Wie stellen sich Ärzte und Apotheker ihre Zukunft vor? Eine Studie der Apobank zeigt, wie unterschiedlich die Ewartungen sind. Während bei Ärzten der Trend zur Selbstständigkeit ungebrochen ist, zieht es einen Großteil der Apotheker zu einem Job außerhalb der Offizin.
Sinkende Gewinne, das Damoklesschwert Bürgerversicherung oder „Holland-Boni“ durch das EuGH-Urteil: Auf Heilberufler kommen in nächster Zeit viele Herausforderungen zu. Eine neue Studie der apoBank untersucht, welche Erwartungen Ärzte und Apotheker hinsichtlich ihrer Zukunft haben. Dazu haben Marktforscher 400 Ärzte, Zahnärzte und Apotheker befragt. Die Studienteilnehmer waren zwischen 25 und 40 Jahren alt. Sie hatten drei bis neun Jahre Berufserfahrung und werden in 2030 unsere Versorgung prägen. © apoBank
Ärzte sehen ihre berufliche Zukunft vor allem als Selbständige in Berufsausübungsgemeinschaften (BAG; Männer 20 Prozent, Frauen 12 Prozent), gefolgt von einer Anstellung in Kliniken (19 / 10 Prozent), von einer selbständigen Tätigkeit in Praxisgemeinschaften (16 / 8 Prozent) oder einer selbständigen Tätigkeit in der eigenen Praxis (13 / 8 Prozent). Frauen entscheiden sich eher für Teilzeitstellen (66 Prozent Zustimmung), während ihre männlichen Kollegen Vollzeitstellen bevorzugen (66 Prozent). Im Jahr 2030 wird die „typische Ärztin“ eher angestellt in Medizinische Versorgungszentren (MVZ) arbeiten, während der „typische Arzt“ selbständig in Berufsausübungsgemeinschaften zu finden ist. Hinsichtlich ihres Brutto-Jahresgehalts erwarten 13 Prozent aller Befragten 61.000 bis 80.000 Euro, 11 Prozent 81.000 bis 100.000 Euro und je 12 Prozent 101.000 bis 120.000 beziehungsweise 121.000 bis 140.000 Euro. 15 Prozent hätten sogar gerne mehr als 200.000 Euro.
Bei Zahnärzten steht die selbständige Tätigkeit in den BAG (Männer 35 Prozent, Frauen 23 Prozent) oder in Einzelpraxen (18 / 17 Prozent) ebenfalls hoch im Kurs, gefolgt von einer Anstellung in den MVZ. Anders als Humanmedizinern werden „typische Zahnmediziner“ beider Geschlechter 2030 in einer Berufsausübungsgemeinschaft zu finden sein. 76 Prozent aller Zahnärzte und 37 Prozent aller Zahnärztinnen hätten gern eine Vollzeitstelle. Die Idealvorstellung vom Verdienst liegt bei 18 Prozent zwischen 61.000 und 80.000 Euro. 15 Prozent wünschen sich 121.000 bis 140.000 Euro, und 16 Prozent mehr als 200.000 Euro.
Während der Trend bei Ärzten und Zahnärzten zur selbständigen Tätigkeit ungebrochen ist, überraschen Befragungsergebnisse bei Apothekern. 43 Prozent aller Männer und 49 Prozent aller Frauen stellten klar, eine nicht kurative Tätigkeit vorzuziehen. Als Tätigkeitsfelder kommen pharmazeutische Hersteller, staatliche Forschungseinrichtungen, aber auch Krankenkassen oder Behörden infrage. Die selbständige Tätigkeit im eigenen Filialverbund war mit 20 / 11 Prozent aller Nennungen stark abgeschlagen. Für die Einzelapotheke würden sich nur 3 / 9 Prozent entscheiden. Angestellte Tätigkeiten im Krankenhaus (17 / 9 Prozent) oder in öffentlichen Apotheken (17 / 23 Prozent) waren überraschend beliebt. Frauen präferieren eine Tätigkeit hinter dem HV-Tisch eher als Männer. Bei Apothekern (87 Prozent) sind Vollzeitstellen deutlich beliebter als bei Apothekerinnen (53 Prozent). Hinsichtlich ihrer Gehaltsvorstellungen haben Pharmazeuten die geringsten Erwartungen aller Befragten. 17 Prozent geben sich mit maximal 60.000 Euro brutto pro Jahr zufrieden, 49 Prozent wünschen sich 61.000 bis 80.000 Euro, und bei 14 Prozent beträgt die Idealvorstellung 81.000 bis 100.000 Euro. Höhere Gehaltsvortsellungen spielen im Vergleich zu Ärzten und Zahnärzten keine wesentliche Rolle.
Wer ein gutes Bruttoeinkommen erreichen will, hat sich neuen Gegebenheiten des Marktes anzupassen. Immerhin erwarten 90 Prozent aller befragten Ärzte, Zahnärzte und Apotheker, dass sich Spezialisierung zu einem wichtigen Erfolgsfaktor entwickelt. Grenzen zwischen dem ambulanten und stationären Bereich werden zunehmend verschwimmen (65 Prozent Zustimmung) respektive über digitale Technologien enger verzahnt (83 Prozent). Gleichzeitig sehen sie bis 2030 private Investoren mit Kettenkonzepten in Deutschland (82 Prozent Zustimmung). Hinzu kommen weitere Player wie Apple, Google, Microsoft oder Startups im Health-Bereich (72 Prozent). Da wundert es nicht, dass 55 Prozent inhabergeführte Praxen oder Apotheken als Auslaufmodell bezeichnen.
© apoBank Nicht nur die Rahmenbedingungen werden sich nach Ansicht vieler Kollegen ändern. Sie erwarten auch, dass sich ihr eigenes Rollenverständnis wandelt. „Halbgötter in Weiß“ wird es bis 2030 nicht mehr geben (79 Prozent Zustimmung), und Heilberufler werden stärker als Dienstleister wahrgenommen (83 Prozent). Immer häufiger übernehmen nicht ärztliches beziehungsweise nicht pharmazeutisches Personal diverse Aufgaben (75 Prozent). Damit gehen höhere Erwartungen von Versicherten einher (91 Prozent). Dem gegenüber steht die Hoffnung, bei Bürgern immer noch viel Vertrauen zu genießen (71 Prozent). Vielleicht übernehmen Bürger bis 2030 mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit (50 Prozent) und sind häufiger bereit, in ihre eigene Tasche zu greifen (59 Prozent Zustimmung). Dass sie den Wert heilberuflicher Leistungen mehr als heute schätzen, glaubt nur jeder Fünfte (28 Prozent Zustimmung). Sie sind sich aber recht sicher, künftig mehr unternehmerische Aufgaben als heute auszuführen (71 Prozent).