Die Verwendung von Bärengalle ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin. Da der Handel mit Bärenprodukten verboten ist, steigt die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt, dem TCM-Boom sei Dank. Die Entnahme der Flüssigkeit aus der Galle der Bären ist jedoch reine Tierquälerei.
In der traditionellen chinesischen Medizin soll Bärengalle bei Krämpfen und krampfartigen Anfällen Erleichterung verschaffen, „Hitze und giftige Stoffe“ aus dem Körper entfernen oder die Sehschärfe verbessern, um nur einige Anwendungen zu nennen. Bei Preisen von 350 Euro pro Kilogramm ist die Substanz heiß begehrt.
Bärengalle enthält als wirksame Komponente vor allem Ursodesoxycholsäure. Als Reinsubstanz synthetischen Ursprungs wird das Molekül verordnet, um kleine Cholesterin-Gallensteine aufzulösen. Auch bei der primär biliären Zirrhose und bei der primär sklerosierenden Cholangitis kommt Ursodesoxycholsäure zum Einsatz. Dafür müsste eigentlich kein Tier sterben oder leiden, der organischen Chemie sei Dank. Aufgrund großer Vorbehalte vieler Patienten gegenüber synthetischen Wirkstoffen in Asien wird anstelle reiner Ursodesoxycholsäure immer noch Bärengalle verkauft.
Wie die NGO „Vier Pfoten“ berichtet, werden in speziellen „Farmen“ Vietnams Kragenbären gehalten. Ihre Gallenblase wird regelmäßig per Ultraschall lokalisiert, um die begehrte Flüssigkeit zu gewinnen. "Die Prozedur ist unglaublich schmerzhaft", sagt Thomas Pietsch, Wildtierexperte von Vier Pfoten, "und viele Bären sind nicht richtig betäubt." Da die Eingriffe unter unhygienischen Bedingungen vorgenommen würden, komme es zu Entzündungen und Abszessen. Die vietnamesische Regierung hat zwar bereits im Jahr 2005 Maßnahmen gegen die grausame Praxis getroffen, scheint aber wenig Erfolg zu haben. Auf den florierenden Schwarzmarkt hat sie wenig Einfluss. Neben dem Leid der Tiere kommt es aufgrund mangelnder Hygiene immer wieder zu Kontaminationen. Auch haben viele Tiere chronische Infektionen. Der Vorsitzende der vietnamesischen Gesellschaft für Traditionelle Medizin, Nguyen Xuan Huong, warnt vor schwerwiegenden Folgen: „Ich habe bereits drei Patienten an Bärengalle sterben sehen, auch einen meiner Freunde.“ Er hält das Ganze für einen kulturellen Import aus China. Aber TCM verkauft sich eben immer gut – gerade im Westen.