Aller Anfang ist schwer. Besonders bei der ersten Famulatur im klinischen Abschnitt. Da gibt es viele ungeschriebene Gesetze, die uns Medizinstudenten das Leben schwer machen können. Engagement ist sicher nie verkehrt. Allerdings gibt es auch ein paar No-Goes.
Beschränkt sich die praktische Tätigkeit von Medizinstudenten in der Vorklinik zunächst nur auf Physikpraktika, Präpkurs und Laborversuche, geht es im klinischen Abschnitt gleich ans Eingemachte. Nach dem Physikum liegt der Ausbildungsschwerpunkt stärker auf der Praxis und mehrere Monate Famulatur sind eine obligate Studienleistung. Da die meisten Vorbereitungskurse überfüllt sind oder viel zu rudimentär unterrichtet werden, gleicht besonders die erste Famulatur einem Sprung ins eiskalte Wasser. Plötzlich müssen wir all die Untersuchungen und Maßnahmen durchführen, von denen wir bislang nur gehört oder gelesen haben. Da die meisten Regeln und Abläufe nirgends geschrieben stehen, ist es schier unmöglich, am Anfang nicht in einen Fettnapf zu tapsen. Auch ich habe eine gewisse Eingewöhnungsphase benötigt und weiß jetzt zumindest, was man besser nicht tun sollte.
Immer in der letzten Reihe
Wie DocCheck bereits vergangene Woche berichtete, kann man als Student schon mal mit dem Pflegepersonal aneinander geraten und sollte deswegen so einige Verhaltensformen beachten. Neben dem Pflegepersonal ist auch das Ärzteteam ein heißes Eisen. Ein absolutes No-Go ist Übereifer bei Interventionen, von denen wir Studenten keine Ahnung haben, oder die eigentlich nur von erfahrenen Fachärzten durchgeführt werden. Will ich mich bereits am ersten Tag so richtig unbeliebt bei den Assistenzärzten machen, weiß ich bei den Fallbesprechungen alles besser und Stelle zwischendurch noch inhaltsleere Fragen, die sich durch konzentriertes Beobachten eigentlich selbst beantworten lassen. Auch wenn die teils starren Hierarchien in manchen Kliniken nicht wirklich fair und politisch korrekt sind, müssen wir uns als Lernende unterordnen und zurückhalten. Das ist besonders in hektischen Phasen mit vielen Patientenaufnahmen oder Notfall-Operationen der Fall. Nach meiner Erfahrung wird Geduld und Zurückhaltung meist belohnt, sobald die Ärzte mal ein wenig mehr Luft in ihren Ablaufplänen haben. In diesen Zeiten kann man dann mit Glück sogar bei anspruchsvollen OPs assistieren und in wenigen Stunden eine Menge lernen.
OP-Tage überleben
„OP“ ist dann auch das passende Stichwort, um zu einem weiteren Gebiet mit zahlreichen No-Goes überzuleiten. Denn schon beim Waschen und sterilen Ankleiden können wir Studenten soviel falsch machen und im schlimmsten Fall sogar die Operation behindern oder den Patienten gefährden. No-Go Nummer Eins: Ohne Erlaubnis oder Anweisung bewegen oder etwas berühren. Wird ein Instrument oder ein OP-Gebiet dadurch unsteril, kann die allgemeine Stimmung schnell „kippen“. Und mache ich mich ausversehen nach gründlichem Waschen und Ankleiden selbst unsteril, bleibt zumindest ein peinlicher Moment, wenn ich entweder von der OP ausgeschlossen werde, oder ich mich erneut waschen muss. Mein Tipp lautet daher: Bei Unsicherheit das OP-Waschen genau im Lehrbuch Chirurgie nachlesen und sich bei den ersten Malen von einer OP-Schwester oder einem Assistenten helfen lassen. Lieber fragen, bevor der Patient Schaden nimmt.
Achtung Lästerfalle!
Ganz wichtig: Man sollte unbedingt die Lästerfalle vermeiden! Manchmal ergibt sich ein lockeres Vier-Augen-Gespräch, bei dem beispielsweise ein Assistenzarzt zum Lästern über Kollegen anregt und den Famulanten auf seine Seite ziehen möchte. Es wäre ein absolutes No-Go hierbei munter mit zu plaudern. Immerhin sieht und hört der Feind alles! Und sind das Mobbing-Opfer ein Oberarzt oder die Oberschwester, kann das ganz schnell ein negatives Licht auf den Studenten werfen. Daher mein Tipp: Im Zweifelsfall nur zuhören und neutral bleiben.
Soweit also zu einer kleinen Auswahl von Famulatur-No-Goes, und wie wir sie als Studierende zu Beginn des klinischen Abschnitts umgehen können. Stiefeln wir dann trotzdem mal in eine Tretmiene, heißt es: Locker bleiben und lernen! Immerhin ist noch kein perfekter Arzt vom Himmel gefallen und aus kleinen Fehlen lässt sich fast immer viel fürs spätere Berufsleben herausziehen!