Akupunktur zählt in Deutschland zu den am häufigsten alternativ eingesetzten Therapieverfahren der traditionellen chinesischen Medizin. Das große Interesse, aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen sowie die Nachfrage vieler Patienten machen auch Medizinstudenten neugierig auf dieses Feld der chinesischen Medizin.
Akupunktur ist ein Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), einem der ältesten medizinischen Diagnose- und Heilverfahren der Welt. Ihre Anfänge liegen 6000 bis 8000 Jahre zurück. Die ersten bekannten Textbücher sind über 2000 Jahre alt. Die Therapiemethoden der TCM werden weltweit an jährlich etwa 800 Millionen Menschen auch außerhalb Chinas angewendet. Die Akupunktur erzielt nach heutigem Kenntnisstand ihre Wirkung im Körper aufgrund verschiedener Mechanismen. Maßgeblich ist vor allem die Bildung von körpereigenen Substanzen (Endorphinen) und Nerven-Überträger Substanzen (Neurotransmittern). Diese Substanzen wirken schmerzlindernd und psychisch entspannend. Allerdings kann die Akupunktur nur heilen, was gestört ist, nicht aber, was zerstört ist. Unerwünschte Nebenwirkungen gibt es bei richtiger Durchführung der Akupunktur fast gar nicht. Es können aber in vereinzelten Fällen Unwohlsein, Schwindel, Kopfschmerzen oder lokale Schmerzen auftreten.
Die letzte Hoffnung
Immer mehr Menschen geben sich deshalb vor allem aufgrund chronischer Beschwerden in Akupunkturbehandlung. Besonders Rückenschmerzen verschiedenster Art, aber auch Migräne, chronischen Entzündungen im HNO-Bereich oder Allergien sollen oftmals mittels Akupunktur behandelt werden. Für Patienten, die unter derartigen Erkrankungen leiden, ist diese Form der fernöstlichen Therapie nicht selten die letzte Hoffnung, da keine klassische schulmedizinische Behandlungsmethode Erfolg bringend war.
Angebot für Medizinstudenten
Chinesische Medizin und insbesondere Akupunktur sind jedoch keine wesentlichen Bestandteile des deutschen Medizinstudiums. Viele Universitäten bieten aber bereits Kurse, Seminare oder Praktika zum Themenschwerpunkt traditionelle chinesische Medizin und Akupunktur an. An der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt a.M. wurde beispielsweise durch den Fachbereich Allgemeinmedizin ein Akupunktur Seminar ins Leben gerufen, das von verschiedenen Ärzten und Ärztinnen aus der Region abgehalten wird. Hier sollen die Studierenden einen Einblick in die theoretischen Grundlagen der Akupunktur sowie in die praktische Handhabung der Nadeln erhalten.
Auch die Johannes-Gutenberg Universität in Mainz bietet eine Vorlesung zu Theorie und Praxis der traditionellen chinesischen Medizin an. Auch viele andere Universitäten sind diesem Beispiel mittlerweile gefolgt. Seit September 2009 existiert zudem von der Deutschen Gesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) eine Akupunktur Sommer Akademie für Medizinstudenten. Hier sollen die Wirkmechanismen und Therapiemöglichkeiten der Akupunktur in Theorie und Praxis erarbeitet werden. Die Tutoren der DÄGfA sind Ärzte, die in der Lehre und Forschung tätig sind.
Eine weitere Möglichkeit sich schon während des Studiums mit der Akupunktur auseinander zu setzten sind Famulaturen. Diese können natürlich sowohl im Ausland, beispielsweise in China oder Taiwan, aber auch in Deutschland bei speziellen Fachärzten für Akupunktur absolviert werden.
Auch wenn man als Medizinstudent in Deutschland noch wenige Berührungspunkte mit dem Thema Akupunktur hat, so ist diese alternative Heilmethode doch auf dem Vormarsch und gewinnt nun auch immer mehr Einzug in die Universitätsmedizin.