In der Dermatologie zählt die Blickdiagnose. Im 8. Teil der Facharztreihe berichtet Jasmina Farshid als angehende Hautärztin über ihre Motivation zur Weiterbildung in diesem Fach und sagt, was ein Student mitbringen muss, um ein guter Hautarzt zu werden.
Sehr geehrte Frau Farshid, Sie sind momentan Assistenzärztin im 5. Weiterbildungsjahr an der renommierten Hautklinik der Charité. Bevor ich zum speziellen Teil komme, habe ich erst einmal eine allgemeine Frage: Wie sind Sie denn zur Medizin gekommen?
Jasmina Farshid: Die Entscheidung für Medizin habe ich relativ spät erst getroffen. Es gibt ja viele, die schon seit sie denken können Arzt werden wollen. Bei mir ist hingegen erst zum Ende der Schulzeit der Gedanke gekommen: Was willst du genau machen? Worauf hast du Lust? Welche Rahmenbedingungen sollen erfüllt sein. Und da habe ich gemerkt, dass ich sehr kommunikativ bin, dass ich gerne mit Menschen zusammenarbeiten würde und dass ich aber auch gerne einen internationalen Beruf ausüben würde, mit dem ich überall arbeiten kann. Mir war auch wichtig, dass ich nicht an eine Sprache gebunden sein möchte, wie z.B. in Jura oder Psychologie, wo es als Nicht-Muttersprachler schwierig ist, im Ausland zu arbeiten. Ich bin auch erst mit 12 Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Da habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, wenn man flexibel ist und überall arbeiten kann. Und natürlich die dicke Kohle (lacht).
Wann haben Sie sich im Laufe Ihres Studiums das erste Mal Gedanken über die Richtung gemacht, die Sie später einschlagen wollen?
Jasmina Farshid: Anfangs hat sich die Fachrichtung, die ich später ausüben wollte, von Semester zu Semester immer wieder geändert. Ich wollte ganz lange Frauenärztin, dann Kinderärztin werden. Dermatologie fand ich damals eher eklig, wegen den ganzen Hauterkrankungen und ich dachte mir, dass es eigentlich tausendmal interessantere Fächer geben würde. Schließlich habe ich dem Fach aber doch eine Chance gegeben und in der Dermatologie famuliert. Dann habe ich gesehen, wie vielseitig die Dermatologie eigentlich ist.
Wie sind Sie dazu gekommen, Dermatologin zu werden?
Jasmina Farshid: Ein ganz entscheidender Punkt in der Dermatologie ist, dass man die Diagnose sofort sieht. Ich bin nicht auf Laborparameter oder EKGs etc. angewiesen. Je mehr ich über die dermatologischen Erkrankungen weiß, desto mehr erkenne ich auch. Zusätzlich ist die Dermatologie auch ein operatives Fach, aber keines, wo die Notfallversorgung im Vordergrund steht. Ich finde es auch sehr schön, dass man alle Altersgruppen behandelt. In der Medizin haben wir immer mehr mit älteren Patienten zu tun. In der Dermatologie sehe ich dagegen den Säugling wie auch die ältere Dame, die z.B. über ein Basaliom an der Stirn klagt. Entspannt finde ich auch, dass die Dermatologie keine Notfallmedizin ist, wo man ständig unter Stress steht.
Wie waren Ihre ersten Erfahrungen in der Dermatologie?
Jasmina Farshid: Die ersten Erfahrungen hatte ich in der Famulatur. Es war sehr vielseitig, da ich auf der Station und in der Poliklinik famuliert habe. Dann habe ich im PJ noch volle vier Monate in der Dermatologie verbracht. Letztendlich haben sich auch meine Erwartungen an das Fach in diesen Praktika bestätigt. Wie sind die Arbeitsbedingungen in der Dermatologie? Was kommt alles auf einen zu? Jasmina Farshid: Generell hat man zwei Möglichkeiten in der Dermatologie. Entweder man arbeitet in der Praxis, wo man jedoch nur einen Teil seiner Weiterbildung machen kann oder man geht in die Klinik, in den meisten Fällen eine Universitätsklinik. Kleinere periphere Häuser mit Weiterbildungserlaubnis in der Dermatologie zu finden ist eher schwierig, da die meisten dermatologischen Kliniken an einer Universität angesiedelt sind. Und die Weiterbildung an einer Uniklinik bedeutet dann natürlich auch Forschung, Studentenunterricht, Studienbetreuung und so weiter. Die Patientenversorgung läuft dann nebenbei. An der Uniklinik ist es natürlich auch stressiger als gedacht, weil man den Spagat zwischen Patientenversorgung und Forschung schaffen muss.
Welche Subspezialisierung bietet die Dermatologie denn an?
Jasmina Farshid: Man kann sich zum Allergologen ausbilden, phlebologisch tätig sein oder in die Dermatochirurgie gehen. Ebenfalls möglich ist die Spezialisierung im Bereich Ästhetik und Laserbehandlung. Was meine Person angeht, bin ich momentan noch zu sehr daran interessiert, alles zu lernen. Ich habe erst einmal vor den Facharzt zu machen und mich danach um eine Spezialisierung zu kümmern. Wie viel Stunden arbeiten Sie in etwa pro Woche? Haben Sie auch Wochenenden und Nachdienste? Jasmina Farshid: Offiziell oder inoffiziell? (lacht) … Offiziell 40 Stunden, inoffiziell komme ich wahrscheinlich auf 50 bis 60 Stunden. An Wochenenden arbeite ich natürlich auch, meistens ein bis zwei pro Monat. Nachdienste sind auch drin. Aber letztendlich komme ich auf so viele Stunden, weil man sich in der arbeitsfreien Zeit natürlich auch der Forschung widmen muss.
Was sollte ein Student an Qualifikation mitbringen?
Jasmina Farshid: Letztendlich ist das Interesse das A und O. Ohne Interesse lernt man nichts und geht morgens ungern zur Arbeit. Zusätzlich darf es einen nicht frustrieren, dass man die Patienten häufig nicht heilen kann. Man hat in vielen Fällen mit chronisch kranken Menschen zu tun, zum Beispiel Neurodermitiker oder Patienten mit Schuppenflechte, die ihre Krankheit nicht von heute auf morgen loswerden. Der Dermatologe fungiert letztendlich auch als Begleiter und will erreichen, dass diese Menschen mit ihrer Krankheit ein gutes Leben führen können. Dieser Umstand muss einem bewusst sein. Auch ein geschulter Blick ist ganz gut, wobei man generell viel lesen und besonders viel sehen muss. Sehen, sehen, sehen! Was ich nicht sehe, dass schließe ich einfach nicht in meine Differentialdiagnosen ein und das erkenne ich auch nicht. Da ist man an der Universitätsklink auch an der richtigen Stelle, da hier viele Raritäten und exotische Erkrankungen vorkommen, die man an kleineren Häusern eher nicht findet.
Wie schätzen Sie denn die Karrieremöglichkeiten in der Dermatologie ein?
Jasmina Farshid: Gut. Wenn man seine eigene Nische in dem Fach findet, kann man schon gut Geld verdienen, wie zum Beispiel in der Ästhetik. Aber ich denke, dass dies mit anderen Facharztgebieten vergleichbar ist. Es gilt: Wenn man sich auf eine Sache gut konzentriert, dann wird man auch den entsprechenden Rücklauf haben. Und in der Dermatologie hat man auch aufgrund der Vielseitigkeit gute Chancen. Ich danke Ihnen sehr für das Interview!