Grazer Forscher fanden erstmals heraus, wie negativ sich Feinstaub auf das menschliche Auge auswirkt.Das Problem des daraus oftmals resultierenden "Trockenen Auges" kommt in der Bevölkerung häufig vor.
Keratoconjunctivitis sicca – das Trockene Auge ist eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche. Die Tränenflüssigkeit ist in ihrer Zusammensetzung verändert, ihre Menge reduziert. Folglich wird das Auge nicht mehr ideal befeuchtet, trockene Stellen entstehen. Es wird rot, kratzt, brennt, sondert Schleim ab, ist lichtempfindlich oder geschwollen. Die Betroffenen klagen über ein Fremdkörpergefühl, Schmerzen bei Luftzug, Unverträglichkeit von Kosmetika und Kontaktlinsen, Probleme bei der Arbeit am Bildschirm und Müdigkeit. Ihre Lebensqualität ist stark beeinträchtigt. Die Ursachen für eine Keratoconjunctivitis sicca sind vielfältig: Ein Trockenes Auge kann bei verschiedenen Augen-, Haut- oder Stoffwechselerkrankungen vorkommen, es kann im Alter, durch Verletzungen oder Operationen entstehen, immunologisch bedingt sein oder durch Medikamente ausgelöst werden.
Umweltfaktoren spielen eine große Rolle
Inwiefern die zunehmende Umweltbelastung durch Ozon, Autoabgase, Zigarettenrauch oder Feinstaub einen negativen Einfluss auf die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit hat, blieb bis vor kurzem eine unbeantwortete Frage. Weltweit gab es keine Studien, wie sich Umweltfaktoren wie Feinstaub oder andere Faktoren, auf das menschliche Auge auswirken. Einem Forscherteam um Univ.-Prof. Dr. Otto Schmut von der Universitäts-Augenklinik der Med-Uni Graz ist es jedoch erstmals gelungen, die Auswirkungen von Feinstaub auf das menschliche Auge zu analysieren. Das Team konnte nachweisen, dass Feinstaub die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe der Tränenflüssigkeit verändert und die Vitalität der Zellen der Bindehaut stark reduziert wird. Somit stellt auch der Feinstaub einen auslösenden Faktor für das so genannte umweltinduzierte "Trockene Auge" dar.
Schädigung der Tränen-Proteine durch Feinstaub
An der Messstelle Graz-Süd, in einem belasteten Siedlungsgebiet in Graz, wurden die Feinstaubpartikel in Filtern aufgefangen. Wird menschliche Tränenflüssigkeit mit diesen Partikeln aus den Feinstaubfiltern zusammengebracht, verändern sich die Eiweißstoffe der Tränen, besonders dann, wenn noch dazu ultraviolettes Licht einstrahlt. Die dadurch in ihrer Zusammensetzung veränderten Tränen können ihre benetzende Funktion nicht mehr erfüllen und die trockenen Stellen am Auge treten auf. Wenn man menschliche Zellen der Bindehaut des Auges mit Feinstaub in Zellkultur inkubiert, kommt es zu einer Herabsetzung der Vitalität dieser Zellen. Dies lässt den Schluss zu, dass ähnlich den Zellen der Lunge, auch die Bindehautzellen des Auges durch Feinstaub geschädigt werden.
Besonders negativ: Feinstaub plus UV-Licht
„Aus unseren Studien lässt sich ableiten, dass besonders dann die Augenoberfläche negativ betroffen ist, wenn Feinstaub und gleichzeitig ultraviolettes Licht auf die Augenoberfläche einwirken, zum Beispiel durch einen längeren Aufenthalt in Feinstaub belasteten Gebieten bei gleichzeitigem Einwirken von starkem Sonnenlicht“, erklärt Schmut. Der Experte rät sich vor dem UV-Licht mit guten Sonnenbrillen zu schützen. Welche Langzeitfolgen der Feinstaub am Auge bewirken kann, ist noch unbekannt. Das umweltinduzierte “Trockene Auge“ wird - wie die Arbeiten der Universitäts-Augenklinik beweisen - durch Umwelteinflüsse wie UV-Licht, bodennahes Ozon, Autoabgase, Zigarettenrauch etc. ausgelöst.