Untersuchung und Behandlung von Neugeborenen sind immer etwas ganz Besonderes. Nach der Geburt, steht am dritten Lebenstag mit der U2 eine wichtige Vorsorgeuntersuchung an. Fachärzte können dann bei Problemen rechtzeitig eingreifen.
Mit ruhiger Hand legt ihre Mutter die kleine Mia auf die Untersuchungsfläche. Bis eben hat das erst 3 Tage alte Mädchen tief geschlafen. Jetzt reckt sie sich langsam und reibt sich mit ihren winzigen Fingern die blinzelnden Augen. Bevor die Kinderärztin mit der sogenannten U2 beginnt, wird Mia entkleidet und dabei von einer Rotlichtlampe warm gehalten. Die U2 gehört zu den insgesamt zehn Vorsorgeuntersuchungen, die in Deutschland in vorgegebenen Abständen von Kinderärzten durchgeführt werden sollen. Obwohl besonders die späten Untersuchungen nicht mehr von allen Eltern wahrgenommen werden, zählen die „U‘s“ zu den erfolgreichsten Präventionsprogrammen in der Kinderheilkunde. Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser ist diese behandelbar – so lautet der Grundgedanke des Vorsorgeprogrammes. Auch die kleine Mia kommt bereits zum zweiten Mal in den Genuss und lässt die körperliche Untersuchung relativ entspannt über sich ergehen.
Der Baby-TÜV
Die Kinderärztin beginnt mit einer Inspektion des Neugeborenen und befragt dabei die Mutter über den Geburtsverlauf. Wichtige Inhalte des Gespräches sind aufgetretene Geburtskomplikationen, Vorerkrankungen der Mutter und das Trinkverhalten des Kindes bei den ersten Stillversuchen. Bei der klinischen Untersuchung werden unter anderem die Reifezeichen des Säuglings überprüft, das Herz abgehört und die wichtigsten Reflexe getestet. Obgleich sich diese Beschreibung fast liest wie die klassische Untersuchung eines Erwachsenen, gibt es gewaltige Unterschiede. Viele kleine Patienten sind nämlich nicht besonders kooperativ und machen durch Weinen und Abwehrbewegungen die Auskultation des Herzens zu einer echten Herausforderung. Allerdings gibt es natürlich auch Ausnahmen wie Mia. Sie liegt trotz zahlreicher Reflexprüfungen und Abtastungen immer noch ruhig auf dem Rücken und schenkt der Ärztin und ihrer Mutter auch hin und wieder ein strahlendes Lächeln. Weitere Bestandteile der U2 sind das Stoffwechselscreening und eine Aufklärung der Eltern über die richtige Schlafhygiene. Ersteres wird mit Hilfe einer Pappkarte durchgeführt, die auf markierten Punkten mit Fersenblut des Neugeborenen beträufelt wird. Dieser Guthrie-Test wird dann in ein Speziallabor geschickt und das Blut auf verschiedene behandelbare Stoffwechselerkrankungen überprüft. Im Rahmen eines kurzen Aufklärungsgespräches wird die Mutter schließlich darüber informiert, dass ihr Kind zur Vermeidung des plötzlichen Kindstodes am besten ohne Decken in einem separaten Bett auf dem Rücken schlafen sollte.
Faszination Frühchenstation
Neben der Abnahme der U2 bei Neugeborenen obliegen Kinderärzten eines Krankenhauses natürlich noch weitere Aufgaben. So gibt es in einigen größeren Häusern spezialisierte Neonatalzentren, in denen Frühgeborene ab der 24 Woche behandelt werden. Waren vor einigen Jahren so junge Erdenbürger noch nicht überlebensfähig, kann die moderne Medizin heute schon wahrhafte Wunder bewirken. Wird ein Frühgeborenes rechtzeitig behandelt, stehen die Chancen je nach Fall sehr gut, dass es mit dem Leben davon kommt. Auf Seite der Kinderärzte ist hierbei sehr viel Feingefühl im Umgang mit den höchst empfindlichen Patienten und auch mit den seelisch stark belasteten Eltern erforderlich. So liegen die auch liebevoll als „Frühchen“ bezeichneten Säuglinge teilweise monatelang in speziellen Brutkästen, bis sie erstmal aus dem Krankhaus entlassen werden. Bei allen faszinierenden Möglichkeiten der heutigen High-Tec-Medizin dürfen wir nicht vergessen, dass auch viele Kinder lebenslange bleibende Beeinträchtigungen mit sich tragen. Trotzdem ist schon ein kurzer Besuch einer Neonatalstation ein beeindruckendes Erlebnis und zeigt einmal mehr, wie wertvoll das Leben ist.
Der kinderärztliche Umgang mit Neugeborenen ist immer etwas ganz Besonderes. Im Rahmen der sogenannten U's können bereits in den ersten Lebenstagen Herzfehler und Stoffwechselerkrankungen erkannt und entsprechend behandelt werden. Durch eine rasante Entwicklung der modernen Medizin sind heute bereits Frühgeborene unter bestimmten Umständen überlebensfähig. Schon kurze Augenblicke auf einer Frühstation können eine wertvolle Erfahrung im Umgang mit menschlichem Leben sein.