Das Physikum zu bestehen ist kein Kinderspiel - davon können wohl alle Medizinstudenten, die es schon versucht haben, ein Lied singen. Damit Ihr den Lernstress ohne bleibende Schäden an Körper und Seele übersteht, erfahrt Ihr hier, was man tun und lassen sollte.
Dass das Physikum eine anstrengende und Nerven aufreibende Angelegenheit ist, weiß jeder, der sich je daran versucht hat. Das ist eben so. Dennoch sollte die Physikumsvorbereitung zwar eine echte Herausforderung sein, allerdings nicht zur körperlichen und geistigen Dekompensation führen.
Hier erfahrt Ihr, wie Ihr den Endspurt am besten angeht, ohne dabei Eure Gesundheit zu gefährden oder den Verstand zu verlieren…
DON'T
Don't #1: Standardlehrbücher wälzen
Löffler, Silbernagel, Benninghoff und verschiedene Duale Reihen haben uns zwar erschöpfend informiert durch die vorklinischen Semester begleitet und uns mehr oder weniger Freude bereitet, aber kurz vor dem Physikum ist der einzig rechte Platz für sie das Regal. Die Detailfülle dieser Werke hat nichts mit effizienter Physikumsvorbereitung zu tun, sondern führt uns bloß unsere Unwissenheit vor Augen, verführt zum Abschweifen und resultiert in Panikattacken und Zeitnot. Diejenigen Details, die das IMPP lieb gewonnen hat, lassen sich durch physikumsausgerichtete Literatur wie Schwarze Reihe, Mediscripte, oder Physikum exakt bestens erlernen. Also Finger weg von den dicken Schinken!
Don't #2: In unbekannte Gewässer schwimmen
Klassischerweise werden Fächer wie Physik oder auch Embryologie während der Vorklinik sehr stiefmütterlich behandelt. Oder welcher Medizinstudent durchblickt zwanglos die mathematische Beschreibung von Schwingungen und Wellen oder die Entwicklung des Hörorgans? Ganz ehrlich: Wer hier nicht schon von vorne herein sehr fit ist, sollte nicht vornehmen, unbedingt alle Fragen dieser Fächer beantworten zu wollen. Der Zeitaufwand für eine echte physikalische oder embryologische Wissensaufbauoffensive wäre unverhältnismäßig hoch. Hier empfiehlt es sich, vielleicht einige wichtige Prinzipien und ein paar ultra-basic-Formeln zu verinnerlichen, damit lassen sich schon erstaunlich viele Fragen beantworten! Mehr als drei, vier Tage sollte die Abhandlung der beiden Fächer eher nicht benötigen. Die Paar Fragen, die man dann eben nicht beantworten kann, lassen sich durch sichere Kenntnisse in den großen Themengebieten ganz leicht wieder einfahren.
Don't #3: Vergammeln
Auch wenn es manchmal unbequem ist: Morgens zeitig aufstehen, Zähne putzen, duschen, kämmen, anziehen, aus dem Haus gehen und Menschen treffen verbessert die Lebensqualität ungemein und beugt Depressionen vor. Das ist ernst gemeint! Körpergrundpflege und soziale Teilhabe sind keine Selbstverständlichkeit bei Physikumskandidaten! Von daher kann es sehr hilfreich sein, seinen Lernplatz grundsätzlich auszulagern, etwa in die Bibliothek oder an andere stille Orte…
Don't #4: Ein Magenulcus heranzüchten
Morgens ein Liter Kaffee, mittags ein Döner mit viel Scharf und eine Cola, nachmittags Espresso, abends ein Currygericht und ein Bier. Eventuell noch hartes Zeug wie Energiedrinks oder Koffeintabletten, eine Menge Stress, Panik und wenig Schlaf. Das über zwei, drei Monate und fertig ist euer Geschwür. Zum Glück merkt man ja schon früher dieses Drücken und Brennen im Oberbauch, das ein völlig übersäuerter Magen verursacht. Wer also ähnliche Beschwerden bei sich vernimmt, tut gut daran, mal auszuschlafen, eine Weile auf Kräutertee auszuweichen und lieber das milde Curry zu wählen. Ein Ayran oder Lassie kann auch nicht schaden. Euer Magen wird es Euch danken…
Don't #5: Koffeinflashs provozieren
Als Mediziner meint man ja, bereits eine Koffeinresistenz entwickelt zu haben. Aber irgendwann ist es dann doch so weit und ein feinschlägiger Tremor, Hitzewallungen und eine Menge Extrasystolen machen sich bemerkbar. Ganz zu schweigen von Schlaflosigkeit trotz tiefer Erschöpfung. Koffeinhöchstdosen erhöhen dabei keineswegs die Leistungsfähigkeit, sondern führen auf Dauer zu Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit und Reizbarkeit – all das, was Ihr gar nicht gebrauchen könnt! Tipp: Gegen Müdigkeit hat sich schlafen bewährt…
DO
Do #1: Kreuzenkreuzenkreuzen
Die beste Prüfungsvorbereitung ist zu wissen, was dran kommt. Und zum Glück ist das im Physikum ja größtenteils so! Die Fragen wiederholen sich nämlich gnadenlos! Auch wenn sie mit ganz verschiedenen Gewändern daherkommen, des Pudels Kern sind doch immer wieder die gleichen Fragestellungen. Es ist wirklich auffällig, dass letztendlich die geprüften Inhalte ziemlich begrenzt sind. Wer viel kreuzt, weiß also genau, worauf es wirklich ankommt. Es ist sogar ratsam, ein Thema zu kreuzen, bevor man es überhaupt wiederholt hat. Durch die mehrmalige Repetition der Frageninhalte, merkt man sich einfach irgendwann was wichtig und richtig ist und kann dann gezielt nachlesen. Wer beim Kreuzen schon praktisch alle Fragen beantworten kann, darf es ruhig erwägen, sich die Lernerei für das Thema mal ganz zu sparen – das bringt eine Menge zusätzliche Zeit! Gleiches gilt für die mündliche Prüfung. Sofern Altprotokolle Eurer Prüfer existieren (gibt’s meist bei der Fachschaft), auf jeden Fall diese zuerst durchgehen und dann darauf hin lernen. Praktisch jeder Prüfer hat seine Paradethemen (meistens sein Fach, oder Forschungsbereich…), die er immer wieder bringt. Es lohnt sich, die zu kennen!
Do #2: Aktiv lernen für die Mündliche
Nachdem ihr also wochenlang täglich gekreuzt und richtige Antworten passiv wiedererkannt habt, ist es oft problematisch, Inhalte selbst sinnvoll hervorzubringen. Das ist in der mündlichen Prüfung aber nun mal Eure Aufgabe. Hier empfiehlt es sich, nicht alleine in irgendwelchen Büchern zu lesen, sondern sich zur Gruppe oder zum Paar zusammen zu tun und sich gegenseitig einfach mal abzufragen. Dabei merkt man schnell, wie viel man weiß, was man wirklich verstanden hat und wo die Lücken sind. Die lassen sich dann gemeinsam, eventuell mit der freundlichen Unterstützung eines Lehrbuchs, schnell schließen. In Diskussionen lernt man eben eine Menge und man profitiert sowohl vom abgefragt werden, als auch von den Ausführungen und der Korrektur der anderen. Viele wissen eben immer mehr als einer und das kann in der Gruppe prima zum Allgemeingut werden. Wenn man dann doch mal alleine lernt, sind die Arbeitshefte von Thieme sehr zu empfehlen. Sie decken einen unerwartet großen Themenbereich ab, den man aktiv wiedergeben muss. Sie nehmen einen dabei gut an der Hand, was sehr angenehm ist, wenn die Motivation etwas zu wünschen übrig lässt, und führen einen in ganz kurzer Zeit noch einmal durch das Fach. Perfekt.
Do #3: Med.Psych.Soz gut behandeln
Auch wenn die Medizinische Psychologie und Soziologie so manchem Brechreiz beschert, ist sie nach wie vor ein elementarer Bestandteil der Prüfung. Mit 60 Fragen ist sie genauso stark vertreten, wie Anatomie, Biochemie und Physiologie, so dass sie wirklich nicht vernachlässigt werden sollte. Hinzu kommt, dass hier mit verhältnismäßig überschaubarem Aufwand fast alle Punkte zu holen sind. Die Fragen sind zwar zunächst sehr gewöhnungsbedürftig und werden Euch möglicherweise anfangs zur Verzweiflung bringen, mit etwas Übung werdet Ihr allerdings garantiert gute Resultate erzielen. Es geht letztendlich fast immer darum, einen Transfer von einigen auswendigzulernenden Definitionen und Modellen auf das Beispiel der Frage zu vollbringen. Hier Zeit zu investieren, lohnt sich. Irgendwann wird der Funke überspringen und ihr kreuzt richtig.
Do #4: Freizeit fest einplanen
Bei allem Eifer dürft Ihr nicht vergessen, dass Entspannungsphasen für den Lernerfolg ebenso wichtig sind, wie das Lernen selbst. Nur durch vernünftigen Wechsel von Informationsaufnahme und -verarbeitung können die Lerninhalte effektiv gespeichert und auf Dauer die Leistungsfähigkeit erhalten bleiben. Exzesse von 48 Stunden Chemie, nur unterbrochen durch wenige Stunden unruhigen Schlaf, sind damit sicher nicht vereinbar. Zeit zum Schlafen, Zeit für angenehme Essenspausen und ein klarer Feierabend sind essentiell. Mehr als 8 bis 10 Stunden Lernen (inklusive Kreuzen) am Tag sollten es nicht sein, darüber hinaus nimmt die Aufmerksamkeitskurve einen drastischen Knick und Ihr vergeudet eher Zeit, als dass Ihr etwas aufnehmt. Nutzt die Abendstunden für Aktivitäten, die Euch entspannen und die Euch Spaß machen und haltet Euch daran! Der nächste Morgen kommt früh genug…
Do #5: In Bewegung bleiben
Als Möglichkeit zur Freizeitfüllung ist Sport und Bewegung jeder Art vielleicht die beste Wahl. Nach langen Sitztagen erweist sich etwas körperliche Ertüchtigung als wahre Wohltat. Ein verspannter Nacken löst sich, Ihr atmet mal richtig tief durch, der Kopf wird frei und das ein oder andere Endorphin ist vielleicht auch drin. Ob Joggen, Schwimmen, Tanzen, Fußball, Tennis, Yoga, Frisbee, was auch immer, rafft Euch auf! Ihr werdet merken, dass Ihr auch beim Lernen viel fitter und wacher werdet. Nebenbei bleibt so auch die Lernschokolade folgenlos und es gibt im Herbst kein Drama auf der Waage…
Gewappnet mit all diesen warmen Empfehlungen, steht eurem Physikumserfolg also fast nichts mehr im Wege… So seien Durchhaltevermögen und ein kleines Lächeln mit Euch und gutes Gelingen in der Prüfung!