Lungenkrebs ist in den Industrienationen weltweit auf dem Vormarsch. Dieser Trend bietet aber nicht allein in den USA Grund zur Sorge. Immer mehr Nichtraucher sind betroffen – dabei hat sich die Zahl der erkrankten Frauen seit 1990 verdoppelt.
Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass sich der Anteil der Niemalsraucher an den Lungenkrebspatienten in den vergangenen 20 Jahren nahezu verdoppelt hat. Mit 66 % bildeten Frauen dabei den größten Anteil der Nichtraucher, die an Lungenkrebs erkrankten. Die Untersuchung schloss 10.600 Patienten mit nichtkleinzelligem (NSCLC) und 1.510 mit kleinzelligem Bronchialkarzinom (SCLC) aus drei Klinikzentren in den USA ein. Mit Blick auf das NSCLC nahm der Anteil der Niemalsraucher zwischen 1990 und 2011 von 8 % auf 14,9 % zu. Bei den Rauchern steig der Anteil um das 4,5-Fache. Zwar stieg die Zahl der Niemalsraucher mit SCLC ebenfalls an, doch war diese Zunahme statistisch nicht signifikant aufgrund der zu kleinen Stichprobengröße für diese Tumorentität.
Die Autoren merken zu Ihrer Studie selbst an, dass Daten aus drei Klinikregistern in den USA möglicherweise nicht stark genug seien, um daraus einen echten Trend für die höhere Inzidenz von Lungentumoren bei Nichtrauchern abzuleiten. Lokale Risiken könnten durchaus die Ergebnisse beeinflusst haben. Für den beobachteten Trend spricht hingegen, dass Ähnliches zuvor ebenfalls aus Großbritannien und anderen europäischen Staaten berichtet wurde. Prognosen für Deutschland deuten für 2017 sogar an, dass die Lungenkrebs-Sterberate bei Frauen um circa 9 % ansteigen könnte, während sie bei den Männern bereits seit einigen Jahren rückläufig ist. Damit könnte der Lungenkrebs noch im laufenden Jahr sogar den Brustkrebs als Nummer eins der Tumoren bei den Frauen ablösen. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklungen: Männer rauchten lange Jahre deutlich häufiger und auch mehr als die Frauen. Dass nun nichtrauchende Frauen öfter an Lungenkrebs erkranken als nichtrauchende Männer, ist möglicherweise eine direkte Folge des Passivrauchens in der Partnerschaft. Dort waren vornehmlich die Frauen über Jahrzehnte dem blauen Dunst ihrer rauchenden Partner ausgesetzt. Hinzu kommen weitere Risikofaktoren, wie z. B. Schadstoffe aus dem sogenannten kalten Rauch, die sich auf Oberflächen ablagern und über Haut oder Mund aufgenommen werden, wie neuere Forschungen unlängst nachwiesen, so das WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Quellen: Kalter Tabakrauch. Fakten zum Rauchen Deutsches Krebsforschungszentrum; Heidelberg, 2016 Proportion of Never-Smoker Non-Small Cell Lung Cancer Patients at Three Diverse Institutions. L. Pelosof et al., J Natl Cancer Inst 109; doi: 10.1093/jnci/djw295, 2017