Nicht jeder kommt wie geplant durchs Studium: fehlende Scheine und nicht-bestandene Examen bringen zusätzliche Semester mit sich und lassen so manchen Studenten an seinen Fähigkeiten zweifeln. Hilfe bekommen diese Studenten jedoch nicht überall.
Medizinstudentin Melanie*, die mittlerweile im siebten vorklinischen Semester studiert, findet es absolut keine Schande, die Regelstudienzeit zu überziehen. Auf die Frage, woran es denn gelegen haben könnte, dass sie selbst überziehen musste, ist sie sich sicher, in der Vorklinik durch falsche Planung und mangelnde Unterstützung einiges falsch gemacht zu haben.
Sie hat zu Beginn ihres Medizinstudiums mehrere Scheine auf Anhieb nicht bestanden und diese Klausuren nach hinten verlegt. Aber gegen Ende der Vorklinik hatten sich dann einige nicht bestandene Prüfungen angesammelt und die notwendigen Scheine fehlten ihr. Ab da begann ein langer Kampf für sie, die Scheine schnellstmöglich zu wiederholen.
Die Hürden der Uni
Dass manche Klausuren entweder gar nicht angeboten wurden oder in einem Versuch bestanden werden mussten, setzte Melanie unter großen Druck. Hinzu kam noch eine zusätzliche Belastung: bestimmte Scheine musste sie noch in diesem Semester bestehen, da sonst die von der Universität vorgegebene Zeit abgelaufen wäre. Somit hätte sie ihren Prüfungsanspruch verloren. Durch all den Stress und Druck, der dabei für sie entstand, fühlte sie sich oftmals überfordert und musste letztendlich mehr als nur ein zusätzliches Semester absolvieren, um alle Scheine nachzuholen.
Dass die Studienmodalitäten für jüngere Semester geändert wurden, stellte eine weitere Hürde für Melanies Studienablauf dar. Denn dies bedeutete für sie, dass sie nicht mehr bei den jüngeren Semestern die angebotenen Klausuren mitschreiben konnte, sondern nur an bestimmten Terminen teilnehmen durfte. „Das war schon oft beschämend“, sagt Melanie. Sie ist der Meinung, dass die Studenten dadurch sehr entmutigt werden und noch mehr das Gefühl bekommen, mit ihren Problemen an der Uni nicht gewollt zu sein. Laut ihr bekommen alle Studenten, welche die Scheine nicht in der Regelstudienzeit geschafft haben, nicht immer die optimale Unterstützung und werden schnell aufgegeben. Sie weiß aus Erfahrung, dass viele Dozenten Hilfe mit der Begründung ablehnen, dass sie niemanden bevorzugt behandeln können. Dabei ist es Pflicht der Dozenten als Lehrkräfte, auch mal Bücherempfehlungen für bestimmte Klausuren auszusprechen oder eventuell einen Doktoranden für Nachhilfe in diversen Fächern zu vermitteln. Aber viele winken nur ab und empfehlen, das Studium doch abzubrechen, wenn es nicht optimal läuft.
Die gleiche Aussage hat Melanie auch von der Fachschaft für Medizin gehört, denn auch die studentischen Mitarbeiter lehnten es ab, ihr Tipps zu geben. Sie nutzen die gleiche Begründung wie die Dozenten. Melanie ist der Meinung, dass man in der Situation auf sich alleine gestellt ist, und genau das ist der Punkt, wieso viele Studenten dann abbrechen anstatt weiterzukämpfen.
Trost im Internet und bei Beratungsstellen
Melanie hat sich irgendwann auf eigene Faust Hilfe gesucht. Zum einen hat sie sich an medizinische Foren im Internet gewandt. In vielen Internetforen stößt man auf Gleichgesinnte und viele Studenten, die ebenfalls länger brauchten, um scheinfrei zu werden oder mehrere Anläufe benötigten, um ihr Examen zu bestehen. Man wird als Betroffener nicht beleidigt oder gekränkt, sondern findet manchmal Trost, aufbauende Worte und ein paar hilfreiche Tipps, welche man bei Nicht-Medizinern vielleicht nicht direkt findet. Denn jeder Medizinstudent weiß, wie schwer das Studium ist.
Zum anderen wandte Melanie sich aber auch an die Beratungsstelle ihrer Universität und hat auch dort von den Mitarbeitern viel Hilfe und Zuspruch bekommen. Trotzdem ist sie der Meinung, dass es immer noch am Wichtigsten ist, in dieser Zeit gute Freunde an seiner Seite zu haben, auf die man sich verlassen kann. Es ergibt sich auch öfters die Gelegenheit, dass sich mehrere Studenten, welche die gleiche Prüfung wiederholen oder nochmal in das Examen müssen, zu einer Lerngruppe zusammenschließen. Dadurch bekommt der Einzelne das Gefühl vermittelt, nicht alleine zu sein und die Studenten können sich gegenseitig unter die Arme greifen.
Fazit
Die Regelstudienzeit zu überziehen, ist kein Grund zum Aufgeben. Selbstverständlich gibt es an jeder Universität oder auch in diversen Foren spitze Zungen, welche betroffenen Studenten dann raten, ihr Studium abzubrechen oder sich gar über die betroffenen Studierenden amüsieren. Aber wenn dieses Studium den Studenten zu seinem Traumberuf führt, dann ist es gerade wichtig, nicht auf solche Meinungen zu hören, denn es lohnt sich einfach, für seinen Traum zu kämpfen und weiterzumachen.
*Name geändert