Das Medizinstudium ist teuer: mancher Student weiß jedoch gar nicht, wann er die Zeit aufbringen soll, um Geld zu verdienen. Zum Glück kann man sich auch „sponsern“ lassen, wenn man die richtigen Argumente liefert.
Immer noch hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass Studenten bis 13 Uhr ausschlafen, den Nachmittag über Gericht-Shows und abends dann Soaps ansehen bis die Augen eckig sind. Gelegentlich sollen sie auch noch in Vorlesungen gehen, wo sie wiederum nichts tun. Das alles stimmt (gerade für das Medizinstudium!) nicht, nur wann bitte schön verdienen Studenten Geld, um ihr Studium finanzieren zu können?
Finanzierungsmöglichkeiten gibt es glücklicherweise zu Hauf, denn laut Deutschem Studentenwerk (DSW) kostet ein zwölfsemestriges Medizinstudium knapp 55.000€ - möglicherweise fällig werdende Studiengebühren noch nicht berücksichtigt.
Neben Studentenjobs und Bafög stellen auch Stipendien eine Möglichkeit der Studienfinanzierung dar. Vor kurzem haben wir Euch bereits mit Klinikstipendien vertraut gemacht, aber nicht jeder Stipendiant verpflichtet sich gleich bei einer Klinik. Bundesweit vergeben nämlich auch 12 Begabtenförderwerke Unterstützung an Studenten.
Selbst ist der Stipendiant
Mit Ausnahme der Studienstiftung des Deutschen Volkes folgen alle übrigen Begabtenförderwerke dem Prinzip der Selbstbewerbung. Bewerber, die denken, sich für ein Stipendium qualifizieren zu können, schicken also ihre Bewerbungsunterlagen eigenständig an das entsprechende Förderwerk. Für ein Stipendium der Studienstiftung kann man nur von Seiten der Lehrer- bzw. Professorenschaft vorgeschlagen werden.
Bewerbung
An Unterlagen ist meist die Einreichung eines kurzen, sowie eines ausführlichen Lebenslaufes notwendig. Darüber hinaus müssen schulische Leistungen, bzw. erste Studienergebnisse – die im Idealfall überdurchschnittlich sind – belegt werden. Je nach Art des Stipendiums (parteinah, kirchennah, etc) werden politisches, kirchliches und/oder soziales Engagement neben dem Studium verlangt. Auch ein Motivationsschreiben für die Aufnahme in das Stipendienprogramm ist teilweise Voraussetzung, ebenso wie mindestens ein Empfehlungsschreiben eines betreuenden Lehrers oder Professors.
Im Bewerbungsprozess gleichen die unterschiedlichen Begabtenförderwerke sich: nach Einreichung der Unterlagen erfolgt werksintern eine Sichtung. Entsprechende Bewerber werden daraufhin zur persönlichen Vorstellung eingeladen. Dies geschieht meist in so genannten Regionalkommissionen. In einem persönlichen Gespräch wird versucht, den Bewerber näher kennenzulernen, den Lebenslauf noch einmal zu beleuchten und sowohl die Studien-, als auch die Stipendienmotivation zu erfragen. Fragen zu allgemeinen Themen, aktuellen Entwicklungen im Weltgeschehen werden in das Gespräch mit eingeflochten, auch um zu sehen, wie der Bewerber auf ungewohnte Situationen reagiert und ob er/sie sich auskennt.
Hat man diese Auswahlrunde gut überstanden erfolgt meist die Einladung an den Hauptsitz des Stipendiengebers. Hier folgt dann in kleinen Gruppen eine erneute Auswahl, wobei die auszuwählenden Studenten dann der besseren Vergleichbarkeit untereinander homogen meist einer Fachrichtung angehören.
Eigentlich alle Stipendien bieten neben der finanziellen auch eine ideelle Förderung; dazu zählt beispielsweise die kostenlose Teilnahme an einer interdisziplinär gestalteten Sommeruni oder am Seminar- und Kongressprogramm des Studienwerkes.
Zum Finanziellen
Die Höhe des Stipendiums orientiert sich am entsprechenden Bafög-Satz und ist somit abhängig vom finanziellen Hintergrund der Familie; durch regelhaft gezahltes Büchergeld und eine mögliche Unterstützung zum Krankenkassenbeitrag fällt das Stipendium dann doch meist etwas höher als der Bafög-Satz aus.
Hat es dann mit der Aufnahme ins Stipendienprogramm geklappt sind die Verpflichtungen der Stipendiaten auch sehr unterschiedlich: während einige Stipendiengeber nur über Fortgang und Erfolg des Studiums regelmäßig informiert werden wollen, müssen bei anderen entsprechende Semesterziele erreicht werden. So gibt es z.B. für Vordiplom oder 1. Staatsexamen Vorgaben, dieses mit einer entsprechenden Note abzuschließen - ansonsten wird das Stipendium eingestellt. Andere Studienwerke legen großen Wert auf Werbung, die beispielsweise in Form von Informationsveranstaltungen an Uni und Schule erledigt werden kann.
Besonders reizvoll
Neben der monatlichen finanziellen Unterstützung gibt es die Möglichkeit Zuschüsse für Auslandssemester (Reisekosten, Studiengebühren (teilweise auch für renommierte Universitäten wie Harvard, Yale, ...), Praktika und Kongressgebühren zu bekommen.
Während des Studiums sind die Stipendien universitätsnah in kleinen lokalen Gruppen organisiert, teilweise besteht sogar die Möglichkeit, Prozesse im Studienwerk mitzugestalten (Auswahlen, stipendiatische Gremien auf Leitungsebene) und auch über das Studienende hinaus verbindet einen immer etwas mit dem jeweiligen Studienwerk, so dass man im Grunde nur jeden ermuntern kann, sich für ein Stipendium zu bewerben.
Übrigens: Stipendien gibt es sowohl in Form von Grund- als auch von Promotionsförderung!
Fazit
Stipendien stellen eine tolle Möglichkeit für Studenten dar, da man nicht nur finanziell unterstützt wird sondern auch neue Leute kennenlernt und Kontakte knüpft. Ein Stipendium ist aber nicht leicht zu ergattern und kann einem auch wieder entzogen werden, wenn man die Erwartungen und Anforderungen nicht erfüllt. Wer sich bewirbt, sollte also bereit sein, seinen Teil zu leisten. Es lohnt sich auf alle Fälle.