Im sechsten und letzten Teil unserer Reihe zu Infektionskrankheiten stellen wir Euch die Borreliose vor: sie wird von der Zecke übertragen und kann Organe und Nerven schädigen. Lest hier, wie man sie erkennt und behandelt.
Borreliose oder auch Lyme-Krankheit ist eine von Zecken übertragene bakterielle Erkrankung. Das krankheitsverursachende Bakterium stammt hierbei aus der Gruppe der Borrelien. Bis zum ersten gehäuften Auftreten der Krankheit 1975 war die Borreliose völlig unbekannt. Erst 1982 wurde vom Schweizer Forscher Willy Burgdorfer der Zusammenhang zwischen Symptomen der Borreliose und Zeckenbissen nachgewiesen. Ihm zu Ehren heißt eine entsprechende Untergruppe der humanpathogenen Bakterien "Borrelia burgdorferi“.
Welche Symptome löst Borreliose aus?
Vom Krankheitsverlauf lässt sich die Borreliose in insgesamt drei Stadien einteilen: die beiden ersten stellen das Frühstadium dar, während das dritte Stadium die Spätform der Erkrankung markiert. Wichtig hierbei ist die Tatsache, dass die Stadien nicht chronologisch aufeinander folgen müssen sondern die Erstmanifestation der Krankheit in jedem Stadium erfolgen kann.
Das erste Stadium (Inkubationszeit 1-6 Wochen) äußert sich klinisch meist durch einen flächigen rötlichen Hautausschlag rund um die Bissstelle der Zecke. Diese lokale Reaktion wird als Erythema chronicum migrans bezeichnet. Es ist für eine Borrelieninfektion quasi beweisend, tritt jedoch nur in etwa der Hälfte aller Fälle von Erkrankungen auf. Außerdem kann es rund um die Bissstelle der Zecke zu lokalen, derbigen Hautknoten kommen. Weiterhin klagen an Borreliose Erkrankte in diesem Stadium über Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Husten, Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen.
Im zweiten Stadium, in dem es zu einer Streuung der Borreliose-Erreger im Körper kommt, dominiert weiterhin die oben bereits angesprochene Grippe-Symptomatik. Das im Erststadium aufgetretene Erythema migrans kann sich in wechselnder Stärke am ganzen Körper zeigen (daher auch der Begriff der "Wanderröte"). Weiterhin kommt es zu unterschiedlich stark ausgeprägten neurologischen Symptomen. Am häufigsten treten Radikulitiden peripherer Nerven auf (sog. Garin-Boujadoux-Bannwarth-Syndrom) aber auch Hirnnerven – hier vor allem der N. facialis – können betroffen sein. Befürchtete Komplikation und gleichzeitig Maximalvariante der neurologischen Symptome ist die Neuroborreliose, der nur mit frühzeitiger und ausreichender Antibiotikagabe entgegengewirkt werden kann. Weitere Manifestationsorte im zweiten Stadium sind Gelenke (Arthritiden) oder das Herz (Tachykardien, AV-Block, Karditis bis hin zur Insuffizienz und Rückwärtsversagen).
Diagnostik
Gerade in der Frühdiagnostik gilt es weniger auf die Laborparameter, als auf das klinische Erscheinungsbild der Patienten zu achten. Berichtet ein Patient beispielsweise von einem rundlich-rötlichen Ausschlag oder ist der direkte Zeckenbiss (mit Entfernung der Zecke) erkennbar so sollte dies bereits Anlass zur Nachbeobachtung sein. Da diese Hautsymptome jedoch nicht bei allen Patienten auftreten, gibt es auch einige Laboruntersuchungen, die für eine Borreliose hinweisend sein können. So kann man gezielt nach Antikörpern suchen: während IgM-AK gerade in frühen Stadien auftauchen, gelten IgG-AK eher als Hinweis auf ein spätes Stadium der Krankheit. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Sensitivität dieser Suchtests zu wünschen übrig lässt, sodass meistens bei einem positiven ELISA-Test noch ein Immuno- oder Western-Blot durchgeführt wird.
Therapie der Borreliose
Gerade in den Anfangsstadien der Erkrankung hat man das Problem, eine Borreliose nicht zweifelsfrei diagnostizieren zu können, sodass man hier mit Antibiotikagaben eher zurückhaltend ist. Aktuell wird die einmalige Gabe von 200mg Doxyzyklin bei begründetem Verdacht auf eine Borrelien-Infektion, bzw. bei stattgehabtem Zeckenbiss, diskutiert. Bei nachgewiesener Borreliose – gerade auch in einem späteren Stadium – ist die Gabe von Cephalosporinen der 3. Generation über 14-21 Tage der Standard.
Fazit
Die Borreliose ist eine tückische Krankheit, da sie nicht immer direkt erkannt wird. Nach Zeckenbissen sollte man die Bissstellte daher immer noch einige Tage nach der Entfernung der Zecke im Auge behalten.