Forscher der Charité berichten, dass der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab, der momentan zur Bekämpfung von therapierefraktären allergischem Asthma eingesetzt wird, auch bei Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria (Nesselsucht) wirksam ist.
Normalweise wird der monoklonale Antikörper Omalizumab zur Behandlung von allergischem Asthma bei Patienten eingesetzt, die auf herkömmliche Medikamente nicht mehr ansprechen. Denn Omalizumab bindet an die Allergie-auslösenden IgE-Antikörper und macht sie unwirksam, was die Krankheit nachgewiesen verbessert.
Auto-IgE-Antikörper bei Nesselsucht
Die Forschergruppe um Prof. Dr. med. Marcus Maurer aus dem Allergie-Centrum der Charité konnte in früheren Versuchen zeigen, dass auch die Entstehung einer anderen Krankheit, der chronischen spontanen Urtikaria, zum Teil darin begründet ist, dass der Körper Auto-IgE-Antikörper gegen sich selbst produziert. Diese docken an sogenannte Mastzellen an, welche durch Ausschüttung von Entzündungsmediatoren für die juckenden Quaddeln verantwortlich sind. Nach Meinung der Forscher könnte nun der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab ebenfalls eine positive Wirkung auf die chronische Nesselsucht haben, indem er die krankmachenden IgE-Antikörper abfängt.
70% der Patienten beschwerdefrei
Daher untersuchten die Forscher in einer Studie den Effekt von Omalizumab auf die chronische spontane Urtikaria. Es zeigte sich, dass nach einer Therapiedauer von 24 Wochen ca. 70% der mit Omalizumab behandelten Patienten über keinerlei Symptome mehr klagten. Dies überraschte auch die Forscher. Den Grund für diese Wirkung des Anti-IgE-Antikörpers erklärt Prof. Maurer so: „Die beschriebenen Effekte von Omalizumab bestehen im Wesentlichen in einer Neutralisierung des freien, das heißt nicht an Zellen gebundenen, IgEs. Dies führt zu einer Abnahme der Antikörper und im Nachgang auch zu einer Herunterregulation der IgE-Rezeptoren auf Mastzellen und Basophilen.“ Zudem könnten noch andere ungeklärte Mechanismen eine Rolle spielen, da einige Patienten schon Tage nach der ersten Injektion des Antikörpers auf die Behandlung ansprachen, wobei eine Herunterregulation des IgE-Rezeptors auf den Mastzellen eigentlich länger dauert.
Mögliche Zulassung 2013
Ferner wurden in der Untersuchung die Nebenwirkungen der Therapie erfasst. „Die Behandlung mit Omalizumab hat sich in unserer Studie und auch in den außerhalb der Studie behandelten Patienten als sehr sicher dargestellt. Es traten keine schweren unerwünschten Wirkungen ein und wir haben keine Anaphylaxie gesehen“, so Prof. Maurer. Momentan werden schon erste Patienten, die auf herkömmliche Medikamente nicht mehr ansprechen, mit dem Wirkstoff behandelt. Die ersten Studien mit dem Ziel, Omalizumab als Therapieverfahren für die chronische spontane Urtikaria zuzulassen, laufen bereits. Im Jahr 2013 könnten dann vermutlich alle betroffenen Patienten von dem Biologika profitieren.
Originalpublikation: Efficacy and safety of omalizumab in patients with chronic urticaria who exhibit IgE against thyroperoxidase Marcus Maurer et al.; J Allergy Clin Immunol, 128(1): 202-209.e5; 2011