurch viele Kommilitonen schließlich ihre Bahn oder einen wichtigen Anschlusszug versäumen. Ganz selten und meist in großen Jahrgängen erlebt man den Streber auch in kleinen Gruppen. In diesem Fall ist er bereits zu Studienbeginn auf Gleichgesinnte getroffen mit denen er gemeinsam bis in die späten Abendstunden um die Wette lernt.
Umgangstipps: So wird der Streber zur echten Lernhilfe!
Auch wenn der Prototyp eines medizinstudentischen Strebers als Partybegleitung eher nicht zu Empfehlen ist, dient er im Semester immer öfter als praktisches Nachschlagewerk. Ignoriert man sein kleidungsmäßig eher exotisches Erscheinungsbild, ist er weiterhin für die ein oder andere intellektuell stimulierende Konversation während des Mensaessens zu haben. Und wer weiß, nicht überall, wo „Streber“ drauf steht, ist auch „Streber“ drin. Schließlich werden zurzeit ja die spießigen Nerd-Brillen auch immer beliebter.