Fußschmerzen beim ersten Auftreten am Morgen sowie unter Belastung deuten auf einen Fersensporn hin. Hier helfen neben der Entlastung Stoßwellen oder Röntgenstrahlen. Chirurgische Methoden überzeugen weitaus weniger.
Schwerstarbeit für die Plantarfaszie: Am Sehnenansatz der Muskeln am Fersenbein wirken Tag für Tag immense Kräfte. Die Folgen bleiben nicht aus, und so führen einseitige Belastungen, Übergewicht oder Fehlstellungen nicht selten zu Reizungen beziehungsweise mikroskopisch kleinen Verletzungen. Bald darauf beginnt der Körper selbst erste Hilfe zu leisten – und lagert an den Stellen Knochensubstanz ab. Ohne Therapie verschlimmert sich die Entzündung, weiteres Material wird deponiert, ein Teufelskreislauf beginnt. Jeder Zehnte hat diesen Defekt, besser bekannt als Fersensporn (Fasziitis plantaris), viele Patienten merken anfangs noch recht wenig davon. Später kommt es zu Schmerzen, vor allem nach längeren Entlastungsphasen, sprich beim morgendlichen Aufstehen, später auch unter Belastung. Bei der Untersuchung finden Orthopäden häufig eine verminderte Beweglichkeit des Sprunggelenks in Richtung Fußrücken, hervorgerufen durch verkürzte Wadenmuskeln. Mit einem breiten Spektrum an Therapiemöglichkeiten verschaffen sie den Patienten Erleichterung.
Klassisch therapiert
In den meisten Fällen helfen orthopädische Einlagen, um das Fußgewölbe zu stützen, inklusive einer weichen Polsterung an der Ferse. Auch empfinden die meisten Patienten Kälte als angenehm. Das Konzept wurde als Kryotherapie mit Kohlendioxid weiter professionalisiert. Eine Anwendungsbeobachtung mit 20 Patienten zeigte bereits nach vier Wochen positive Effekte.
Krankengymnastik lindert die Beschwerden ebenfalls. Betroffene können dabei selbst aktiv werden: Nach entsprechender Einweisung lassen sich der zweiköpfige Wadenmuskel (Musculus gastrocnemius) sowie der Schollenmuskel (Musculus soleus) gut zu Hause dehnen, mehrmals täglich für jeweils zehn Minuten. Parallel helfen entzündungshemmende Arzneistoffe wie Ibuprofen. Noch wirksamere Substanzen, etwa Diclofenac, sind topisch verfügbar, erfordern bei systemischer Gabe gegebenenfalls einen wirksamen Magenschutz. Allerdings ist die Datenlage bei NSAIDs generell recht unbefriedigend, wie eine Studie ergab. Nicht immer unterschieden sich Verum und Placebo hinsichtlich der Schmerzlinderung signifikant voneinander.
Bleiben diese Strategien ohne Effekt, lohnt ein Versuch mit Lokalanästhetika und Corticoiden. Das Verfahren nahmen italienische Kollegen in einer Publikation unter die Lupe: Sie punktierten mit Ultraschallkontrolle die schmerzhaften Areale mehrmals und applizierten dann ein Steroid. Mit Erfolg: Nach drei Wochen berichteten 39 von 44 Patienten, die Beschwerden seien abgeklungen.
Spricht ein Fersensporn auf klassische Behandlungsmethoden nicht an, bringt die hochfrequente elektrohydraulische Stoßwellentherapie möglicherweise Erfolg. In einer aktuellen Publikation berichten Kollegen von sechs therapieresistenten Fällen, die mit Stoßwellen zur mehr oder minder vollständiger Schmerzfreiheit gelangten. Ein gewaltiger Nachteil: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen diese Leistung nicht, anders sieht es bei privaten Versicherungen aus.
Gift gegen Schmerz
Ebenfalls eine private Leistung: Versuchsweise setzen Orthopäden das allseits gerühmte Botulinumtoxin ein. Als neurotoxisches Eiweiß führt es zu einer Lähmung von Nerven, die Reize in Richtung Muskel übertragen. Spanische Kollegen verglichen dessen Wirksamkeit mit Corticosteroiden: Im Rahmen einer einfachblinden Studie nahmen 28 Patienten an der jeweiligen Behandlungsgruppe teil. Einen Monat nach Injektion des Arzneistoffs gab es deutliche Effekte in beiden Armen der Studie. Signifikant besser hinsichtlich des Schmerzes schnitt allerdings das Botulinumtoxin ab. Trotz der vielversprechenden Resultate geben die Autoren zu bedenken, dass weitere Studien mit größeren Stichproben notwendig sind, um die Ergebnisse zu verifizieren.
Strahlung auf die Ferse
Tritt nach einem halben Jahr trotz aller Bemühungen keine Besserung ein, bleibt als Option immer noch die Therapie mit Röntgenstrahlen. Damit verbinden viele Laien nach wie vor hohe Krebsrisiken und sind erst einmal skeptisch, Aufklärung tut Not. Kollegen haben generell gute Erfahrungen gemacht: Wie die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) berichtet, erhalten pro Jahr 40.000 Patienten mit verschiedenen Entzündungen des Weichteilgewebes Bestrahlungen. Beim Fersensporn müssen Nuklearmediziner vor Beginn den Herd durch bildgebende Verfahren lokalisieren, damit die Strahlungsquelle auch genau positioniert werden kann.
Vorteile liegen vor allem in der Effektivität bei vergleichsweise geringem Aufwand, wie eine Studie jetzt zeigen konnte. Dazu hat die Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. Oliver Micke vom Franziskus Hospital in Bielefeld 66 Patienten für drei Wochen entweder mit 0,6 oder mit 6,0 Gy bestrahlt. Das Gray (Gy) ist eine ältere, immer noch gängige Größe für die Energiedosis ionisierender Strahlung, also die Energie pro Masseneinheit. Um die unterschiedliche biologische Wirksamkeit von Alpha-, Beta-, Gamma- und Neutronenstrahlung sowie die verschiedenen Empfindlichkeiten diverser Gewebe zu berücksichtigen, wurden Größen wie die Äquivalentdosis, die effektive Dosis sowie die Organdosis eingeführt. Ihre Einheit ist das Sievert (Sv).
Dienten als Strahlungsquelle anfangs noch Röntgengeräte, verwenden große Kliniken und Therapieeinrichtungen heute Beschleuniger. Das zeigte Wirkung: Patienten, die 6,0 Gy erhielten, waren in der Tat größtenteils schmerzfrei, deren Ansprechraten lagen zwischen 70 und 100 Prozent. Im Beobachtungszeitraum von zwölf Monaten zeigten sich weder akute Schäden noch Spätfolgen der Therapie. Ältere Studien hatten sogar Werte zwischen 2,5 und 18,75 Gray getestet, ohne bessere Resultate erzielt zu haben. Strahlenschäden konnten auch diese Autoren nicht nachweisen. Dennoch fehlen Langzeitstudien mit großen Kohorten.
Schlechte Aussichten
Sollten alle Methoden versagen, was auf rund fünf Prozent der Patienten zutrifft, bleibt immer noch ein chirurgischer Versuch. Verfahren wie die Abtragung des Sporns inklusive Schleimbeutel beziehungsweise die Ablösung der entsprechenden Sehnen haben jedoch nur zu mageren Langzeitergebnissen geführt. Besser ist die plantare Fasziotomie geeignet, bei der Chirurgen unter Druck stehende Muskelgruppen durch Auftrennung der entsprechenden Faszie entlasten. Dabei kann auch der Nervus plantaris lateralis dekomprimiert werden.
Auf lange Sicht gelten die Eingriffe jedoch als problematisch: Patienten erhoffen sich von der OP meist eine dauerhafte Heilung. Wie bei anderen Therapien beheben Chirurgen nur ein Symptom, nicht jedoch das zugrunde liegende Problem – beispielsweise Übergewicht oder Fehlstellungen.