Ein Satz, den man in der Regel nicht hören möchte - oder doch? Unsere Autorin zieht Bilanz über ihr Medizinstudium und entlässt sich selbst.
Das Medizinstudium ist sicherlich nicht immer ein Zuckerschlecken. Manchmal anstrengend, manchmal auch frustrierend, aber größtenteils einfach spannend und mit Erfahrungen vollgepackt, die man nicht missen möchte – im medizinischen wie auch im sozialen Sinne.
5 Jahre Uni, insgesamt (laut ÄAppo) 868 Stunden Ansammlung von theoretischem Wissen und in diesem Rahmen ganz nebenbei 40 Scheine aus den Haupt- und Querschnittsfächern. Außerdem aber jede Menge guter Freunde und rauschende Feste. Das wäre ganz grob gesehen die Bilanz meiner Zeit als Medizinstudentin.
Bilanz eines Medizinstudiums
Das Medizinstudium hat mich sicher mehr geprägt als alles bisher. Ich kann mich noch sehr genau an meinen ersten Tag im Präpsaal erinnern und die Angst vor dem ersten Testat – Knochenpunkte etc. „Wie soll man das bloß alles wissen?“ Aber letzten Endes ist in den Medizin doch das meiste einfach logisch und halb so wild. Und vor allem interessant, weshalb das Lernen dann eben doch auch nur halb so schwer fällt.
Die Vorklinik birgt sicherlich einige Hürden. Das Physikum – als eine der größten davon – schien anfangs auch unüberwindbar. Doch frei nach dem Motto „Augen zu und durch“ habe ich auch das unbeschadet hinter mich bringen können. Die Zeit in der Klinik habe ich dank der mehrheitlich wirklich sehr engagierten Ärzte, spannend und abwechslungsreich erlebt. Endlich Arbeiten am Patienten und Anwenden des hart erworbenen Wissens. Auch die Erfahrungen aus meinen Famulaturen (Innere Medizin in Laos, Allgemeinmedizinische Praxis und Neurologie in München, Gynäkologie in Benin) möchte ich nicht missen und erwiesen sich stets als hilfreich.
Als Tüpfelchen auf dem I darf man sich ja dann im Rahmen des PJs noch ein Jahr rein auf die Praxis konzentrieren. Mein Wahlfach Kinder- und Jugendpsychiatrie, das ich teils in Deutschland teils in der Schweiz absolvierte, war eine sehr interessante Abwechslung. Das chirurgische Tertial nutzte ich, um jeden Tag im OP zu assistieren und in der Inneren Medizin konnte ich durch Rotationen in die Infektiologie und Tropenmedizin noch mal ganz neue Ufer erkunden.
Das Ende naht
Ich sehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge dem Ende entgegen, weil ich mir noch nicht sicher bin, ob es eine schönere Zeit als das Studium gibt. Ich habe so viel gelernt, und so viele liebe Leute kennengelernt, das wird immer bleiben. Andererseits freue ich mich nun auch, bald endlich selbstverantwortlich mit meinen ganz eigenen Patienten arbeiten zu dürfen.
Da wir Mediziner ja gerne alles auch aus medizinischer Sicht betrachten, warum nicht mal unser Studium? Meinen Entlassungsbrief aus dem Medizinstudium würde ich mir in diesem Sinne ungefähr so vorstellen:
Entlassungsbrief
Betreff Entlassung der Patientin S. Huber
Sehr geehrter Kollege,
wir berichten Ihnen über die o.g. Patientin, die wir von 16.10.2005 – 20.08.2010 in unserem Hause betreuten. Die Aufnahme erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin im Sinne der regelrechten Immatrikulation im September 2005.
Diagnosen: Chronisches Studieren
Die Patientin, die sich nun 5 Jahre an unserer Institution aufhielt befand sich stets in gutem AZ, zu Lernzeiten war eine leichte Kachexie bemerkbar die allerdings durch ausreichend Schokoladengabe zu behandeln war. Es sind uns keine Vorerkrankungen bekannt. Allergien bestehen auf Pharmakologie und medizinische Statistik. Der Kostaufbau nach lernintensiven Phasen erfolgte mittels 1x täglich Mensabesuch wobei zur Prävention von Vitaminmangel dementsprechende Vitamin Präparate zugesetzt wurden. Der hohe Kaffeekonsum ist durch Schlafmangel der Patientin zu erklären und kann durchaus bei längerer Karenz zu Entzugserscheinungen führen. Zu Lernzeiten waren sowohl Dekubitus- als auch Thromboserisiko stark erhöht, was sich jedoch durch verordnete Semesterferien als selbstlimitierend herausstellte. Zusätzlich erfolgte während des Aufenthalts in der chirurgischen Klinik eine Substitution mit Vit D3 aufgrund Mangel an natürlichem Licht. Nach feierintensiven Nächten wurde die Patientin ruhig und weich gelagert, in den Lernphasen wurde zur Thromboseprophylaxe eine regelmäßige Mobilisation durchgeführt.
Therapieempfehlung: Kaffee N3 (Latte Macchiato XL) 1-1-1 Kaugummi N1 bei Bedarf (im Präpsaal) Schokolade (Tafel) N1 0-0-1
Die Patientin hat sich in unserem Hause in eine erfreuliche Richtung weiterentwickelt und ist nach unserer Behandlung als stabil zu betrachten, ein Rückfall ins Studium ist eher nicht zu erwarten. Mit bestem Dank für die Übernahme in Ihre Klinik, mit freundlichen kollegialen Grüßen, Ihr Medizinstudium
Aber halt - als Sahnehäubchen zum Ende kommt ja noch: das Hammerexamen. Das steht auch bei mir noch an, darüber kann ich Euch also erst in einigen Wochen berichten. Drückt mir also die Daumen und weiter viel Spaß beim Studium!