In Zeiten von Wikipedia, in denen der Patient meint, besser informiert zu sein als der Arzt, wartet eine neue Bedrohung: Das iPhone. Apps diagnostizieren Krankheiten - und sind darin auch noch gut.
Im Juli veröffentlicht die Health Discovery Corporation die MelApp. Diese iPhone App ist in der Lage das Risiko von Hauteffloreszenzen zu beurteilen. Grundsätzlich geht es nicht darum den Hautarzt zu ersetzen, sondern vielmehr als ein Frühwarnsystem zu fungieren, das bei Veränderungen den Anwender warnt und zum Spezialisten schickt. Dabei wird die bekannte ABCDE-Regel (Asymmetrie, Begrenzung, Colorit, Durchmesser, Erhabenheit) angewandt.
Hoch effiziente mathematische Algorithmen und Mustererkennung
Die MelApp ist jedoch nicht die erste auf dem Markt: Dieses Jahr wurde die Skin Scan App von Cornian Labs aus Rumänien veröffentlicht, welche ebenfalls Hautveränderungen beurteilen kann. Die Funktionsweise der Software ist bei beiden ähnlich: Mithilfe von mathematischen Algorithmen und Mustererkennungstechnologie wird das fotografierte Bild analysiert. Dank einer riesigen Bilddatenbank wird das die Hautveränderung mit einer Vielzahl anderer verglichen und davon abhängig in niedriges, mittleres und hohes Risiko eingeteilt. Gleichzeitig können Veränderungen auch über die Zeit gespeichert und beurteilt werden. Bei Bedarf zeigt die MelApp dann mittels GPS-Unterstützung die Adresse zum nächsten Dermatologen.
Ganz kostenlos sind diese Programme nicht: Aber bei 3,99€ für die Skin Scan App bzw. 1,59€ für die MelApp bleibt es ein fairer Preis für ein effektives Frühwarnsystem, das so mancher Patient sicher dem Arztbesuch vorziehen wird.
Medizinstudium überflüssig
Konkurrieren diese Anwendungen aber nicht letztendlich mit einem jahrelangen, anstrengenden Medizinstudium? Wird Erfahrung angesichts solcher Entwicklungen überflüssig,? Kann der Arzt langsam einpacken? Es fängt mit kleinen Apps an; doch wo endet diese Entwicklung?
Die Apps sind tatsächlich nur der Anfang eines neuen Zeitalters in der Medizin. Dank günstiger, hochleistungsfähiger Hardware, und ausgefeilter technologischer Software können wahrscheinlich viele Arbeitsschritte erleichtert werden. Trotzdem bleibt es ein Computer: Der Blick eines Fachmanns kann auch langfristig nicht ersetzt werden. Das Überblickswissen, das im Medizinstudium beigebracht wird, das Spezialwissen, das nach dem Studium durch jahrelange Praxis erworben wird und das technische Können aus zahllosen Anwendungen kann nicht über Nacht ersetzt werden.
Die Diagnostik und Therapie bleibt auch in Zukunft in der Hand des Spezialisten. Solche Apps dienen bestenfalls als Gatekeeper und Frühwarnsystem. Einen Besuch beim Arzt des Vertrauens ersetzen sie nicht - doch das müssen die Patienten sich auch zu Herzen nehmen.
Können wir also beruhigt weiter studieren?