Kein Aufzählreim, sondern drei Beispiele relevanter Parasiten, die man vor allem durch Urlaubsreisen mit dem Hund mit nach Hause bringen kann. Erfahrt hier, welche Auswirkungen sie auf Tier und Mensch haben.
Die für Tierbesitzer oft ungewöhnliche Frage in der Anamneseerhebung "Waren Sie mit Ihrem Hund im Ausland?" gewinnt in Zeiten der Klimaerwärmung, der Mittelmeerreisen mit dem vierbeinigen Begleiter und dem Import geretteter Hunde aus dem Ausland immer mehr an Bedeutung. Leishmanien, Dirofilarien und Babesien erleben auch in hiesigen Tierarztpraxen einen Aufschwung - mit möglicher Konsequenz für den Menschen als Zoonose-Erreger!
Leishmaniose
Übertragung
Die Hauptübertragung der Leishmaniose, einer protozoären Parasiteninfektion, erfolgt über den Stich der Schmetterlingsmücke (Phlebotomus spp.), selten durch Kontakt mit Trägertieren über Wunden und Vektorübertragung durch Kanülen mit infiziertem Blut. In den Mittelmeerländern und Südamerika dienen vor allem Hunde und Füchse als Reservoir der Erkrankung.
Pathogenese
Nach dem Mückenstich erfolgt eine Infektion der Makrophagen und damit das Eindringen des Erregers in das MPS-System mit einer Hauptmanifestation in Milz, Knochenmark, Leber, Lymphknoten und Dünndarm. Immunkomplexbildungen verursachen Läsionen in der Niere, den Gelenken, den Augen und im Gefäßsystem, sowie eine Coombs-positive hämolytische Anämie. Durch lokale Proliferation der Leishmanien entstehen darüber hinaus granulomatöse Entzündungen.
Klinik
Aus der Pathogenese lässt sich bereits die Klinik ableiten: einerseits Hautveränderungen mit periokulärer Alopezie (Brillenbildung) und einer nicht juckenden Dermatitis im Gesichtsbereich, den Pfoten und dem Schwanz; andererseits die Immunkomplex-bedingte Polyarthritis mit einhergehender Lahmheit und die Augenveränderungen. Allgemeine Symptome wie Gewichtsverlust, Lymphknotenvergrößerungen und Splenomegalie tragen zum klinischen Bild bei.
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt hauptsächlich über den Nachweis der Antikörper im ELISA-Verfahren, sowie über PCR aus Blut oder Lymphknoten-, bzw. Knochenmarkspunktaten und der Pathohistologie ebensolcher. Die Hämatologie zeigt die oben erwähnte Anämie, meist auch eine Thrombopenie. Blutchemische Veränderungen sind Hypergammaglobulinämie, Hypoalbuminämie und Azotämie. Auch lässt sich durch die Nierenschädigung meist eine Proteinurie im Harn nachweisen.
Therapie und Prophylaxe
Eine rechtzeitige Diagnose ist für eine erfolgreiche Therapie vonnöten, die mit 5-wertigen Antimonverbindungen und Allopurinol in Kombination oder als Monotherapie durchgeführt wird. Als Prophylaxe sollte man seinem Vierbeiner einen umfassenden Schutz mit Insektiziden zukommen lassen, Spaziergänge in der Dämmerung vermeiden, und sich von Mülldeponien als Schwärmplätze der Mücken fernhalten. Hat die Infektion bereits stattgefunden, ist mit häufigen Rezidiven zu rechnen.
Zoonose
Beim Menschen manifestiert sich Leishmaniose in 4 Formen: die kutane Leishmaniose, auch Orientbeule genannt, die kutane (syn. Chiclero-Ulkus) und mukokutane (syn. Espundia) Leishmaniose Südamerikas und die viszerale Leishmaniose (syn. Kala- Azar).
Die Hautleishmaniose, auftretend in Südeuropa, vorderem Orient und Asien, stellt sich durch granulomatöse und ulzerierende Hautveränderungen dar. Meist kommt es zur Spontanheilung, in wenigen Fällen jedoch nimmt die Krankheit einen Lupus-artigen Verlauf und heilt nicht komplett aus. Die beiden südamerikanischen Formen verursachen hauptsächlich Läsionen im Gesicht mit einer Zerstörung des Weichteilgewebes von Mund, Nase und Rachen. Die Organform der Leishmaniose, heimisch in Asien, Afrika, den Mittelmeerländern und Südamerika befällt wie oben beschrieben das MPS-System. Die Symptomatik reicht über Fieber, Hepatosplenomegalie, Panzytopenie, Amyloidose, Kachexie und Schleimhautblutungen. Ohne Therapie nimmt diese Erkrankung einen tödlichen Verlauf.
Babesiose / Piroplasmose
Anders als Leishmaniose, erfolgt hier die Übertragung über Zecken, in Europa sind hier die Hauptüberträger Rhipicephalus sanguinaeus (braune Hundezecke) und Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke). Das Verbreitungsgebiet der Erkrankung umfasst Afrika, Asien, Südeuropa, Deutschland, Russland, Zentralasien, Zentral-, Südamerika und die USA. Klassisch ist es eine Junghundeerkrankung von Tieren aus endemischen Gebieten.
Pathogenese und Prophylaxe
Ziel der Infektion sind nach Übertragung durch den Zeckenstich die Erythrozyten, die in Folge einer intra- und extravaskulären Hämolyse unterliegen. Ein wichtiger Hinweis für die Prophylaxe hierbei ist, dass Zecken die Protozoen erst nach ca. 3 Tagen Saugakt übertragen, deshalb sollte man neben einer ausreichenden Ektoparasitenprophylaxe Zecken bei Entdeckung sofort entfernen.
Begleitend zur allgemeinen Symptomatik wie Fieber, Apathie, Anorexie und Gewichtsverlust treten klassische Zeichen einer hämolytische Anämie auf: blasse Schleimhäute, Pulsus pseudoceler, Hämoglobinurie bis zur Oligo-, und Anurie, prähepatischer Ikterus und Splenomegalie.
Neben einer ausführlichen Anamnese, in der Zeckenkontakt und Zeckenschutz erhoben werden sollten, ist ein Blutausstrich mit Giemsafärbung das Mittel der Wahl der Diagnostik. In der Hämatologie zeigt sich eine regenerative Anämie (Retikulozytenzählung!), Thromozytopenie und eine Leukozytose. Blutchemische Veränderungen sind Azotämie, Azidose und Bilirubinämie. Durch eine Harnanalyse lassen sich Hämoglobinurie und Bilirubinurie feststellen. Bei Bedarf kann mittels PCR die Babesienspezies identifiziert werden.
Therapie
Bei milderen Babesioseverläufen genügt eine medikamentelle Therapie mit Imidocarbpropionat. Hochgradig anämische Patienten bedürfen einer Bluttransfusion.
Prognose
Babesien-infizierte Hunde entwickeln eine Immunität für die Dauer von ca. einem halben Jahr. Die Prognose ist bei Früherkennung der Erkrankung günstig, bei immunhämolytischen Anämien jedoch vorsichtig zu stellen.
Beim Menschen ist die Babesiose eine seltene Erkrankung mit möglicherweise hoher Dunkelziffer. Seit 1969 existieren 30 dokumentierte Fälle in Europa (über 80 % splenektomierte Patienten) und über 300 Fälle in den USA. In Europa sind die Babesienarten des Rindes (B. divergens) relevant. Einzelfälle scheinen auch durch B. canis, bovis und microti, eine Nagerbabesienart aus Nordamerika, ausgelöst worden zu sein. Die Klinik des Menschen entspricht dem oben angesprochenen Verlauf beim Hund.*
Dirofilariose / Herzwurmerkankung
Im Vergleich zu den ersten beiden Erkrankungen ist hier der Parasit kein Protozoe, sondern ein Faden-, bzw. Rundwurm, der sein Hauptverbreitungsgebiet in den USA und im Mittelmeerraum hat. Die infektiöse Larve wird hier über einen Mückenstich übertragen. Der Erreger tritt in 2 Formen, den Larvenstadien oder Mikrofilarien und den adulten Formen oder Makrofilarien auf. Tückisch ist die lange Präpatenzzeit des Parasiten, also die Zeit zwischen der Infektion und der Nachweisbarkeit der Mikrofilarien aus dem Blut des Patienten, von mindestens 6 Monaten.
Pathogenese und Klinik
Die Endansiedelung der Makrofilarien erfolgt in der Arteria pulmonalis bzw. im rechten Herzen des Hundes, daraus lässt sich bereits die Klinik erklären: pulmonale Hypertonie, Thromboembolie, Endarteriitis in Lunge und anderen Organen und Rechtsherzhypertrophie mit Dekompensationsmöglichkeit. Zu Beginn zeigen die Tiere Apathie, Belastungsintoleranz, Erbrechen, chronischen Husten und Dyspnoe. Auch symptomlose Verläufe sind möglich. Eine Sonderform ist das so genannte "Vena-Cava-Syndrom", hier entsteht durch Wurmansammlungen eine Obturationsstenose des rechten Vorhofes und der kaudalen Hohlvene.
Diagnostisch ist der mikroskopische Nachweis von Mikrofilarien im Blut (Knott-Test) oder ein Antigentest.
Da zur Therapie von Makrofilarien nur schlecht verträgliche Arsenverbindungen zur Verfügung stehen und die Abtötung von Mikrofilarien mittels makrozyklischer Laktone mit einer hohen Thrombosegefahr verbunden ist, sollte unbedingt auf eine ausreichende Prophylaxe geachtet werden! Diese erfolgt zum Beispiel mit Milbemycinoxim einmal monatlich in der Mückensaison, da diese Medikamente bereits larvale Stadien abtöten und so die weitere Entwicklung des Herzwurms unterbrechen.
Hier ist der Mensch nur Fehlwirt mit Larvenknoten in Subkutis und Lunge.
Fazit
Zusammenfassend gesehen sollten besonders um die Urlaubszeit auch die für Deutschland exotischeren parasitären Infektionskrankheiten nicht außer Acht gelassen und dabei nie die Möglichkeit einer Übertragung der Krankheit auf den Tierbesitzer übersehen werden.
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* Quelle: "Zoonosen: von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskankheiten", Krauss et. al, Deutscher Ärzte Verlag, 2004 ** Bildquelle: srqpic / Flickr
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