Viele Frauen ab 30 Jahren haben Beschwerden durch gutartige Tumoren der Gebärmutter. Früher entfernten Kollegen oft den Uterus komplett. Heute sind je nach Größe und Lage der Geschwülste schonendere Behandlungsverfahren möglich.
Berichten Patientinnen von Schmerzen im Unterbauch, starken Regelblutungen, Verstopfungen oder Problemen beim Wasserlassen, werden Gynäkologen hellhörig: Mindestens 25 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter Myomen. Eine genauere Untersuchung in der Praxis zeigt verschiedene Lokalisationen dieser knotigen Störenfriede: in der Muskelschicht, in der Schleimhaut, außen oder im umgebenden Bindegewebe des Uterus. Doch zumindest genetisch gleichen sich viele Myome wie ein Ei dem anderen. Das fanden jetzt Forscher von der University of Helsinki, Finnland, heraus. Insgesamt untersuchten sie mehr als 200 Exemplare und wiesen in 70 Prozent der Fälle Veränderungen im MED12-Gen nach. Dieses ist mitunter für die Erstellung einer Ribonukleinsäure-Arbeitskopie aus der DNA verantwortlich, dem ersten Schritt zur Herstellung von Proteinen. Allein für die Therapie ist diese Erkenntnis momentan relativ wertlos. Doch haben Wissenschaftler auch in anderen Bereichen große Fortschritte gemacht – chirurgische Eingriffe wie die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) oder die Entfernung der Myome unter Erhalt des Organs (Myomektomie, Myomenukleation) sind nicht mehr allzu oft erforderlich.
Schnell eingreifen
Meist beginnen die Beschwerden mit starken Schmerzen. Hilfreich sind im Akutfall alt bekannte NSAIDs wie Naproxen oder Ibuprofen. Als Gegenspieler der Prostaglandine verringern sie die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur. Bei starken Blutungen kann auch Tranexamsäure eingesetzt werden, ein Hemmstoff des körpereigenen Auflösungssystems von Blutgerinnseln. Mittlerweile wurde die Substanz von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für diese Indikation zugelassen, in seltenen Fällen sind aber tiefe Venenthrombosen möglich. Und Mifepriston, bekannt als wirksames Pharmakon der „Abtreibungspille“ RU-486, scheint in niedriger Dosierung ebenfalls positive Effekte zu haben. In einer Studie zeigte dieser Progesteron-Rezeptor-Antagonist bei Frauen nach sechs Monaten eine deutliche Verbesserung der Symptomatik. Interessant ist auch die Wirkung des Arzneistoffs mit dem Laborkürzel CDB-2914: In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie verminderte das Pharmakon äußerst effektiv Blutungen. Auch die Größe der Myome nahm signifikant ab.
Menopause aus der Pillenpackung
Weitere Ansätze liefern die beteiligten Hormone: So lange Östrogene vorhanden sind, vergrößern sich auch Myome immer weiter. Erst in der Menopause kommt es zum Wachstumsstillstand, und meist verschwinden viele Beschwerden quasi von selbst. Das legte die Idee nach, pharmakologisch einzugreifen: GnRH-Analoga, also künstliche Nachbauten des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), senken den Östrogenspiegel nachhaltig und simulieren so eine postmeopausale Situation – zwischen 30 und 80 Prozent aller Myome schrumpfen daraufhin. Doch hat diese Strategie auch ihre Schattenseiten – typische Folgen wie Osteoporose bzw. Hitzewallungen lassen sich nicht vermeiden. Nachdem das Arzneimittel abgesetzt wird, lösen sich zwar die unerwünschten Effekte in Luft auf – jedoch wachsen Myome meist recht schnell weiter. Damit sind GnRH-Analoga allenfalls sinnvoll, um kurze Zeiträume bis zur Menopause zu überbrücken. Präoperativ hingegen machen sie wenig Sinn, wie eine prospektive, doppelblinde, placebokontrollierte, randomisierte Studie kürzlich gezeigt hat. Operateure sahen zwischen der Verum- und der Placebo-Gruppe keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des Erfolgs ihrer Eingriffe.
Mit Schall gegen das Myom
Als Alternative zu Arznei oder Skalpell kommt gebündelter Ultraschall infrage. Unter MRT-Kontrolle können Kollegen entsprechende Tumoren gezielt abtragen. Der Trick: Durch fokussierte elektromagnetische Felder entstehen im Knoten abiotisch hohe Temperaturen – Proteine denaturieren, das Gewebe stirbt ab. Die Methode liefert gute Resultate und wird an sich bestens vertragen, wie Untersuchungen zeigen. Ärzte behandelten dazu 80 Frauen, sie hatten insgesamt 147 Myome, mit MRT-gesteuertem, fokussiertem Ultraschall. Das durchschnittliche Volumen der Tumore betrug direkt nach der Anwendung nur noch 55 Prozent des Ausgangswerts und verringerte sich nach einem halben Jahr auf 31 Prozent. Dennoch eignet sich das Verfahren nur für Tumoren bis zu einem Durchmesser von maximal acht Zentimetern. Größere Exemplare lassen sich durch GnRH-Gaben vor der Behandlung schrumpfen. Das Fazit aus allen Daten: Patientinnen erholten sich weitaus schneller als nach chirurgischen Eingriffen. Auch traten laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA deutlich weniger Nebenwirkungen auf. Nicht geeignet ist die Methode jedoch bei Geschwülsten, die zu dicht am Endometrium lokalisiert sind. Auch eine ungünstige Anatomie, bedingt durch allzu nahe Darmschlingen, verhindert den Einsatz der gebündelten Ultraschalls. Doch haben Gynäkologen und Radiologen gemeinsam eine weitere Methode erarbeitet.
Heilsamer Infarkt
In vielen Fällen hilft mittlerweile die gezielte Uterusarterienembolisation (UAE). Dazu bringen Kollegen kleine Kunststoffperlen über die Leiste in die Uterusarterie ein. Diese Kügelchen (Embozene®) haben einen Durchmesser zwischen 500 und 900 Mikrometern. Sie blockieren das entsprechende Blutgefäß – und alle Myome atrophieren gleichzeitig. Laut Studien gingen starke Menstruationsblutungen nach der Applikation schnell zurück, auch verschwanden Schmerzen relativ bald. Die Forscher testeten die Methode an 121 Patientinnen, sie hatten teils mehrere Myome. Insgesamt erreichten sie eine Devaskularisation von 96 Prozent. Nach dem Eingriff verringerte sich das Volumen der Geschwülste innerhalb von zwei Wochen um vier Prozent, nach drei Monaten um 52 Prozent und nach sechs Monaten um 78 Prozent. Ein Jahr später betrug der Verlust sogar 91 Prozent. Im Laufe dieser Zeit normalisierten sich auch Monatsblutungen bei 92 Prozent der Betroffenen, und der allgemeine Gesundheitszustand verbesserte sich ebenfalls. Durch dieses Follow-up sei vor allem die Sicherheit der Embolisation unter Beweis gestellt worden, betonen die Autoren. Kollegen der Frankfurter Uniklinik haben das Verfahren weiter verfeinert: Neben der schonenderen Technik werden Patientinnen nur einem Drittel der üblichen Strahlendosis ausgesetzt. Eine Erfolgsgeschichte – wird die UAE damit bald zum Goldstandard der Myomtherapie?
Nicht nur eitel Sonnenschein
Dennoch melden sich auch kritische Stimmen zu Wort: Im Rahmen eines radiologisch-gynäkologischen Konsensustreffens bewerten Kollegen mehrerer Fachgesellschaften die UAE zwar generell als „etabliertes, sicheres und effektives Verfahren“, zeigen aber gleichzeitig die Grenzen auf. Umfangreiche Studien, die chirurgische Techniken mit der Embolisation vergleichen, existieren noch nicht. Problematisch ist das vor allem bei Patientinnen mit Kinderwunsch, so dass diese erst einmal außen vor bleiben – es sei denn, ihre einzige Alternative wäre eine Totaloperation. Auch geben die Autoren zu bedenken, eine UAE sollte nur in Häusern mit der entsprechender gynäkologischer und radiologischer Expertise durchgeführt werden. Vor einem entsprechenden Eingriff fordern sie gründliche Untersuchungen durch Ultraschall, im Zweifel auch durch MRT, sowie ein Blutbild inklusive negativem Schwangerschaftstest. Ein zytologischer Befund, nicht älter als sechs Monate, sollte ebenfalls vorliegen.
Das hat seinen Grund: In seltenen Fällen können sich hinter vermeintlichen Myomen bösartige Geschwülste, so genannte Leiomyosarkome, verbergen. Auch sind GnRH-Analoga Monate vor dem Eingriff tabu, da ansonsten krampfartige Verengungen der Gebärmutterarterie drohen. Als Kontraindikation sehen die Autoren des Papiers zudem akute Infekte des Genitaltrakts sowie bekannte Unverträglichkeiten gegen Kontrastmittel. Myome unter der Gebärmutterschleimhaut sowie eine Endometriose gelten ebenfalls als Hinderungsgründe. Ansonsten kann nur noch wenig schief gehen – gelegentlich berichteten Patientinnen nach dem Eingriff von einer ausbleibenden Menstruation sowie von Schmerzen und Fieber, häufig kam es zu Ausfluss. Trotzdem erholen sich die Betroffenen schneller als nach Hysterektomien oder Myomektomien. Jetzt fehlen nur noch hochwertige Studien.