Multiple Choice Fragen sind die ständigen Begleiter des Medizinstudenten, aber längst nicht bei jedem beliebt. Wir wägen ab: sind Multiple Choice Fragen wirklich die perfekte Frageform?
Nach den Examen mag sie wohl kein Medizinstudent mehr sehen: Multiple Choice Fragen. Immer nur aus vorgegebenen Antworten auswählen, Kreuzchen machen und dann weiter zur nächsten Frage. Viele fragen sich da, ob das die perfekte Form der Prüfung ist. Wir schauen uns die Vor- und Nachteile der MC Fragen genauer an.
Nicht schreiben, nicht denken, nicht diskuieren
Obwohl das Kreuzchen machen oft nervt: sogar MC-Fragen haben Vorzüge. Einer davon ist natürlich, dass man ganz gezielt Detailwissen überprüfen und den Themenbereich dadurch einschränken kann. Der Medizinstudent muss nicht wie in offenen Fragen lange Antworten formulieren und themenübergreifend antworten, sondern antwortet gezielt nur auf eine Frage. Und dies auch noch sehr schnell: während das Ausformulieren und Schreiben einer Antwort Zeit in Anspruch nehmen würde, reicht bei der Multiple Choice Frage ein einfaches Kreuzchen.
Zudem werden die MC-Fragen nach dem „Friss-oder-stirb-Prinzip“ gestellt und erfordern meist nur einen geringen Spielraum zum Nachdenken. Entweder kennt der Student die richtige Antwort oder eben nicht. Weiß der Student die richtige Antwort, so kann man sich diese aus 5 Antwortmöglichkeiten raussuchen und ankreuzen. Wird die Antwort nicht gewusst, besteht immerhin noch eine 20%ige Chance, die richtige Antwort zu finden. Bei offenen Klausurfragen kann dies schon etwas komplizierter sein.
Ein weiterer und sehr wichtiger Vorteil von MC-Fragen ist natürlich, dass jeder Student gleich behandelt wird und die Note nicht von der Laune des Dozenten abhängt. Jeder Student tritt unter den gleichen Voraussetzungen zu den Klausuren an, bekommt die gleichen Fragen und diese werden entweder korrekt beantwortet oder eben nicht. Als Student hat man hier keinen großen Spielraum wie bei offenen Fragen, bei denen man eventuell noch mit dem zuständigen Dozenten über die Punktevergabe diskutieren müsste. So wird jeder Student gleich und fair behandelt.
Die perfekte Fragenform?
Oft wird jedoch auch diskutiert ob die MC-Fragen wirklich dazu geeignet sind, medizinische Kenntnisse zu prüfen. MC-Fragen dienen hauptsächlich dazu, auswendig gelerntes Faktenwissen zu prüfen, aber nicht dazu, ein gewisses Basiswissen und das dazu gehörige Verständnis abzufragen. Dadurch hat das Medizinstudium auch einen gewissen Ruf: nur Studenten, die gut auswendig lernen können, kommen demnach gut durch die Prüfungen.
Ein weiteres Problem von MC-Fragen ist, dass die komplett richtige Lösung in der Aufstellung der MC-Lösungen nicht selten fehlt oder eine vermeintlich falsche Lösung für den, der sich mit der Materie sehr gut auskennt, oftmals die richtige Lösung ist. Durch schwammige Formulierungen kann man sich manchmal gar nicht entscheiden, welche Antwort die richtge sein soll, da keine wirklich passt. In diesem Fall ist das Frustrationspotenzial für gut vorbereitete Studenten sehr hoch.
Ein weiteres und wichtiges Problem ist das richtige Verstehen der Aufgabenstellungen, denn oft sind diese mehrdeutig oder kompliziert formuliert. Man testet bei MC-Fragen immer eine Mischung aus Fachwissen und der Beherrschung der Sprache. In der Prüfung kann dies zum Verhängnis werden, wenn vor lauter Aufregung die Aufgabenstellung falsch verstanden wird.
Fazit
MC-Fragen bringen für Studenten einige Vor- und Nachteile mit sich. Einerseits ist ihre Verwendung verständlich und nachvollziehbar, gerade um bei der Masse an Studenten fair und gerecht zu prüfen. Andererseits wünscht man sich als Medizinstudent vielleicht etwas mehr Praxis und weniger MC-Fragen, vor allem, um nicht nur Fragen anzukreuzen, sondern auch sein Wissen und das zugehörige Verständnis unter Beweis stellen zu können. Aber wie zeitaufwändig wären dann die Examen?