Was tun, wenn sich Pillen-Plagiateure einfach nicht ausrotten lassen? Das Unternehmen T-Ray Science hat die Lösung: Mit Hilfe eines handlichen Scanners können Pillen künftig auf ihre Echtheit hin durchleuchtet werden. Geplante Markteinführung: 2011.
Das elektromagnetische Spektrum ist bekanntlich ziemlich universell einsetzbar. Je nach Wellenlänge sind elektromagnetische Signale sicht- oder hörbar, warm oder kalt oder auch gar nichts von alledem. Vergleichsweise wenig eingesetzt werden bisher bestimmte hochfrequente Signale, die kurz unterhalb der Frequenzen des sichtbaren Lichts angesiedelt sind, die so genannten TeraHertz-Strahlen. Der Bereich der TeraHertz-Strahlung beginnt bei 300 GigaHertz, also 3 x 1011 Hertz. Er endet bei 3 TeraHertz, entsprechend 3 x 1012 Hertz. Jenseits dieser Frequenzen kommt vor dem sichtbaren Licht nur noch der Infrarotbereich, unterhalb schließt das Spektrum der Mikrowellen an.
Erst falsche Zellen, dann falsche Pillen
Mit dem medizinischen Einsatz der vergleichsweise schwer zu erzeugenden TeraHertz-Strahlen beschäftigten sich Wissenschaftler etwa seit der Jahrtausendwende. Die hochfrequenten Strahlen ermöglichen eine Art Röntgenblick, der unterschiedliche Einsatzszenarien im medizinischen Umfeld denkbar macht. Im Jahr 2002 kam es zu einer Proof of Concept-Studie, bei der TeraHertz-Strahlen zur Diagnostik bei 25 Patienten mit Hautkrebs eingesetzt wurden, deren Gewebeproben mit der Strahlung durchleuchtet wurden. Das funktionierte relativ gut: Die Korrelation mit der histologischen Diagnostik lag bei 100 Prozent. Im Gefolge hat sich neben anderen das US-Unternehmen T-Ray Science dieser Sache angenommen und einen eigenen TeraHertz-Hautkrebs-Scanner entwickelt.
Das war aber nur der Anfang. Denn jetzt prescht das Unternehmen mit einer Meldung vor, wonach es zusammen mit dem kalifornischen Unternehmen Sanmina SCI den Prototypen eines TeraHertz-Analyzers für Tabletten entwickelt habe. Das Gerät geht gerade in groß angelegte Feldtests. Es trägt den passenden Namen Authenticare™, arbeitet mit einer Art Spektralanalyse, wobei das Spektrum der eingescannten Tablette mit dem eines bekannt nicht gefälschten Prototypen verglichen wird. Als Referenz dient also eine zuvor eingescannte, echte Tablette des jeweiligen Medikaments. Zielgruppen für den Scanner sind nach Unternehmensangaben Apotheken, Konsumenten, Kriminalbehörden, pharmazeutische Unternehmen und alle anderen, die ein Interesse daran haben, gefälschte Pillen rasch zu erkennen.
Nun ist der T-Ray-Scanner nicht das erste technische Hilfsmittel, mit dem gefälschte Pillen von Originalen unterschieden werden können. Einer der Vorteile des neuen Produkts soll allerdings ein vergleichsweise konkurrenzfähiger Preis sein. „Unser Ziel ist es, einen Detektor für Arzneimittelfälschungen anzubieten, der auch in Asien, Afrika oder Südamerika bezahlbar ist, also dort, wo der Bedarf am größten ist“, betont T-Ray-Präsident Thomas Braun. Neben einer gewissen Robustheit ist vor allem ein geringer Preis die Voraussetzung für einen Einsatz in diesen Weltgegenden.
Angesteuert wird das Niedrigpreis-Segment
Und genau hier möchte T-Ray Science punkten: „Voraussichtlich wird das Produkt 75 Prozent weniger kosten als existierende Detektoren für gefälschte Tabletten“, so Braun. Technisch setzt das Unternehmen ebenfalls auf einen vergleichsweise praktikablen Ansatz. Authenticare™ ist keine Riesenmaschine, sondern ein kleiner, tragbarer Kasten. Die nötige Computerpower bringt das Produkt nicht selbst mit. Es wird es in einen Laptop gestöpselt.