Kinder, deren Eltern als Soldaten im Krieg eingesetzt werden, zeigen gehäuft psychische Auffälligkeiten. An erster Stelle stehen akute Stressreaktionen, aber auch Anpassungssyndrome als Folge lang anhaltenden Stresses. Das konnte nun eine Studie belegen.
Kinder, deren Eltern als Soldaten im Krieg eingesetzt werden, zeigen gehäuft psychische Auffälligkeiten. An erster Stelle stehen akute Stressreaktionen, aber auch Anpassungssyndrome als Folge lang anhaltenden Stresses. An zweiter und dritter Stelle zeigen sich Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten. Zu diesem Ergebnis kommen Alyssa J. Mansfield und ihre Kollegen von der University of North Carolina, USA.
Bis ins dritte Glied …
Spannend ist dieses Ergebnis im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen um die Spätfolgen des Zweiten Weltkrieges. Die Kölner Autorin Sabine Bode beschreibt in ihren Büchern "Kriegskinder", "Kriegsenkel“ und "Nachkriegskinder“, wie sich die Folgen des Krieges bis in die dritte Generation einer Familie bemerkbar machen. Sie stellt anhand vieler Biografien dar, wie Kinder traumatisiert werden können, obwohl sie selbst den Krieg nicht miterlebt haben. Eltern, die psychisch von ihren eigenen traumatischen Erlebnissen vereinnahmt sind, können nicht ausreichend auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen.
In ihren Büchern zeigt Bode, wie sogar Kriegsenkel noch Depressionen und Beziehungsstörungen entwickeln, obwohl der Krieg selbst fast vergessen scheint. In dieses Erklärungsmodell könnte auch die Tatsache passen, dass die Zahl der erwachsenen Kinder, die sich vollständig von ihren Eltern abwenden, zu wachsen scheint. Beispielsweise wächst die Selbsthilfegruppe verlassene-eltern.de stetig. Die Klagen wiederholen sich: Die Eltern sagen, sie hätten alles gegeben und ihre Kinder wohlbehütet aufwachsen lassen. Die Kinder hingegen erzählen von Gewalt in der Erziehung und massiven Grenzüberschreitungen der Eltern. Zwischen Eltern und Kind steht die Sprachlosigkeit.
Auch der Psychoanalytiker Werner Bohleber beschreibt, wie Traumata über das Unbewusste weitergegeben werden können: Kinder traumatisierter Eltern können sich in das Unbewusste der Eltern einfühlen und den Schrecken der verdrängten Erlebnisse erspüren.
Je besser die Mutter „psychisch funktioniert“, desto gesünder ist das Kind
Wie abhängig die Emotionen der Kinder vom „Funktionieren“ besonders der Mutter ist, zeigten bereits 2001 Nathaniel Laor von der Universität Tel Aviv. Sie untersuchten in einem Follow-Up 81 Kinder im Alter von 8-10 Jahren, die fünf Jahre zuvor während des Golf-Krieges den SCUD-Raketen-Angriff auf Israel erlebt hatten, bei dem ihre Häuser zerstört wurden. Die Autoren wiesen nach, dass psychische Störungen wie die Posttraumatische Belastungsstörung stark vom Familienzusammenhalt und vom psychischen Funktionieren der Mutter abhing. Je mehr die Mutter emotional verfügbar für die Kinder war, desto stärker war die posttraumatische Belastungsstörung zurückgegangen.
Die Ergebnisse machen deutlich, wie sehr die Erlebnisse und Emotionen der Eltern die psychische Gesundheit der Kinder beeinflussen. Fachleute, die sich mit traumatisierten Patienten beschäftigen, sollten auch immer einen Blick auf die Kinder haben.